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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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religiösen Gründen an Dämonen geglaubt – ich wusste einfach, dass es sie gab. Dämonen hatten von Anfang an zu meinem Leben gehört.
    Father Ben begann in seinem Büro auf und ab zu gehen. Ich merkte, dass ihn das Thema faszinierte. »Einige vermuten sogar, dass es bestimmte Dämonen geschafft haben, zu Gott vorzudringen und mit ihm zu sprechen.«
    »Gott scheint mehr Geduld zu haben als ich«, entgegnete ich. »Bei mir wären sie in hohem Bogen durch das Tor zum Himmel wieder hinausgeflogen.«
    Father Ben lächelte. »Ja, Geduld gehört wohl zu Gottes Stärken. Im zweiten Brief des Petrus heißt es allerdings, dass einige Engel so sehr gesündigt hatten, dass sie nicht einfach in die Hölle geworfen, sondern im Tartaros gefangen gehalten wurden.«
    »Davon habe ich schon gehört«, sagte ich. »Dort soll es schlimmer als in der Hölle sein, nicht wahr?«
    »Genau. Es geht die Legende, dass sich diese Dämonen mit Frauen gepaart haben und so Mischwesen entstanden. Man nennt sie Nephilim. Dieser furchtbaren Sünden wegen wurden sie verstoßen. In der antiken Welt galt der Tartaros als der schlimmste Ort der Verdammnis und der Dunkelheit. Die gefallenen Engel sollen dort in Ketten liegen und niemals die Möglichkeit haben, Gott um Gnade anzuflehen.«
    »Wow.«
    »Genau.«
    »Auf immer und ewig angekettet im Tartaros«, sagte ich nachdenklich. »Irgendwie rückt das mein schmutziges Badezimmer wieder in die richtige Perspektive.«
    »Der Plan war, sie dort auf ewig schmoren zu lassen«, fuhr der Priester fort. »Aber über die Jahrtausende gelang es einigen Dämonen dennoch, zu entkommen. Zum Beispiel Goramesh«, fügte er hinzu und sah mich an. »Von ihm nimmt man an, dass er früher einmal im Tartaros gefangen war.«
    »Oh.« Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Ich hatte mit dem Dämon Goramesh gekämpft und nahm nicht an, dass ich ihm in guter Erinnerung geblieben war. Eines Tages würde ich ihn Wiedersehen – da war ich mir sicher. Und dann würden meine Chancen, ein weiteres Mal mit dem Leben davonzukommen, bestimmt nicht mehr so gut stehen.
    Ich setzte mich aufrecht hin und versuchte, vorerst nicht weiter an Goramesh zu denken. Warum sollte ich mich damit unnötig belasten? »Und was hat das alles mit dem Buch zu tun, wenn ich fragen darf?«
    »Der Legende nach sollen nur noch zwei Dämonen im Tartaros gefangen sein, nachdem es den anderen gelang, die Flucht zu ergreifen. Die Bösesten sind zurückgeblieben. Es sind diejenigen, die am wenigsten ihre Sünden bereuen.«
    Ich versuchte, Father Bens Worte zu verdauen. Das Ganze kam mir fast ein wenig unwirklich vor.
    »Sie sind also schlimmer als ein Dämon höherer Ordnung«, meinte ich nach einer Weile.
    Er nickte mit ernster Miene. »Sie lassen sich mit nichts vergleichen, was wir bisher kennen.«
    »Aber sie sind doch noch immer gefangen, nicht wahr? Ich meine, darum geht es doch. In Ketten geworfen und so. Stimmt doch?«
    »Stimmt. Außer…«
    »Außer dass den anderen die Flucht gelungen ist«, beendete ich den Satz für ihn. »Und Sie befürchten, dass diese beiden auch fliehen wollen.«
    »Glauben Sie das nicht?«
    »Doch, ich könnte es mir durchaus vorstellen.« Er hatte recht. »Und das Buch?«
    »Der Titel«, sagte er. »Malevolenaumachia Demonica. Wissen Sie, was er bedeutet?«
    »Mein Latein ist leider seit der Schulzeit ein wenig eingerostet, Father.«
    »Der bösartige Kampf des Dämons.« Er zuckte mit den Schultern und legte den Kopf zur Seite. »Na ja. Das ist eine recht grobe Übersetzung.«
    »Grob oder nicht – klingt jedenfalls ganz und gar nicht gut.«
    »Das Wichtige ist, dass der Legende nach das Buch als Medium fungiert. Nicht um mit Gott zu sprechen, sondern um mit den Dämonen in Kontakt zu treten, die im Tartaros gefangen sind.«
    »Gütiger Himmel«, sagte ich und holte tief Luft. »Und wie soll das Ganze gehen?«
    »Das weiß ich leider nicht.«
    Ich stand auf und begann unruhig in dem kleinen Pfarrbüro auf und ab zu gehen. »Das macht doch alles keinen Sinn. Wenn das Buch tatsächlich als Medium fungieren sollte – was muss man dann sagen, um mit den Dämonen im Tartaros in Kontakt zu treten? Und wer sagt es zu wem? Stand nur Sinclair mit ihnen in Verbindung? Oder sind noch andere Dämonen beteiligt?«
    Father Ben schüttelte ratlos den Kopf. »Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    »Und vor allem: warum das Ganze? Was soll damit bezweckt werden? Welcher Plan steckt dahinter?«
    »Das sind alles gute und

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