Vom Daemon verweht
sie mich so lange mit ihrem Hundeblick an, bis ich schließlich nachgab.
Ich seufzte. »Du hast ja recht. Es ist wirklich dein Geld.«
»Juhu!« Sie ballte vor Begeisterung die Faust. »Du bist voll cool, Mami!«
»Ich weiß«, erwiderte ich amüsiert. Timmy fing an zu zappeln und wollte auf den Boden gestellt werden. Ich tat ihm den Gefallen. Allie fasste ihren Bruder an den Händen und führte mit ihm einen kleinen Freudentanz auf.
Alles in allem ein schöner Moment für unsere ganze Familie – abgesehen von der Tatsache, dass natürlich ein Familienmitglied fehlte.
Ein dünnes Mädchen mit einem langen Pferdeschwanz ging mit einem Tablett voller Kekse und einem entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht an uns vorbei. Timmy hörte sofort zu tanzen auf und sah sie sehnsüchtig an.
»Kekse«, sagte er. »Ich will Kekse!«
Da ihn das Mädchen nicht gehört hatte, fasste ich nach seiner Hand. Das schien mir der geeignete Moment zu sein, die Turnhalle zu verlassen, aber Eddie kam mir zuvor. »Dann komm mal mit, Kleiner«, sagte er. »Ich bin auch schon ganz scharf auf eines dieser Chocolate-Chip-Monster.«
»Monster?«, fragte Timmy und sah dabei weniger verängstigt als vielmehr begeistert aus. »Ich will die Monster sehen!«
Ich runzelte die Stirn und sah Eddie an. Ich war mir sicher, dass er meine Gedanken lesen konnte, denn das Letzte, was mir vorschwebte, war ein Zusammentreffen meines Sohnes mit der falschen Art von Monster.
»Alles unter Kontrolle«, erklärte Eddie. »Wir treffen euch dann in ein paar Minuten.«
»Mami? Hallo!« Allie wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht hin und her. »Wo ist eigentlich Stuart? Er hat mir doch versprochen, hier zu sein.«
»Hm«, brummte ich und verfluchte mich innerlich, weil ich auf diese Frage hätte vorbereitet sein müssen. Es war klar gewesen, dass Allie ihren Stiefvater vermissen würde.
Zum Glück wurde ich von meiner Erzfeindin aus dieser unangenehmen Lage befreit. Marissa stand inzwischen neben mir. Sie sah mich finster an, ihr Mund war nur noch eine schmale Linie. »Verdammt noch mal, Kate! Du hast darauf bestanden, als Begleitperson mitzufahren. Es wäre also durchaus angebracht, wenn du mir dann auch ein wenig unter die Arme greifen könntest.«
»Natürlich, Marissa. Gern. Kein Problem. Ich spreche gerade noch mit meiner Tochter, die einen ersten Preis gewonnen hat.«
»Hi«, sagte Marissa, ohne Allie anzusehen. »Kommst du jetzt und hilfst mir – oder was?«
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und schaute ihr über die Schulter. Vier unserer Schützlinge saßen noch immer auf ihren Stühlen und wirkten nicht so, als ob sie irgendwelche Probleme bereiteten. Die anderen hatten sich in der Turnhalle verteilt, plauderten mit Schülern und Eltern und lächelten meist zufrieden. »Es sieht doch ganz so aus, als ob alle versorgt wären«, meinte ich. »Bis es an der Zeit ist, zurückzufahren, sollten wir ihnen die Gelegenheit geben, sich unter die Leute zu mischen beziehungsweise etwas Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Meinst du nicht auch?«
»Versorgt?« Sie verschränkte empört die Arme. »Ich glaube kaum, dass Dermott Sinclair versorgt ist.«
Doch, das war er. Aber ich hatte nicht vor, Marissa mein kleines Geheimnis zu verraten. Stattdessen bemühte ich mich darum, angemessen verblüfft dreinzublicken. »Mr. Sinclair? Ich dachte, er wäre bei dir.«
»Wie bitte? Ich habe ihn doch das letzte Mal mit dir gesehen, als ihr im Bus zurückgeblieben seid.«
»Ja, schon. Aber dann ist er davon. Er wollte euch finden. Ich nahm also an, dass er in der Turnhalle zu euch gestoßen ist.« Ich sah sie herausfordernd an. Sollte sie es bloß wagen, mich eine Lügnerin zu nennen!
»Das ist er aber nicht«, entgegnete sie scharf. »Ich bin wirklich froh, dass du dich als Begleitperson gemeldet hast, Kate. Du bist eine wahnsinnig große Hilfe.«
Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Es sieht doch so aus, als ob du wunderbar allein zurechtgekommen wärst. Alle sind hier und wirken zufrieden.«
»Alle außer Mr. Sinclair.«
»Hm«, stimmte ich zu. »Das ist wirklich seltsam.« Ich trat zu Allie und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Wie wäre es, wenn wir eine kleine Runde drehen würden? Dabei können wir ja nach Mr. Sinclair Ausschau halten. Er muss hier irgendwo sein. Wo sollte er sonst stecken?«
Eine gute Frage, die ich aber garantiert nicht beantworten wollte.
Marissa sah noch immer wütend aus, bedrängte mich aber nicht weiter. Also floh
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