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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Sie halten mich wohl für unterschwellig aggressiv, was? Vielleicht stimmt das. Oder ich war einfach nur müde.
    In dem Moment, als ich Allie ihr Telefon zurückgeben wollte, stürzte Mindy auf uns zu.
    »Habt ihr es schon gehört? Sie haben eine Leiche im Keller der Schule gefunden! Ist das nicht absolut wahnsinnig schrecklich?«
    »Kein Scheiß?«, fragte Allie, um mir sogleich einen schuldbewussten Blick zuzuwerfen. »Sorry. Ich meine – echt wahr?«
    »Ehrlich! Mama und ich haben uns gerade mit der Direktorin unterhalten, als ein Sanitäter kam und mit Mrs. George redete. Ich habe alles gehört.« Sie trat einen Schritt näher und fügte mit einem konspirativen Flüstern hinzu: »Er hat sogar gesagt, dass das Gesicht der Leiche total hinüber ist.«
    »Wie schrecklich!«, rief Allie, während ich mich darum bemühte, entsetzt und besorgt dreinzublicken.
    Laura, die Mindy ein wenig atemlos gefolgt war, stieß nun zu uns. »Eine Tragödie in diesen heiligen Hallen«, erklärte sie. »Hast du schon gehört?«
    Weder ihre Stimme noch ihre Wortwahl waren bemerkenswert. Trotzdem wusste ich, dass sie in Wahrheit fragte: Ist das deine Handschrift?
    »Ja«, erwiderte ich. »Mindy hat es uns gerade erzählt.« Ich wollte dringend wissen, wie der Fund allgemein aufgenommen wurde. Nahm man an, dass es sich um einen Unfall handelte, oder suchte man bereits nach mir?
    »Komm schon mit«, forderte Mindy Allie auf, ihr zu folgen.
    »Einen Moment, Mädels!«, fuhr ich dazwischen. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    »Natürlich ist das eine gute Idee, Mrs. Connor! Es ist eine Superidee. Ich gehöre doch zur Schülerzeitung. Und die Schulneulinge bekommen nie etwas anderes zu schreiben, als irgendwas Langweiliges über die Lehrer. Das hier wäre der totale Durchbruch für mich!«
    »Vergiss es, Woodward«, erklärte Laura.
    Mindy blinzelte verständnislos. »Woodward?«
    Ihre Mutter schüttelte nur den Kopf. »Du gehst nicht auf Leichensuche. Schlag dir das aus dem Kopf.«
    »Aber Mama!«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!«, entgegnete Laura. »Jetzt geht schon. Los. Ab mit euch.« Sie wies auf die andere Seite der Turnhalle. Die Mädchen zögerten und tauschten dann einen jener Blicke aus, den alle Mütter von Töchtern im Teenager-Alter so gut kennen. In diesem Fall bedeutete er: Meine Mutter spinnt.
    »Wie auch immer«, erklärte Allie. Dann gingen sie zusammen davon, während sie die Köpfe zusammensteckten und wahrscheinlich ihre Listen mit den unzähligen Fehlern ihrer Mütter verglichen.
    Ich wandte mich an Laura und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    »Was?«
    »Wenn ich dir jetzt sage, dass ich auch nachforschen gehen will – nennst du mich dann Bernstein?«
    »Selten so gelacht. Du kannst mir später dafür danken, dass ich uns die beiden vom Hals geschafft habe.« Sie nickte in Richtung Tür. »Gehen wir.« Ich zögerte noch einen Moment, weil ich ganz sicher sein wollte, dass uns die Mädchen nicht beobachteten. Außerdem suchte ich die Turnhalle nach Timmy ab. Ich entdeckte ihn und Eddie in einer Spielecke, die der Elternbeirat für die Kleinen aufgebaut hatte. Timmy steckte bis zum Hals in einem Pool voller Plastikbälle. Das Grinsen auf seinem Gesicht war so breit, dass ich es von meinem Platz aus sehen konnte.
    Ich winkte und schaffte es, Eddies Aufmerksamkeit zu erhaschen. Mit einer Geste bedeutete ich ihm, zu mir zu kommen.
    Das tat er auch, wobei er zuerst eine der Frauen in seiner Nähe bat, ein Auge auf meinen Jungen zu haben.
    Laura und ich kamen ihm entgegen und erzählten ihm rasch, was passiert war. »Wir wollen nur kurz nachsehen, was los ist«, erklärte ich ihm und beendete die Geschichte so vage wie möglich.
    »Dann zieht mal Leine«, erklärte er. »Ich kümmere mich währenddessen um den Bengel.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte ich.
    Er sah mich an. »Ich bin in Rente – schon vergessen?«
    Ich nickte. Es stimmte. So gern ich Eddie um mich hatte, so war ich doch die einzige Dämonenjägerin in dieser Gegend, die aktiv im Dienst war. Manchmal lastete diese Verantwortung sehr auf mir.
    Als Laura und ich hinauseilten, hörte ich, wie mir einige der Frauen aus dem Elternbeirat hinterherriefen. Ich gab vor, plötzlich auf beiden Ohren taub zu sein. Zuerst die Dämonen. Dann die Damen vom Erfrischungsstand.
    Wir eilten durch die Gänge, bis wir in der Nähe der Eingangstür einige Polizisten in Uniform entdeckten. Ein gelbes Absperrband war durch die Halle gespannt worden,

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