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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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war ein Schlag, von dem ich mich noch nicht ganz erholt hatte.)
    Da nichts ein festliches Essen schneller zu einem Alptraum werden lassen kann als ein quengelndes Kind, hatte ich Timmy bereits zu essen gegeben. Allie und ich brachten ihn nun zu Bett und riefen Stuart, damit er seinem Sohn einen Gutenachtkuss geben konnte. Nachdem alles so weit fertig war und es noch immer ein paar Minuten dauerte, ehe Troy eintreffen würde, begann Allie nervös durch das Wohnzimmer zu laufen. Sie schüttelte die Kissen auf, legte die Magazine und Zeitschriften so hin, dass Newsweek und Time oben und Vogue, Cosmopolitan und die Fernsehzeitschrift unten lagen.
    Stuart warf sie einen finsteren Blick zu, als er seine Füße auf den Couchtisch legen wollte. Schließlich kontrollierte sie noch, ob ich auch Stoffservietten statt unserer normalen Papiervariante herausgeholt hatte, schaltete den Fernseher auf CNN und bat Eddie, diesmal zur Abwechslung einmal keine dummen Witze zu reißen.
    Ich saß still auf dem Sofa, da ich befürchtete, beim Durchblättern einer Zeitschrift den Zorn meiner Tochter auf mich zu lenken. Endlich klopften Laura und Mindy an die Verandatür. Ich hatte gehofft, dass ihre Gegenwart die Stimmung etwas aufheitern würde, aber leider war dem nicht so. Mindy war genauso nervös wie Allie. Die beiden Mädchen flüsterten aufgeregt miteinander und machten einen gemeinsamen Kontrollgang durch das Wohnzimmer. Sie rückten Vasen und Kerzenleuchter gerade und begannen sogar mit dem Abstauben. Wenn ich das Ganze nicht so amüsant gefunden hätte, wäre ich wahrscheinlich schwer beleidigt gewesen.
    Eine Viertelstunde verging, und meine Belustigung verschwand. Ich starrte auf den Fernseher, ohne auch nur ein Wort der Diskussion über die finanzielle Situation Amerikas aufzunehmen. Allie tat dasselbe. Sie wippte nervös mit dem Fuß auf und ab und warf alle zehn Sekunden einen Blick auf die Wanduhr.
    Es bestand kein Zweifel: Troy hatte sich verspätet.
    Weitere fünf Minuten vergingen. Dann weitere fünf. Und noch einmal fünf.
    »Vielleicht hat er sich verirrt«, schlug Mindy hoffnungsvoll vor.
    Allie stürzte sich wie eine Ertrinkende auf diese Vorstellung. Die beiden Mädchen rannten in die Küche, um Troy auf dem Handy zu erreichen.
    Er ging nicht dran.
    Als die Uhr auf dem Kaminsims halb neun schlug, war uns allen klar: Meine Tochter war versetzt worden.
    »Allie«, sagte ich und trat zu ihr, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen.
    Sie wich mir aus. »Schon in Ordnung«, murmelte sie und starrte auf den Teppich. »Wahrscheinlich ist irgendetwas dazwischengekommen. Oder er hat sich verspätet. Oder irgendetwas. Mir ist das so was von egal.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Ich warte oben.«
    Mindy stand ebenfalls auf. Anders als die der Erwachsenen war ihre Gesellschaft wohl erwünscht.
    »Mistkerl«, zischte Stuart, sobald sich die Mädchen außer Hörweite befanden. »Wenn ich diesen Typen in die Finger bekomme…«
    Ich nickte. Mir ging es ähnlich. In diesem Moment wäre es mir am liebsten gewesen, wenn sich Troy Myerson als Dämon entpuppt hätte. Dann hätte ich ihm nämlich so richtig einheizen können.
    Ich ließ eine halbe Stunde verstreichen. Dann hielt ich es nicht länger aus. Ich stand auf. Als Stuart mich fragend ansah, deutete ich nach oben.
    »Vielleicht hilft ja Schokolade oder etwas Süßes«, schlug er vor.
    »Gute Idee.« Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging in die Küche. Als ich kurz darauf wieder durch das Wohnzimmer zur Treppe marschierte, trug ich ein Tablett mit einer Schachtel von Allies Lieblingskeksen, zwei Gläsern und einem Liter Milch.
    »Aha. Schweres Geschütz.«
    »Ich habe das Gefühl, das könnte gebraucht werden.«
    Oben angekommen, klopfte ich an Allies Zimmertür und öffnete sie. Die Mädchen saßen auf dem Bett und hatten sich lange T-Shirts an- und bis über ihre Knie gezogen. Allies Augen waren rot und geschwollen, und auch Mindy sah nicht viel besser aus.
    Mindy blickte mich hilflos an, und ich zeigte mit dem Daumen nach unten. »Deine Mutter könnte etwas Hilfe in der Küche gebrauchen.« Das war zwar etwas plump, aber niemanden schien das zu stören.
    »Also gehe ich mal«, sagte Mindy. Sie lehnte sich vor und umarmte Allie kurz. Dann verschwand sie nach unten.
    Meine Tochter drehte sich weg und umschlang ihr Kopfkissen. Ich setzte mich neben sie und streichelte ihr den Rücken – genauso wie ich das immer gemacht hatte, wenn sie als kleines Mädchen

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