Vom Daemon verweht
ich. »Sozusagen Nachschlagewerke für schwarze Magie.«
»Nun, wenn dieses Buch tatsächlich die Malevolenaumachia Demonica ist, so sollte es hundertmal schlimmer als jedes Zauberbuch der finsteren Mächte sein.«
»Oh. Toll.«
Father Ben stand auf und kam um den Tisch herum, um sich neben mir an die Tischplatte zu lehnen. »Haben Sie jemals den Jäger des verlorenen Schatzes gesehen?«
»Ja, klar. Er gehört zu meinen Lieblingsfilmen. Wir haben ihn sogar auf DVD.« Ich unterdrückte das Bedürfnis, ihn zu fragen, was das mit dem Buch zu tun hatte. Wenn mein alimentatore nicht völlig den Verstand verloren haben sollte, würde er sicher bald zum Thema zurückkehren.
»Erinnern Sie sich noch an die Szene mit dem Franzosen? Und das, was er über die Bundeslade sagte?«
»Dass sie eine Verbindung zu Gott darstellt?«, fragte ich. Mir wurde auf einmal übel. »Wollen Sie damit etwa andeuten – «
»Genau das«, unterbrach er mich. »Genau das will ich damit andeuten.«
»Das Buch dient also dazu, mit Gott in Kontakt zu treten? Oder ist das Buch dazu da, um – «
»Um mit gefangenen Dämonen Verbindung aufzunehmen.«
»Wow. Verstehe. Ganz schön clever, was?« Ich holte tief Luft und überlegte mir, was das bedeutete. »Wie soll das funktionieren?«
»Die Worte des Dämons zeigen sich auf den Seiten.«
»Oh, dann ist ja alles in Ordnung«, sagte ich. »Das Buch ist nämlich völlig leer.«
»Nicht ganz. Die Mitteilung verschwindet wieder, sobald man die Worte des Dämons gelesen hat.«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu begreifen, was er mir gerade gesagt hatte. »Dann erklärt der Dämon also etwas, und das erscheint in Buchstaben auf dem Papier? So nach dem Motto: Hallo, Leser! Stell dich in ein Pentagramm!«
»Ja, so in etwa.«
»Und nachdem jemand diese Nachricht gelesen hat, verschwindet sie wieder, und das Buch ist völlig leer?«
»Ganz genau.«
»Verstehe.« Das gefiel mir ganz und gar nicht. Die Untertreibung des Jahres, ich weiß, aber die Geschichte behagte mir von Grund auf nicht.
»Kann der Leser den Dämonen selbst auch etwas mitteilen?«, wollte ich wissen. »Wenn man also etwas in das Buch schreiben würde, könnte es der Dämon dann lesen und danach die Seite wieder leer erscheinen lassen?«
Father Ben zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich leider nicht.«
Ich nickte nachdenklich und versuchte, das Ganze zu kapieren. »Und diese Dämonen, die Kontakt aufnehmen – Sie haben gesagt, dass sie gefangen sind, nicht wahr? Ich dachte aber immer, dass sich Dämonen in der Hölle befinden oder im Äther schweben.« So wie ich das bisher verstanden hatte, stammt die Macht eines Dämons direkt aus der Hölle. Dorthin kehrt er auch zurück, um sich zu erholen oder Urlaub zu machen oder was auch immer Dämonen in ihrer Freizeit tun.
Aber wenn man den ganzen Tag in der Hölle herumhängt, klettert man als Dämon wohl auch nicht die Karriereleiter hoch. Dämonen wollen bei uns ihr Unwesen treiben und kämpfen darum, zu Menschen zu werden. Falls ihnen das nicht gelingt, flüstern sie den Menschen ihre bösen Gedanken ein und drängen sie, ihren niedrigsten Instinkten zu folgen.
Es gibt zahlreiche Berichte von Heiligen, die davon erzählen, wie sie überall in der Luft um uns herum Dämonen erkennen. Meiner Meinung nach muss das zu den großen Nachteilen eines Heiligenlebens gehören.
»Viele nehmen an, dass Dämonen jederzeit die Hölle verlassen und auf Erden wandeln können«, sagte Father Ben. »Diejenigen unter uns, die mit der Forza zu tun haben, wissen, dass dies tatsächlich zutrifft.«
»Haben Sie es eigentlich vorher gewusst? Ich meine, zum Beispiel im letzten Jahr. Ehe Sie von mir erfahren haben. Und von der Forza.«
»Ich habe stets daran geglaubt«, antwortete er. »Aber eindeutig gewusst habe ich es natürlich nicht. Ich habe nie einen Beweis für einen Dämon gesehen, und auch jetzt musste ich noch keine solch schrecklichen Dinge erleben wie die, mit denen Sie zu tun haben, Kate. Natürlich habe ich mich auch niemals in einem richtigen Kampf mit einem Höllenwesen befunden. Aber daran geglaubt habe ich immer.«
Er fasste nach meiner Hand und drückte sie. Und obwohl wir vermutlich mehr oder weniger im gleichen Alter sind, fühlte ich mich bei ihm geborgen wie bei einem älteren Bruder. Gleichzeitig war ich aber auch traurig. Ich hatte niemals darum gebeten, jene Dinge zu sehen, die mir als Dämonenjägerin mehr oder weniger täglich begegneten. Ich hatte nie aus
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