Vom Daemon verweht
der Schneemann ein und wollte dann die Lebensmittel in die Schränke einräumen. Das Haus kam mir fast unheimlich still vor. Ich versuchte eine gewisse Unruhe, die ich auf einmal verspürte, zu ignorieren und redete mir ein, dass ich mal wieder übertrieben vorsichtig war. Nur weil ich am Tag zuvor gegen einen Dämon gekämpft hatte, musste das noch lange nicht bedeuten, dass diese Monster bereits mein Haus infiltriert hatten.
Leider half dies wenig. Ich befand mich in einer seltsamen Stimmung und schlich auf leisen Sohlen vom Wohnzimmer in die Küche. Der Krug mit Orangensaft, den ich am Morgen nicht weggeräumt hatte, stand noch immer auf dem Frühstückstisch. Aber war er nicht ein wenig nach links gerückt worden? Ich runzelte die Stirn. Unsicher ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern. Kein anderer Gegenstand schien von fremder Hand bewegt worden zu sein. Benahm ich mich einfach nur lächerlich, oder hatte ich auch Grund dazu?
Irgendwie kam mir alles ein wenig unwirklich vor.
»Allie?«, rief ich so laut, dass man mich bestimmt in allen Zimmern des Hauses hatte hören können.
Nichts.
Okay. Das war gut. Das Haus war leer. Nichts war anders als sonst. Ich musste mich einfach nur zusammenreißen. Das war alles.
Für eine Minute stand ich regungslos da und dachte darüber nach, wie mein Reiß-dich-zusammen-Plan genau aussehen sollte. Nach einer Weile wurde mir klar, dass ein solcher Plan vielleicht vernünftig sein mochte, aber wenn es um die Sicherheit meines Kindes ging, machte es mir nichts aus, unter Verfolgungswahn zu leiden und jegliche Vernunft in den Wind zu schlagen. Das bedeutete, dass ich Timmy am besten zu Laura brachte, während ich das Haus durchsuchte. Nur um ganz sicher zu gehen.
»Timmy?«, rief ich, um so Punkt eins meines mütterlich besorgten Plans in die Tat umzusetzen, und ging ins Wohnzimmer. »Komm mal her, mein Schatz.«
Er blickte auf. Seine Miene spiegelte deutlich seine Verärgerung wider. »Frosty, Mami.«
»Ich weiß, Liebling. Aber ich möchte, dass du jetzt herkommst.«
Keine Reaktion.
»Timmy«, sagte ich. »Komm sofort hierher.«
Wieder keine Reaktion.
»Junger Mann, ich will nicht bis drei zählen müssen. Hörst du?«
»Ich schaue Frosty, Mami!« Er hatte seine kleinen Hände zu Fäusten geballt, und ich konnte deutlich sehen, dass er jeden Augenblick einen seiner berühmten Tobsuchtsanfälle bekommen würde. Nachgeben oder streng sein? Die uralte Frage, die sich alle Eltern stellen.
Ich gab nach und wählte die einzig todsichere Methode, um ein Kleinkind zu etwas zu bewegen, was es nicht machen will – Bestechung.
»Wie wäre es mit einem Eis?«
Er legte den Kopf zur Seite und schielte in meine Richtung, ohne den Fernseher jedoch ganz aus den Augen zu lassen. »Eis?«
»Ja – Eis. Wenn du mit mir zu Tante Laura kommst, bekommst du dort ein Eis. Und da darfst du auch Frosty weitersehen.«
Er sah mich an. Sein Gesicht wirkte vor Konzentration ganz verknittert. »Schokoladeneis?«
»Klar«, erwiderte ich und hoffte, dass Lauras Gefrierschrank derartige Schätze beherbergte. Zuerst einmal jedoch hoffte ich, dass Laura überhaupt zu Hause war.
»Gut, Mami.« Auf einmal sprang Timmy auf, nahm mich an der Hand und zog mich entschlossen zur Verandatür. »Wir gehen zu Tante Laura!«
Und das taten wir auch. Ich holte die DVD aus dem Rekorder, schaltete den Fernseher aus und ließ mich dann von Timmy weiter zur Tür ziehen. Vorsichtshalber stellte ich auch noch die Alarmanlage ein. Dann zog ich die Tür hinter mir ins Schloss und verriegelte sie.
Timmy rannte über die Veranda und durch den Garten. Ich folgte ihm in einer vernünftigeren Geschwindigkeit, so dass ich währenddessen mein Handy herausholen und Laura eine kurze Vorwarnung geben konnte. Sie hob nach dem ersten Klingeln ab und war zum Glück damit einverstanden, auf den Kleinen aufzupassen. Auf diese Weise würde es ihr erspart bleiben, weitere ausgelassene Stunden damit zu verbringen, ihre Küchenschränke neu zu ordnen, wie sie mir erklärte.
»Freut mich immer, wenn ich dir helfen kann«, verkündete ich großmütig, als Timmy und ich von ihr unter der Küchentür begrüßt wurden.
»Ich hoffe sehr, dass du das ernst meinst«, erwiderte sie. »Langsam habe ich nämlich das Gefühl, wegen meines Idioten von Ehemann allmählich den Verstand zu verlieren. Wenn ich mich nicht mit irgendetwas beschäftigen kann, werde ich bestimmt bald wegen Belästigung verhaftet.«
»Auch da kann ich dir gerne
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