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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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ist…«
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte ich und nahm seine Hand. »Wir verstehen, was Sie meinen.«
    »Ich weiß, dass Sie das tun. Aber was ich damit eigentlich sagen will, ist Folgendes: Diese Priester hier hätten alle bestimmt die gleiche Entscheidung getroffen. Um also Ihre Frage zu beantworten – nein, ich glaube nicht, dass sie etwas dagegen hätten. Im Gegenteil, ich glaube, dass sie sich freuen würden, auf irgendeine Weise behilflich sein zu können.«
    »Verstehe«, erwiderte Laura und sah sich nachdenklich in der Krypta um. »Nur blöd, dass das für die Leute hier bedeutet, dass sie einen Körper neben sich im Grab haben müssen, der von einem Dämon gekidnappt wurde.«
    Father Ben musste lächeln. »Na ja. Wir können schließlich nicht alle einen Dämon um die Ecke bringen. Jeder trägt sein Scherflein bei.«
    »Stimmt«, sagte ich und grinste.
    »Dann macht euch mal an die Arbeit«, sagte der Priester und zeigte auf das offene Grab. »Es wird wahrscheinlich recht eng werden.«
    Da hatte er recht, aber Laura und mir gelang es trotzdem, den frischen Leichnam neben den alten zu zwängen. Wir bissen die Zähne zusammen, als wir den Körper in das Grab hievten und er beim Aufschlagen ein seltsames Geräusch von sich gab. Father Ben mochte vielleicht bewundern, was ich tat, aber es gab Zeiten, in denen ich die Details meiner Tätigkeit ziemlich abstoßend fand.
    Nachdem der Dämon sicher neben Father Michael verwahrt war, schoben wir die Steinplatte mühsam an ihre alte Stelle zurück. Als wir fertig waren, konnte man nicht mehr erkennen, welche der Grabplatten beiseitegerückt worden war.
    Dann folgten wir dem Priester wieder nach oben. In der Kirche rührte sich noch immer nichts, und ich fragte mich, ob uns die Heiligen im Mörtel der Kathedrale vielleicht hilfreich beigestanden hatten.
    Wir verabschiedeten uns von Father Ben und kehrten zu Lauras Wagen zurück. Sie fuhr den ganzen Weg bis zum Pacific Coast Highway, ehe mir auffiel, dass sie seit der Krypta kein Wort mehr geredet hatte.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie zuckte mit einer Schulter. »Ich versuche nur, das Ganze zu verdauen.«
    Ich wusste, was sie meinte. Und da ich das tat, fasste ich nach ihrer Hand und drückte sie. »Wir haben das sehr gut gemacht«, sagte ich.
    »Du meinst, ich bekomme eine Eins mit Stern?«
    »Mit vielen Sternen«, versprach ich. »Obwohl…«
    Sie drehte sich zu mir und warf mir einen misstrauischen Blick zu. »Obwohl was?«
    »Sechs minus kann auch Spaß machen«, erklärte ich, als sie auf den Parkplatz am Strand fuhr. »Unsere Mädchen in eine echt peinliche Situation zu bringen müsste uns doch mindestens eine Fünf minus bei ihnen einbringen – meinst du nicht auch?«
    »Eine Sechs, wenn wir das mit dem Surfen in Unterwäsche bringen.« Sie musste grinsen, und auch ich fühlte mich wieder besser.
    Während Laura nach einem freien Parkplatz suchte, zog ich den Ausschnitt meines T-Shirts vor und blickte traurig hinein. »Ich glaube nicht, dass ich das bringen kann«, erklärte ich. »Mein BH ist viel zu langweilig.«
    »Meiner nicht«, erwiderte Laura keck. »Mann, hier ist es aber voll.«
    »Versuch es mal vorn beim Hotel«, meinte ich. »Wenn es nicht anders geht, müssen wir eben zahlen.«
    Das Coronado-Crest-Hotel gehört zu diesen charmanten Hotels im alten Kolonialstil, die in den Hochzeiten von Hollywood überall aus dem Boden schossen. Damals kamen die Filmstars hierher, wenn sie Los Angeles für ein romantisches Wochenende verlassen und Richtung Norden flüchten wollten. Es hat übergroße Zimmer mit offenen Kaminen und Baikonen, einen ausgezeichneten Service und ein wirklich ungewöhnlich gutes Restaurant mit einer großen Terrasse. Von dort aus überblickt man den ganzen Strand, während man an einem Glas Wein nippen und dem Wellenschlag zuhören kann.
    Eric und ich hatten während unserer ersten Woche in San Diablo im Crest gewohnt. Unsere Tage hatten wir damit verbracht, nach einem Haus zu suchen, und in den Nächten lauschten wir der romantischen Musik der Wellen. Ich liebte dieses Hotel, hatte es aber nie mehr betreten, nachdem Eric gestorben war.
    Laura fand dort prompt einen Parkplatz. Wir bahnten uns einen Weg durch die Autos, bis wir die Promenade erreichten, die vom Hotel Richtung Norden führt. Sie verläuft parallel zum Coast Highway und dem teuren Künstlerviertel, das den alten Kern von San Diablo bildet. Westlich der Promenade befindet sich nichts als Strand und Meer; dort sollten wir

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