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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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plötzlich ruckartig zur Seite, so dass mein Rückgrat mit voller Wucht gegen die Ecke der Toilettenkabine gerammt wurde.
    »Du bist so gut wie tot, Jägerin«, zischte er hasserfüllt, als ein brennender Schmerz durch meinen ganzen Körper fuhr. Wieder rammte er meinen Rücken gegen die Kante. Noch einmal und noch einmal, wobei er mir jedes Mal bösartig drohte.
    »Du kannst nicht gewinnen.« Krach!
    »Unsere Einheiten werden größer.« Knall!
    »Du kannst uns nicht mehr aufhalten.« Buff!
    Nicht gerade eine besonders klare Aussage, aber in diesem Moment machte ich mir nicht allzu viele Gedanken darüber, was sie bedeuten mochte. Ehrlich gesagt, machte ich mir über kaum etwas Gedanken, denn ich war vollauf damit beschäftigt, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Natürlich überlegte ich mir, wie ich dem Dämon das Handwerk legen konnte. Und wie ich es schaffen sollte, rechtzeitig zu Allies verdammtem Familientag zu gelangen.
    Ich hielt meinen linken Arm weiterhin fest um seinen Hals geschlungen und fasste mit der rechten Hand in meine Haare, um die Spange herauszufischen, die ich dort extra für solche Notfälle befestigt hatte. So widerlich das auch klingen mag – das Durchstoßen des Auges ist einfach die beste Methode, einen Dämon in Menschengestalt zu erledigen. Der kleine spitze Metallbügel an der billigen Spange aus der Drogerie war wie dafür geschaffen.
    Sobald ich jedoch meinen Griff lockerte, hechtete Sinclair nach vorn. Noch klebte ich wie ein Klettband an seinem Rücken. Er ging zu Boden und vollführte eine schlecht ausgeführte, aber durchaus wirksame Rolle vorwärts, die so unerwartet und für mich schmerzhaft war, dass ich notgedrungen von ihm abließ. Ich plumpste mit meinem Allerwertesten hart auf den Boden und stieß ein leises Uff aus, als mir der Aufprall die Luft nahm.
    Sofort spannte ich jedoch die Muskeln wieder an – bereit zum Angriff. Aber statt in die Offensive zu gehen und sich auf mich zu stürzen, rannte Sinclair jetzt den Gang entlang in den vorderen Teil des Busses. Sekunden später sprang ich auf die Füße, aber da war es bereits zu spät.
    Sinclair riss am Nothebel, und die Tür ging zischend auf. Für einen Moment drehte er sich zu mir um, grinste mich an und rannte dann in Richtung Schule.

 
    Ich befand mich nur wenige Sekunden hinter ihm. Aber Dämonen können wahnsinnig flink sein, und als ich auf die Straße sprang, war er bereits verschwunden, untergetaucht in einem Meer aus Eltern und Großeltern, die alle über den Parkplatz auf den Eingang der Turnhalle zuströmten. Ich mischte mich unter die Leute und rannte los, wobei ich im Vorbeilaufen die Gesichter betrachtete, Sinclair jedoch nirgendwo entdecken konnte.
    Verdammt!
    Ich hastete in Richtung Schule. Ein Teil von mir hoffte, dass Sinclair tatsächlich hineingegangen war, während ein anderer sich wünschte, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte. Ich wollte die Höllenbrut das Fürchten lehren – das stimmte. Aber gleichzeitig wollte ich ihn auch weit weg von meiner Tochter wissen.
    Ich drängelte mich durch eine Gruppe älterer Leute und wurde erst langsamer, als ich feststellte, dass es sich um die Gruppe meiner Senioren handelte. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, stehen zu bleiben, doch dann schnappte ich einige Gesprächsfetzen auf – »Ich frage mich ja, welche Vitamine der Arzt ihm gegeben hat« –, und mir wurde klar, dass sie Sinclair gesehen haben mussten. Wahrscheinlich hatten sie auch bemerkt, in welche Richtung er verschwunden war.
    Ich verlangsamte also meinen Schritt. »Dieser Sinclair – wissen Sie vielleicht, wohin er ist?«
    Mr. Morrison wies auf eine Eingangstür ganz in unserer Nähe. »Da entlang – «
    »Kate!« Plötzlich tauchte Marissa neben mir auf und hielt mich wie ein Schraubstock am Ellenbogen fest. »Wo warst du? Es ist fast so, als müssten wir ein Rudel junger Hunde zusammenhalten. Kelly und ich brauchen dich hier.«
    »Ich kann nicht.« Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen, den Blick nicht auf Marissa, sondern auf die Metalltür gerichtet. »Ich muss – «
    » – deiner Pflicht nachgehen, meinst du?« Sie wies auf die Gruppe der alten Leute. »Wenn du gleich einmal damit anfangen könntest, sie in Zweiergruppen zusammenzubringen, dann könnten wir – «
    Wieder trat ich von einem Fuß auf den anderen. »Gut. Sicher. Ich bin gleich wieder da. Als Erstes aber muss ich mal – «
    »Kate! Was ist dein Problem?«
    »Sieht so aus, als müsste sie dringend für

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