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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Irgendetwas, was uns weiterbringen könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Mir tut nur diese Frau leid, die wir nicht richtig beerdigen können. Und ihre Familie, weil sie sich jetzt nie von ihr verabschieden kann.«
    »Verstehe«, sagte ich. Ich fand das auch schrecklich, aber niemand von uns wusste eine andere Lösung. Father Ben hatte sogar mit Padre Corletti im Vatikan darüber gesprochen. Aber dem Kopf der Forza Scura war auch nichts Besseres eingefallen. »Zumindest wird sie an einem Ort begraben, wo sie von vielen Heiligen umgeben ist.«
    »Das stimmt«, meinte er. »Und das beruhigt mich auch ein wenig.« Er sah Laura und mich an. »Wir sollten es lieber hinter uns bringen.«
    Da ich in dieser Woche noch nicht viel Glück gehabt hatte, erwartete ich auch jetzt das Schlimmste. Aber das Schicksal schien entschieden zu haben, dass ich bereits genug Probleme in meinem Leben hatte (oder dass auch mir Gefängnisklamotten nicht stehen würden). Es gelang uns nämlich, die Leiche aus dem Kofferraum in die Kathedrale zu bringen, ohne dass irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischenkam.
    Danach war alles ganz einfach. Wir folgten Father Ben mit dem leblosen Körper in einen dunklen Gang, der von der Hintertür in die Sakristei führte. Vor der Sakristei traten wir durch eine dicke Eisentür, die uns der Priester mit einem sehr alten Schlüssel öffnete.
    Ich war schon einmal dort unten gewesen, für Laura aber war es das erste Mal. Father Ben warnte sie, vorsichtig zu sein, denn die steinerne Treppe war sehr steil. Wir folgten ihr um eine Biegung bis nach unten und fanden uns, umgeben von unverputzten Steinmauern, in einer Art Kellergewölbe wieder.
    Während Laura und ich die Leiche festhielten, nahm Father Ben eine Taschenlampe von einem Haken an der Wand und leuchtete damit nach rechts. Dort tauchte aus dem Dunkel eine weitere Tür auf.
    »Das ist die Krypta«, erklärte ich Laura. »Dort sind die Priester der Kirche begraben.«
    »Verstehe«, sagte sie, wobei sie auf einmal etwas grün um die Nase herum wirkte.
    Der Priester hielt uns die Tür auf, und wir traten in den feuchten Raum. »Wir befinden uns jetzt direkt unter dem Altar«, erklärte er. Die riesige Krypta tat sich vor uns auf. Die zahlreichen Steinplatten wirkten auf den ersten Blick wie hübsches Dekor, dienten aber dem wesentlich praktischeren Zweck, die Gräber zu bedecken.
    Eine Brechstange lehnte an der hintersten Wand. Father Ben nahm sie und platzierte sie sorgfältig zwischen einer Steinplatte und dem Boden. Er versuchte die Platte hochzuhebeln, doch nichts geschah. Also legten Laura und ich die Tote ab, so dass wir ihm helfen konnten. Auf drei bewegte sich die Platte ein wenig und löste sich schließlich aus ihrer Fassung. Mühsam schoben wir sie beiseite, bis sich ein dunkles Loch in der Erde vor uns auftat.
    »Mann«, murmelte Laura leise.
    Sie blickte in das Grab, wo die Überreste eines Priestergewands zu sehen waren. Zum Glück konnten wir nur den Stoff und den unteren Teil der Füße eines Toten erkennen.
    »Das ist Father Michael«, meinte Father Ben. »Er hat der Kirche im späten neunzehnten Jahrhundert gedient.«
    Ich dankte innerlich Father Michael, dass er uns in dieser Notsituation half.
    »Er wird doch nichts dagegen haben – oder?«, wollte Laura auf einmal wissen. »Ich meine, mit einem Dämon begraben zu werden…«
    Ich überließ Father Ben die Antwort auf diese Frage.
    Er schwieg für einen Moment. »Als Padre Corletti aus Rom hierherkam und mir erzählte, was im vergangenen Sommer passiert war – als er mir also auch erklärte, was Sie tun, Kate –, glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen. Das Priesterseminar hatte mich auf so etwas bestimmt nicht vorbereitet. Nichts, was ich bis dahin gesehen, gehört oder gelesen hatte, hätte mich auf solche Dinge vorbereiten können.«
    »Das kann ich gut verstehen«, pflichtete ihm Laura bei. »Ich konnte es ebenfalls nicht glauben, aber leugnen ließ es sich auch nicht. Es existiert.«
    »Und es ist grauenvoll«, fuhr Father Ben fort. »Als Padre Corletti mich bat, ihm zu helfen, mich also als alimentatore ausbilden zu lassen, wusste ich sofort, dass ich zusagen musste. Denn so wie ich es verstehe, gibt es in diesem Leben nichts Wichtigeres, als gegen Dämonen zu kämpfen und den Mächten der Finsternis die Stirn zu bieten. Ich versuche das auf meine Weise zu tun. Aber hier zu stehen und das sehr greifbare Ergebnis eines erfolgreichen Kampfes vor mir zu sehen, das

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