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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Verhören unterzogen worden. Und zwar durch die Handlanger eines Dämons höherer Ordnung. Unter diesen Umständen konnte ich es ihm kaum zum Vorwurf machen, dass er diesen Ort mied wie die Pest.
    »Wenn du mich allerdings dieser Stella Lopez vorstellen würdest«, erklärte er und winkte kokett einer Frau zu, die gerade an uns vorbeiging. Dann stieß er einen derart lauten Pfiff aus, dass sich alle Augen auf uns richteten.
    »Eddie!«
    »Was denn? Sie ist doch wirklich eine ausgesprochen aparte Erscheinung!«
    Ich schüttelte resigniert den Kopf. »Am besten sprechen wir später weiter.«
    Ich wollte mich abwenden, als er mich am Arm festhielt. »Wo ist das Buch?«
    »Im Auto«, antwortete ich. Nachdem uns die Polizei vom Tatort verscheucht hatte, waren Laura und ich kurz in die Damentoilette geflüchtet, damit ich ihr dort das Buch übergeben konnte. »Ich wollte es nicht die ganze Zeit mit mir herumtragen.«
    Laura befand sich inzwischen auch wieder in der Turnhalle. Sie war einige Minuten zuvor zurückgekommen, hatte mir mit erhobenem Daumen bedeutet, dass alles okay wäre, und sich dann sofort auf Mindy und den Kuchenstand gestürzt. Auch ich wollte mir endlich etwas gönnen. Zum Frühstück hatte ich nur den Rest von Timmys Grießbrei gegessen und ihn mit drei Tassen Kaffee hinuntergespült. Wenn ich gewusst hätte, was mir bevorstand, wären bestimmt eine Menge Proteine auf meiner Speisekarte gewesen. Jetzt hatte ich jedenfalls das Gefühl, vor Hunger jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen.
    Natürlich brauchte ich eine geschlagene Viertelstunde, um die kurze Strecke bis zum Buffet zu schaffen. Alle schienen mit mir sprechen zu wollen – auch Sylvia Foster und Gretchen Kimble, zwei Mütter aus Allies Klasse, mit denen ich eine Fahrgemeinschaft eingerichtet hatte. Sogar der Konrektor Mr. Maynard wollte mir persönlich dazu gratulieren, eine so begabte Tochter zu haben.
    Jeder also außer Stuart, der noch immer nicht aufgetaucht war. Ich weiß, dass er eine Wahlkampagne zu bewerkstelligen hatte. Und ich weiß auch, dass er Dutzende von anderen Verpflichtungen unter einen Hut bringen musste. Na und? Ich lief mir die Hacken ab, um zwei Kinder großzuziehen, das Haus (irgendwie) in Ordnung zu halten und Hunderte von ehrenamtlichen Aufgaben zu übernehmen. Trotzdem blieb mir noch Zeit, Dämonen zu jagen und San Diablo zu einem sicheren Ort für die Demokratie zu machen (okay, das vielleicht nicht, aber wenigstens versuchte ich, die Stadt so weit zu beschützen, dass man getrost nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen laufen konnte).
    Mir war durchaus bewusst, dass Stuart nichts von meiner Dämonenjägerei wusste. Aber verdammt noch mal – er hatte es versprochen!
    Ich zog Allies Handy aus der Tasche und wählte seine Nummer. Wieder seine Voicemail. Am liebsten hätte ich das Telefon von mir geschleudert.
    »Gibt es Probleme?«
    David Long tauchte auf einmal wieder neben mir auf und hielt mir einen Teller mit Käse, einigen Erdbeeren und – Gott sei Dank! – zwei Cremekrapfen unter die Nase.
    »Wenn dieser Teller für mich ist, könnten alle Probleme auf einen Schlag verschwunden sein«, entgegnete ich.
    »Das macht mich dann wohl zu einem echten Superhelden, oder?«
    Ich biss in einen der Krapfen. »Könnte man so sagen. Wenn es nach mir ginge, würde ich Ihnen zu Ehren ein Denkmal er richten.«
    »Ich will Sie nicht davon abhalten.« Er drehte den Kopf, so dass ich sein Profil bewundern konnte. »Ich halte dies für meine beste Seite. Was meinen Sie?«
    »Leider weiß ich nicht, wie ich diese Frage höflich beantworten kann«, entgegnete ich und kämpfte gegen ein Grinsen an.
    »Die Wahl fällt schwer, nicht wahr?« Er drehte den Kopf. »Die andere Seite ist nämlich auch ziemlich eindrucksvoll.«
    »Hm«, erwiderte ich kauend. »Ich halte es für das Beste, ganz Dame zu sein und zu schweigen.«
    »Mrs. Connor, Sie verletzen mich.«
    »Nennen Sie mich Kate«, sagte ich und nahm mir eine Erdbeere. »Jeder, der mir Essen bringt, ist dazu berechtigt, mich beim Vornamen zu nennen.«
    »In Ordnung, Katie.«
    Ich wollte mir gerade die Erdbeere in den Mund stecken. »Ich heiße Kate«, korrigierte ich ihn etwas zu heftig.
    »Entschuldigung«, erwiderte er. Seiner Miene nach zu urteilen, tat es ihm allerdings gar nicht leid.
    Nur die Menschen, die mir am nächsten stehen, nennen mich Katie. Und auch das nur sehr selten. Padre Corletti in Rom, Stuart und Eddie.
    Für Eric hingegen…
    Für Eric bin ich immer

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