Vom Daemon verweht
überhaupt befand.
»MAMI!«
Ich stieß einen erschreckten Schrei aus und setzte mich mit einem Ruck im Bett auf. Als ich zur Seite blickte, sah ich das unschuldige Gesicht meines Sohnes, der mich fröhlich angrinste. Wir hatten vor fünf Wochen sein bisheriges Gitterbettchen gegen ein normales Kinderbett ausgetauscht, und Timmy genoss seine neue Freiheit.
»Wach, Mami?«
»Jetzt schon, Bürschchen.«
Ich streckte den Arm aus, um Stuart zu wecken – schließlich wollte ich nicht die Einzige sein, die selbst an einem Samstag um sieben Uhr morgens gequält wurde –, doch ich musste feststellen, dass er bereits aufgestanden war. Nachdenklich betrachtete ich seine Seite des Bettes.
»Mami! Komm, Mami!«
»Timmy!« Stuarts Stimme hallte durch das Treppenhaus. »Lass deine Mutter schlafen.«
»Ist schon in Ordnung«, rief ich zurück. »Ich bin inzwischen wach.«
Nach einer kurzen Pause rief er: »In diesem Fall kannst du mir bestimmt sagen, wo du die gusseiserne Pfanne aufbewahrst?«
»Im Schrank rechts neben der Spülmaschine, ganz hinten«, rief ich zurück. Während ich gähnte, dachte ich für einen Moment darüber nach, wie praktisch doch eine Gegensprechanlage im Haus wäre. »Warum?«
»Kann ein Mann denn keine Pfannkuchen für seine Familie machen?«, fragte Stuart und steckte den Kopf zu mir ins Schlafzimmer.
»Keine Ahnung. Kann er das?«
»Ich vermute, dass wir das gleich herausfinden werden.« Er winkte Timmy zu sich. »Komm schon, Junge. Hilf deinem alten Vater.«
Timmy hüpfte fröhlich hinter ihm her, während ich mir durch die Haare fuhr und mir das Gesicht rieb, um ganz wach zu werden. Irgendetwas stimmte nicht, und es betraf nicht die ungewöhnliche Tatsache, dass Stuart freiwillig ein derart aufwendiges Frühstück machte.
Ich kroch aus dem Bett und stellte mir dabei das Werk der Zerstörung vor, das mich gleich in meiner Küche erwartete. Pfannkuchenteig an der Decke. Verschüttete Milch. Klebrige Eiweißreste auf der ganzen Arbeitsplatte. Und jeder Topf, jede Pfanne aus den Schränken geholt, als er nach der gusseisernen Pfanne und einer Schüssel suchte.
Ein totales Chaos. Ein völliges Durcheinander. Eine vollkommene Katastrophe !
Das Buch! Ich hatte das Buch genau hinter der gusseisernen Pfanne versteckt.
Mit einem Schlag war ich hellwach. Ich stürzte förmlich den Flur entlang und die Treppe hinab. Erst in der Küche blieb ich keuchend stehen und lächelte meinen Mann atemlos an. »Ich dachte, dass du vielleicht etwas Hilfe gebrauchen könntest, Liebling.«
»Ich werde schon damit fertig«, erklärte er. »Ich bin schließlich ein verdammt gut gelungenes Exemplar der männlichen Spezies.«
»Verstehe«, erwiderte ich. »Klar.« Unauffällig warf ich einen Blick auf den Schrank, der zum Glück noch geschlossen war.
»Aber kannst du auch die Pfanne herausfischen, ohne meine Ordnung durcheinanderzubringen?«
Er starrte mich fassungslos an. »Deine Ordnung?«, fragte er. »Bei dir soll etwas ordentlich sein?«
»Genau, mein Lieber – auch wenn du dir das anscheinend nicht vorstellen kannst.« Indigniert klopfte ich mit dem Fuß auf den Boden und hoffte, angemessen empört zu wirken. Dann zeigte ich auf die Tür zur Garage. »Jetzt hol erst einmal den Speck aus der Gefriertruhe. Schließlich wollen wir Speck dazu haben.«
Er tat, wie ihm geheißen wurde, allerdings nicht, ohne mir vorher einen weiteren ungläubigen Blick zuzuwerfen. Sobald er verschwunden war, öffnete ich die Schranktür und holte hastig die gusseiserne Pfanne heraus. Das Buch befand sich noch immer an seinem Platz, und ich schob einige Pfannen davor, damit man es beim Öffnen des Schranks nicht gleich entdecken konnte.
Wahrscheinlich litt ich unter Verfolgungswahn. Schließlich konnte man nicht behaupten, dass das Buch irgendein Geheimnis preisgab. Aber es hätten sich doch Fragen ergeben, die ich lieber nicht beantworten wollte. Das bedeutete, dass ich mich entweder wie eine Idiotin aufführen und für Stuart unauffällig die Pfanne herausholen oder ihn aus der Küche jagen und selbst das Frühstück machen musste.
Da Stuart so selten kochte, wie man den Halley’schen Kometen am Firmament sieht, war ich nicht gewillt, mir die Gelegenheit, von meinem Mann bedient zu werden, entgehen zu lassen.
Während Stuart also sein Testosteron-in-einer-Schürze-Ding durchzog, brachte ich Timmy ins Wohnzimmer. Wir hatten uns vor kurzem einen Festplattenrekorder angeschafft – eine Erfindung, die meiner Meinung nach
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