Vom Daemon verweht
sie zu ihrem Date zu begleiten (oder vielmehr zu ihrem Pseudo-Date). Es war also eine Gelegenheit, die ich mir keinesfalls entgehen lassen wollte.
Ich entdeckte Eddie an derselben Stelle, wo ich mich von ihm verabschiedet hatte. Er saß in seinem Sessel und schlief tief, während der Fernseher vor sich hin plärrte. Ich schaltete ihn aus, öffnete den Schrank im Wohnzimmer und holte Timmys kleines Spielzeugklavier heraus. Mein Sohn stürzte sich sogleich darauf. Ich hoffte, auf diese Weise zehn Minuten Zeit zu gewinnen, auch wenn diese Minuten ziemlich laut sein würden.
Normalerweise hätte ich Laura gebeten, auf Timmy aufzupassen. Doch obwohl Mindy nicht im Surfclub war, wollte sie ebenfalls bereits beim Grillen mitmachen, und auch sie war großmütig genug gewesen, ihrer Mutter zu erlauben, sie zu begleiten. (»Wenn du mir versprichst, nicht total peinlich zu sein.«)
Das bedeutete, dass wir den Dämon bereits am Nachmittag entsorgen mussten. Also mehr oder weniger gleich. Entweder das, oder wir ließen die Leiche im Kofferraum, während wir uns am Strand vergnügten. Ich nahm nicht an, dass dies für Laura eine echte Alternative darstellte.
Nach Timmys kleinem Ausflug in die Welt der Kosmetik hatte ich nicht vor, ihn noch einmal mit Eddie allein zu lassen. Es sei denn, ich wollte mein Haus in einem totalen Tohuwabohu vorfinden, in dem sich mein Sohn von einem Vorhang zum anderen schwang und mein ganzes Make-up als Kriegsbemalung verwendet worden war.
Ich nahm das schnurlose Telefon und begann, die anderen Frauen in unserem Viertel anzurufen. Zehn Minuten und drei Gespräche über den Toten im Schulkeller später, fand ich endlich jemanden, der auf meinen Sohn aufpassen konnte.
»Bist du dir sicher?«
»Ja, überhaupt kein Problem«, erwiderte Sylvia Foster. »Carl hat dieses Wochenende Susan. Ich bin also sowieso allein zu Hause. Wahrscheinlich tust du mir damit sogar einen Gefallen.«
Sylvia und Susan leben am anderen Ende unserer Straße. Susan ist normalerweise recht früh in der Schule, weil sie noch vor dem Unterricht oft zu einer Orchesterprobe muss. Aber wenn sie das nicht tut, gehören sie und Sylvia zu unserer Fahrgemeinschaft. Als unsere Mädchen in der siebten Klasse der Junior High waren, ließen sich Sylvia und Carl scheiden. Ich sah Susan zwar nicht oft, aber dennoch war mir aufgefallen, dass sie sich nach der Scheidung in sich zurückgezogen hatte. In letzter Zeit war sie zwar wieder lebhafter geworden, aber das Ganze lag auch schon zwei Jahre zurück. Ich dachte an Allie und die Jahre nach Erics Tod. Dann wanderten meine Gedanken zu Stuart und wie frustriert mich seine ständige Abwesenheit machte. Ich nahm mir vor, mich demnächst wirklich einmal mit ihm hinzusetzen und darüber zu sprechen. Es gibt vieles, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Mehr, als die Dämonen aus unserer Stadt zu vertreiben. Und meine Familie stand dabei ganz oben auf meiner Liste.
»Das ist wirklich nett von dir«, sagte ich zu Sylvia und vereinbarte mit ihr, Timmy auf meinem Weg zum Strand bei ihr vorbeizubringen. »Und wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun kann…«
Sie stürzte sich sogleich auf mein Angebot. »Da gäbe es schon etwas. Ich gebe in einer Woche eine Tupper-Party. Vielleicht möchtest du ja kommen?«
»Ja, klar – gerne«, erwiderte ich und dachte daran, dass Stuart wahrscheinlich einen Herzinfarkt erleiden würde, wenn ich ihm erklärte, dass ich gerade ein weiteres halbes Dutzend Küchenutensilien bestellt hatte, von denen wieder einmal keines meine Fähigkeiten als Köchin verbessern würde.
Sylvia versprach mir, zu Hause zu sein, und ich eilte nach oben, um mich umzuziehen. Timmy haute währenddessen in die Tasten, und Eddie schlief seelenruhig weiter. Es war einer der ruhigsten Momente, die man in diesem Haus bekommt, so dass es mir fast leidtat, gleich wieder wegzumüssen. Dann erinnerte ich mich daran, wohin ich ging: Allie, Strand, Badehosen, Jungs. Oh, ja! Nichts wie hin.
Da sicher nur die Kids in Badehosen und Bikinis kamen, wählte ich eine weiße Hose mit Gummizug, die ich vor einiger Zeit während eines Einkaufsrausches meiner Tochter erstanden hatte. Dazu zog ich ein violettes T-Shirt und schlichte, weiße Turnschuhe an.
Meine Haare band ich zu einem Pferdeschwanz zusammen, nahm meine Tasche und warf noch einen letzten Blick in den Spiegel. Nicht schlecht. Es gab nichts an meiner Erscheinung, was mein Kind dazu bringen konnte, mir den ganzen Abend über aus dem Weg zu
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