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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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damit kein Unbefugter mehr hindurchkonnte. Eine Trage – noch leer – lehnte neben der Tür. Der Anblick der Bahre störte mich nicht weiter. Sehr wohl aber die Polizisten.
    Ich sah David Long, der bei einer Gruppe von Lehrern stand, und winkte ihm zu. »Was ist passiert?«, rief ich ihm zu, denn das schien das einzig Richtige zu sein, was ich in einer Situation tun konnte, von der ich absolut nichts wusste.
    David ließ die anderen Lehrer stehen, unter denen sich auch einer befand, den ich irgendwoher kannte, und kam zu uns. Auch der Hausmeister drückte sich in unserer Nähe herum. Er trug einen dunkelgrünen Overall und legte eine gereizte Miene an den Tag. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Vor einigen Monaten hatte ich einen toten Dämon in meiner Küche gehabt (oder vielmehr hatte ich einen Dämon in meiner Küche zur Strecke gebracht), und seitdem macht mir das Kochen noch weniger Spaß als zuvor.
    »Verdammte Kinder«, brummte der Hausmeister, dessen Stimme so leise war, dass ich eher von seinen Lippen ablas, was er sagte, als dass ich es hörte. »Bringen nur Probleme.«
    Irgendwie schien mir diese Bemerkung doch unangebracht zu sein, weshalb ich David sogleich fragte: »Stehen denn irgendwelche Schüler unter Verdacht?«
    David wirkte überrascht. »Das glaube ich nicht. Ich habe gehört, dass es wahrscheinlich eine Herzattacke gewesen ist, aber bisher haben wir noch keine weiteren Informationen bekommen.«
    Ich überlegte. Wenn man bedachte, dass Sinclair mit einer Metallstange im Auge gefunden worden war, kam mir die Diagnose Herzattacke etwas seltsam vor. Andererseits hatte der Mann natürlich tatsächlich einen Herzinfarkt gehabt. Zumindest ursprünglich. Die Hinweise darauf mussten noch immer vorhanden sein. Und falls der Notarzt meinte, dass er einen Infarkt erlitten hatte und dann die Kellertreppe hinuntergestürzt war… recht unwahrscheinlich, aber mir blieb nichts anderes als die Hoffnung. Im Grunde war es mir egal, welche Todesursache festgestellt wurde, solange die Polizei den Fall zu den Akten legte und nicht nach einem Schuldigen suchte. Sprich: nicht nach mir.
    Ich holte tief Luft und presste meine Tasche an mich. Meine Hand legte sich auf das Buch. So wie es aussah, hatte ich von der Polizei nichts zu befürchten. Doch wie stand es mit den Mächten des Bösen? Mit denen würde ich sicher noch einige Kämpfe auszufechten haben.

 
    »Arthur Simms«, sagte Eddie leise. »Den kenne ich noch von meinem Zwangsurlaub in Coastal Mists. Der könnte ein Dämon sein. Würde mich nicht überraschen.«
    Wir standen hinter dem Podium des Chors und flüsterten verschwörerisch miteinander. »Simms ist kein Dämon«, sagte ich und blickte mich um, um sicherzugehen, dass wir nicht belauscht wurden. Ich kannte Arthur Simms zwar nicht gut genug, um das zu beschwören, aber dafür kannte ich Eddie umso besser und wusste, dass er zu Übertreibungen neigte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber falls sich ein Dämon höherer Ordnung dieses Altenheim auserkoren hat, dann weißt du genauso gut wie ich, dass Sinclair nicht der Letzte gewesen sein wird.«
    »Aber weshalb nicht?«, fragte ich frustriert.
    »Keine Ahnung. Aber zumindest wissen wir, dass es einen Plan gibt«, erwiderte Eddie. »Das ist mehr, als du noch heute Morgen gewusst hast.«
    Er hatte recht. Ich hatte mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befunden und ohne Vorankündigung einem Dämon gegenübergestanden. Sinclair das Handwerk zu legen, hatte zweifelsohne diesen ominösen Plan erst einmal durchkreuzt, wer immer sich auch dahinter verbergen mochte. Das konnte ich wenigstens als kleinen Sieg verbuchen.
    »Es könnte wieder dieser Goramesh dahinterstecken«, sagte Eddie und meinte damit den Dämon höherer Ordnung, mit dem ich mir vor einigen Monaten einen heftigen Kampf geliefert hatte.
    »Stimmt. Oder vielleicht haben wir es auch mit einem ganz anderen Wesen zu tun.« Ich holte tief Luft. »Sieht ganz so aus, als ob ich in den nächsten Tagen noch mehr Zeit in Coastal Mists verbringen müsste. Einfach um die Lage zu sondieren. Könntest du mir dabei helfen?«
    Er sah mich an. Sein Blick sprach Bände. »Ich werde nie mehr einen Fuß in dieses verfluchte Haus setzen, nicht einmal, wenn ich dadurch eine verdammte Apokalypse aufhalten könnte. Hast du mich verstanden, Mädchen?«
    »Habe ich.« Das hatte ich tatsächlich. Eddie war über viele Monate in Coastal Mists gefangen gehalten und immer wieder schrecklichen

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