Vom Daemon verweht
verloren. Ich hätte es nicht ertragen, einen weiteren aus demselben Grund ziehen lassen zu müssen.
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen«, meinte Laura. »Diese ganze David-Eric-Geschichte ist schon so heftig genug.«
»Kann man wohl sagen«, erwiderte ich.
»Es könnte trotzdem stimmen«, sagte Laura. »David scheint sich sehr viel um Allie zu kümmern. Und wenn Eric tatsächlich zurückgekommen ist, dann wäre es das Natürlichste der Welt, dass er seine Tochter sehen und erleben will, wie sie sich entwickelt hat und was sie jetzt beschäftigt.«
»Und das würde er bestimmt vor mir geheim halten«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Laura. »Ich habe schließlich inzwischen einen anderen Mann geheiratet.«
Laura warf mir einen spöttischen Blick zu. »Genau. Du hast zwei Männer, und ich schaffe es nicht einmal, einen zu halten.«
»So habe ich das doch nicht gemeint. Tut mir leid.«
Laura winkte ab. »Vergiss es. Ich wollte nicht schon wieder damit anfangen.« Die Küchenuhr klingelte, und meine Freundin stieß einen leisen Pfiff aus. »Wir haben jetzt sowieso keine Zeit mehr.«
Vielleicht entlarvt mich das als keine gute Freundin, aber ich muss zugeben, dass ich erleichtert war, als wir durch den Küchenwecker unterbrochen wurden. Verstehen Sie mich nicht falsch. Laura tat mir wirklich herzlich leid, aber gleichzeitig war ich mit meinen eigenen Männern – dem gegenwärtigen und dem vergangenen – mehr als beschäftigt. Von den Dämonen ganz abgesehen.
»Sehe ich wirklich gut aus? Ich könnte auch das blaue Top anziehen.« Allie, die oben auf der Treppe stand, hielt ein Oberteil in die Luft. »Oh, Mann«, jammerte sie und lehnte sich an das Geländer. »Was meinst du?«
»Das gelbe«, antwortete ich. »Definitiv das gelbe. Das sieht am besten aus.«
»Echt?«
»Ganz echt. Ich bin mir sicher.«
»Darf ich etwas Lidschatten tragen?« Sie warf mir einen flehenden Blick zu. »Bitte! Ich verspreche dir, dich nie mehr zu fragen, bis ich sechzehn bin. Nein, bis achtzehn. Bitte, bitte, bitte – darf ich? Nur heute Abend?«
»Bis du achtzehn bist?«, meinte ich schmunzelnd. »Schwörst du das?«
»Hoch und heilig«, meinte sie und legte zwei Finger auf ihr Herz, um den Schwur zu besiegeln.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie in einer Woche wieder fragen würde, wenn sie damit begann, mit ihren Freundinnen zu irgendwelchen Partys zu gehen. Nach den Ferien würde es wahrscheinlich so weitergehen. Ich hatte vor, meinen strikten Standpunkt trotz schrecklichem Gejammere und drohenden Tobsuchtsanfällen bis zum Frühjahr durchzuhalten. Dann würde ich wahrscheinlich nicht mehr die Kraft haben, diesen Nervenkrieg noch länger beizubehalten.
»Warte einen Moment«, sagte ich. »Ich werfe nur kurz einen Blick in die Küche, um zu sehen, wie dort alles läuft, und komme dann zu dir ins Badezimmer.« Ich drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Fass aber nichts an!«
»Was soll das denn heißen? Ich bin doch nicht Timmy!«, schimpfte Allie.
Sie hatte natürlich recht. Trotzdem wollte ich vermeiden, dass sie das Make-up genauso dick auftrug, wie ihr Bruder ihr das vorgemacht hatte.
Da Lauras Köstlichkeiten entweder vor sich hin köchelten oder bereits fertig waren, konnte ich die Küche für eine Weile verlassen. Bei meinen Kochkünsten war es wahrscheinlich sowieso das Beste, mich so wenig wie möglich einzumischen.
Laura war inzwischen nach Hause gegangen, um sich umzuziehen. Sie versprach mir, rechtzeitig zurück zu sein – umgezogen und mit Mindy im Schlepptau –, um noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Ich warf einen raschen Blick auf die Uhr. Beinahe acht. Die Duponts und unser Ehrengast mussten jeden Moment eintreffen.
Ich trage nicht oft Make-up – meistens halte ich es für einen sinnlosen Aufwand –, doch mit meinen Fähigkeiten auf diesem Gebiet sah es wesentlich besser aus als mit denen in der Küche. Allie und ich würden also bestimmt einen passenden Lidschatten und Kajalstift finden.
Als ich Allie mit hochgesteckten Haaren, meinen Perlenohrringen und einem dezenten Make-up vor mir stehen sah, kamen mir beinahe die Tränen. Mein kleines Mädchen wurde wirklich erwachsen. (Dieser Tatsache musste ich in letzter Zeit immer wieder ins Auge sehen. Ich hatte mich vor zwei Monaten ganz ähnlich gefühlt, als wir gemeinsam BHs einkaufen gegangen waren und ich feststellen musste, dass Allie und ich inzwischen die gleiche Größe hatten. Das
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