Vom Daemon verweht
berechtigte Fragen, Kate«, erklärte Father Ben. »Aber ich kann bisher wirklich keine beantworten. Das Einzige, was wir sicher wissen, ist, dass es einen Plan gibt. Und ich halte es für eine durchaus berechtigte Annahme, dass die Dämonen dem Tartaros entkommen wollen. Vielleicht benutzen sie das Buch, um jemandem Anweisungen zu geben, wie das geschehen soll.«
»Gütiger Himmel.«
»Das sind natürlich alles Spekulationen«, wiegelte Father Ben ab. »Wir können uns ja nicht einmal sicher sein, ob das Buch tatsächlich die Malevolenaumachia Demonica ist.«
»Na super. Jetzt fühle ich mich doch gleich um vieles besser.«
»Wir wissen auch, dass Sie diesen Plan durchkreuzt oder zumindest für den Moment aufgehalten haben.«
»Denn das Buch befindet sich in unserem Besitz.«
»Und es ist an einem sicheren Ort.«
»Wo genau haben Sie es vorhin eigentlich versteckt?«, wollte ich wissen.
»Im Altar«, antwortete er.
»Nicht im Tresorraum?«
»Wie Sie wissen, ist gerade ein Archivar damit beschäftigt, die Reliquien im Tresorraum zu katalogisieren. Dort herrscht täglich ein ständiges Hin und Her. Falls man das Buch zufällig finden würde…« Er beendete den Satz nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass es für dieses Buch einen sichereren Platz auf der Welt gibt als den Altar. Außer vielleicht irgendwo tief in den Eingeweiden des Vatikans.«
Ich nickte. Der Altar der Kathedrale St. Mary war derart mit Knochenstaub von Heiligen durchsetzt, dass er für einen Dämon nicht zu durchdringen war. Zumindest das Buch befand sich also in Sicherheit.
Das löste natürlich keines unserer Probleme, aber es war schon einmal ein guter Anfang.
Timmy und ich verließen die Kathedrale vor zwölf. Danach fuhren wir als Erstes in den Handy-Laden. Dort bekam ich für mein kaputtes und verloren gegangenes Mobiltelefon einen Ersatz, und zwar mit der gleichen Nummer und einer kleinen Kamera. Ich knipste ein paar Fotos von Timmy, um auszuprobieren, wie das funktionierte, schickte sie Stuart und fragte mich, wie ich bisher ohne so etwas hatte existieren können.
Auf meinem Tagesplan stand außerdem ein dringender Besuch im Supermarkt. Zuerst jedoch wollte ich Eddie über unsere neuesten Vermutungen in Kenntnis setzen. Ich fuhr also nach Hause und erzählte ihm rasch, was ich mit Father Ben besprochen hatte. Er wusste nicht mehr über dieses Buch, als ich es tat, war aber auch der Ansicht, dass diese ganze Tartaros-Dämonen-Angelegenheit verdammt unangenehm klang.
»Du wirst mir doch helfen, oder?«
Er schnaubte. »Warum nicht? Dämonen zu jagen versetzt mich immer in beste Laune. Und ein paar von diesen Scheusalen an die Wand zu nageln hebt meine Stimmung gleich noch mehr. Das weißt du doch.«
Ich fuhr ihn zur Bücherei, ehe ich den Supermarkt in unserem Viertel aufsuchte. Eddie versprach mir, mich auf meinem strahlend neuen Handy anzurufen, wenn er wieder nach Hause wollte. »Es sei denn, ich schaffe es, mit der scharfen Biene von der Bücherei mitzufahren«, meinte er verschmitzt und grinste mich an.
Ich wünschte ihm viel Glück und machte mich dann auf den Weg.
Während der ersten zwei Lebensjahre meines Sohnes hatte ich nichts dagegen gehabt, mit ihm im Schlepptau einkaufen zu gehen. Seit ich jedoch die Möglichkeiten erkundet hatte, die sich mir boten, wenn ich ihn in der Kindertagesstätte ablieferte, sank mein Toleranzpegel ihm gegenüber schlagartig, wenn ich tatsächlich einmal wieder mit meinem Kind etwas erledigen musste.
Als Timmy zum dritten Mal eine Dose mit irgendeinem Fleischgericht aus dem Regal riss, sie hochhielt und fragte: »Das hier auch, Mami? Das auch?«, hatte ich eindeutig mehr als genug. Wenn Leute in Sendungen wie Dschungelcamp von Insekten und Beeren leben konnten, dann würden wir es bestimmt auch schaffen, uns einen Abend lang von Milch, Nudeln und was sich sonst noch so im Gefrierschrank verstecken mochte, zu ernähren.
Als wir zu Hause ankamen, stellte ich fest, dass die Garage noch immer leer war. Das überraschte mich nicht. Allie aus dem Einkaufszentrum zu zerren, ohne dass sie nicht mindestens acht Stunden dort verbracht hatte, wäre wirklich ein geradezu übermenschlicher Erfolg gewesen. Stuart hatte wohl unter Wahnvorstellungen gelitten, als er gehofft hatte, mit fünf Stunden wegzukommen. Allerdings musste ich zugeben, dass ich ihm diese Wahnvorstellung auch nicht ausgeredet hatte.
Ich setzte Timmy vor den Fernseher, legte eine DVD mit Frosty
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