Vom Daemon verweht
dieser neuen Erkenntnis anfangen sollte. Das ist das Problem mit dem Elternsein. Jedes Mal, wenn man eine Schwierigkeit – wie zum Beispiel das Auf-den-Topf-Gehen – bewältigt hat, taucht schon die nächste auf.
Obwohl mir die Probleme, denen man sich mit einem Kleinkind jeden Tag stellen muss – wie zum Beispiel Kinderkrankheiten, Sicherheitsvorkehrung für das Baby oder der erste Tag im Kindergarten –, wirklich Furcht einjagten, waren es die Schwierigkeiten mit meinem älteren Kind, die mich zu Tode ängstigten: Jungs und Drogen, schnelle Autos und Sex. Und da mein Leben anscheinend noch nicht kompliziert genug war, rührte ich auch noch Dämonen in die Mischung.
Ehrlich – an manchen Tagen lohnt es sich einfach nicht, früh aufzustehen.
»Ich bin mir sicher, dass es nichts bedeutet«, meinte Laura. »Aber deswegen habe ich dich nicht angerufen.«
Ich trank meinen Kaffee aus und starrte sie an. »Mich angerufen? Wann hast du mich angerufen?«
»Gestern Abend. Hast du denn meine Nachricht nicht gehört?«
Ich spürte, wie sich auf einmal meine Wangen röteten, und ich räusperte mich. »Äh… Nein. Wir haben gestern Abend den Anrufbeantworter nicht mehr abgehört. Ich meine, nach dieser Party…«
»Ach, wirklich?« Sie zog interessiert die Augenbrauen hoch.
Ich beugte mich nach vorn und sprach dann so leise wie möglich, als ob mich sonst die Nachbarn hören könnten. »Ich bin deinem Beispiel gefolgt. Du weißt schon – der Dessousladen.«
»Und es hat funktioniert.«
»Kann man so sagen«, erwiderte ich und grinste zufrieden wie ein Honigkuchenpferd. »Es hat fantastisch funktioniert. Auch wenn ich zugeben muss, dass sich Stuart gestern in einer Stimmung befand, in der ich auch einen Baumwollslip hätte tragen können.«
Ich räusperte mich. Mein Grinsen verschwand auf einen Schlag, als ich mich daran erinnerte, warum Laura auf die Idee gekommen war, sich sexy Unterwäsche zu kaufen. »Hast du eigentlich mit Paul gesprochen?«, wollte ich wissen.
»Klar«, antwortete sie etwas zu lässig. »Er hat mich gestern Vormittag angerufen. Ohne dass ich es erwähnte, erklärte er mir, dass er den ganzen Weg hierher zurückfahren musste, um mit irgendeiner wichtigen Kundin essen zu gehen. Sie konnte angeblich selbst nicht zur Konferenz kommen.«
»Dann war er also gestern Abend wieder zu Hause?«
»Nein, war er nicht. Er erklärte mir nämlich auch, dass er zwar angeblich vorgehabt hätte, heimzukommen, aber dann einen dringenden Anruf bekam und auf der Stelle wieder nach Los Angeles musste, um sich darum zu kümmern.« Sie zuckte mit den Achseln. »Klingt doch eigentlich ganz plausibel – findest du nicht?«
Ich entschloss mich, nicht direkt zu antworten. »Glaubst du ihm denn?«, fragte ich stattdessen.
Sie schloss für einen Moment die Augen und nahm einen großen Schluck Kaffee. »Sagen wir es so: Ich möchte ihn nicht verdammen, ehe ich mir nicht ganz sicher bin. Zumindest noch nicht.«
Ich fasste nach ihrer Hand und drückte sie. »Ich hoffe, dass ihr wieder alles ins Lot bekommt.«
»Irgendwie werden wir das sicher schaffen.« Sie lächelte mich unsicher an. »Wie auch immer das Ganze ausgehen wird – ich werde es schon überstehen.«
Sie stand rasch auf und trat an das Spülbecken, um dort für einen Moment aus dem Fenster zu starren. Nach ein paar Sekunden drehte sie den Wasserhahn auf, machte ihn dann aber gleich wieder aus, um sich zu mir umzudrehen. »Jedenfalls hat all das nichts damit zu tun, warum ich dich gestern Abend noch angerufen habe.«
»Ach, ja. Die Nachricht«, meinte ich. »Es tut mir leid, dass ich den AB nicht mehr abgehört habe.«
»Halb so wild. Aber du musst dir das ansehen.« Ihre Stimme klang ernst.
»Dann lass mal sehen«, forderte ich sie auf. »Rück’ schon heraus damit.«
Sie trat zu ihrem Telefon, neben dem ein Stapel Papiere lag, und begann diesen zu durchsuchen. »Ich habe es gestern Abend im Internet entdeckt und gleich für dich ausgedruckt. Ich wollte nämlich nicht riskieren, die Seite nicht mehr zu finden.«
»Was ist es denn?«
»Warte. Ich habe es gleich.« Sie legte einige Papiere und Schutzfolien beiseite, so dass in kürzester Zeit die Arbeitsfläche aussah, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. »Ah ja – hier ist es.« Sie zog ein Blatt aus dem Stapel und legte es vor mir auf den Tisch. »Tut mir leid, Kate«, sagte sie, noch ehe ich zu lesen begonnen hatte.
Hastig überflog ich den Artikel und fühlte mich mit jedem Wort, das ich
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