Vom Daemon verweht
Boden davon zu überzeugen, dass er sich öffnen und mich verschlucken sollte.
Eddie schlurfte ins Wohnzimmer zurück. Sylvia hingegen sah mich fassungslos an. »Er ist wirklich harmlos«, beteuerte ich. »Nur manchmal, wenn er aus dem Schlaf gerissen wird, kann er etwas orientierungslos sein.«
Sie starrte mich an, ohne etwas zu sagen.
»Übrigens ist mir eingefallen, dass ich Laura zu deiner Tupper-Party mitbringen könnte. Was meinst du?«, fragte ich in dem nicht besonders subtilen Versuch, das Thema zu wechseln. Alle Frauen in unserem Viertel wissen, dass Laura nicht in der Lage ist, sich bei Küchenutensilien zurückzuhalten. Wir nahmen häufig große Umwege in Kauf, bloß um nicht an irgendwelchen Haushaltswarengeschäften vorbeizufahren und so sicherzustellen, dass sie und Paul noch immer die Hypothek für ihr Haus zurückzahlen können.
»Oh, ja!«, meinte Sylvia begeistert. »Du musst unbedingt Laura mitbringen.«
Hinter mir öffnete sich die Haustür, und Laura trat ein. »Wohin sollst du mich mitbringen?«, fragte sie neugierig.
»Zu einer Tupper-Party«, erklärte ich. »Am nächsten Wochenende. Hast du Zeit?«
»Machst du Witze?«, entgegnete sie, als ob ich sie gerade gefragt hätte, ob sie zwanzig Millionen bar auf die Hand möchte. »Sag mir einfach wann und wo.«
Da Sylvia nicht auf den Kopf gefallen war, stürzte sie sich sogleich auf Laura, und die beiden begannen, sich über die Freuden der verschiedenen Küchengeräte auszutauschen. Währenddessen packte ich Timmy und seine Spielsachen zusammen, umarmte Eddie und erinnerte ihn daran, hinter sich zuzusperren und die Alarmanlage einzuschalten, wenn er seinen abendlichen Spaziergang machte.
Wir fuhren in Lauras Wagen und brachten Timmy erst einmal zu Sylvia, da ich es nicht gern habe, wenn er bei jemand anders mitfährt. Selbst wenn es sich bei diesem Jemand um einen Babysitter handelt, dem ich vertraue. Ich erklärte Sylvia, was Timmy mochte und was nicht, und schlug einige Bücher vor, die sie ihm vor dem Schlafengehen vorlesen konnte. Dann stellte ich sicher, dass sie sowohl Stuarts Telefonnummer als auch die des Krankenhauses hatte, und gab ihr vorsichtshalber noch die von meinem und Lauras Handy. Doch da am Strand der Empfang selten gut ist, war es an Stuart, an diesem Abend für den Notfall bereit zu stehen.
»Fertig?«, fragte Laura und ließ den Motor an.
Ich sah in meiner Tasche nach, fand meine Schlüssel, meine Geldbörse und meine Sonnenbrille und nickte. »Ja, fertig. Fahren wir.«
Als wir den Rialto Boulevard erreichten – die Hauptstraße, die unser Viertel durchquert –, drehte sich Laura zu mir. »Glaubst du, dass es klappt? Ich meine, wenn wir nicht bis zum Anbruch der Dunkelheit warten, um den Dämon aus dem Kofferraum zu holen.«
Ich hatte auch bereits darüber nachgedacht. »Ich glaube eigentlich schon. Die Samstagsmesse beginnt erst in einer Stunde.«
Sie wirkte nicht sehr überzeugt. »Viel Zeit bleibt uns da aber nicht.«
»Ich weiß. Aber Father Ben schlug vor, dass wir zur Tür kommen sollen, die in die Sakristei führt. Da ist am Wochenende nie jemand.«
»Ich hoffe, er hat recht«, meinte Laura. »Ich brauche tailliert geschnittene Kleidung, wie du weißt. In Gefängnisklamotten würde ich einfach schrecklich aussehen.«
»Wir könnten auch warten«, gab ich zu bedenken. »Aber dann kommen wir nicht rechtzeitig zu dieser dummen Surfsache.«
Sie seufzte. »Wenn wir das verpassen, laden sie uns nie wieder ein.«
»Eben.«
Sie holte tief Luft und hielt sich mit beiden Händen am Lenkrad fest. »Also gut. Bringen wir es hinter uns.« Rasch warf sie mir einen Blick zu. »Ehrlich, Kate. Das Leben ist jetzt zwar aufregender, seit ich dein Geheimnis kenne. Aber manchmal wünschte ich mir auch, in jener Nacht einfach zu Hause geblieben zu sein.«
Ich hatte Laura damals in mein Geheimnis eingeweiht, weil mir keine andere Wahl geblieben war. Sie war mir eines Nachts gefolgt und Zeugin eines recht schrecklichen Dämonentodes geworden. Damals hatten mir nur zwei Möglichkeiten offen gestanden: Entweder hatte ich ihr alles erzählen oder ihr vorgaukeln müssen, dass sie sich das Ganze nur eingebildet hatte. Letzteres schien keine Option. »Vielleicht tröstet es dich ja zu wissen, dass ich froh bin, dich eingeweiht zu haben. Es wäre viel schlimmer für mich, wenn ich das alles allein durchstehen müsste.«
»Ich bin ja auch froh, es zu wissen. Aber an Tagen wie diesem…«
»Ja«, sagte ich. »Ich weiß.«
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