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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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wieder nach Hause zu fahren. »Heute bist du erst recht spät zu Hause, nicht wahr? Ihr habt doch heute euer Cheerleader-Training?«
    Wieder herrschte für einen Moment Schweigen. Dann erwiderte sie: »Schon, aber ich lasse es ausfallen.«
    Ich horchte auf. »Du lässt es ausfallen? Warum? Stimmt irgendetwas nicht?« Bisher hatte sie noch keine einzige Stunde versäumt, seit sie dem Team beigetreten war. Während des letzten Monats – zumindest bis sie den fantastischen Troy Meyerson entdeckt hatte – hatte sie praktisch nur noch für das Cheerleader-Training gelebt.
    »Ich muss jetzt auflegen.« Und schon war sie weg. Kein »Tschüss« – nichts. Einfach nur klick.
    Ich musste daran denken, was Laura gesagt hatte, und wieder war ich beunruhigt. Irgendetwas stimmte nicht mit meiner Tochter. Und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was es war.
    Da ich normalerweise jeden Montag meine ehrenamtliche Arbeit in Coastal Mists erledigte und sowieso Sinclairs Zimmer genauer unter die Lupe nehmen wollte, fuhr ich von Laura direkt zum Altenheim.
    Ich entdeckte Jenny in Delias Zimmer. Das junge Mädchen wurde gerade von der alten Frau im Damespiel haushoch geschlagen.
    »Ist es nicht schrecklich?«, meinte Jenny, als sie mich sah. »Der arme Mr. Sinclair! Ich meine, aus dem Koma zu erwachen, nur um dann gleich darauf einem Herzinfarkt zu erliegen. Furchtbar!«
    Delia schüttelte den Kopf. »Irgendetwas stimmte mit dem nicht mehr. Ich habe mit ihm gesprochen, nachdem er aufgewacht war, und ich kann nur sagen, dass er wirklich nicht mehr ganz bei Sinnen zu sein schien.«
    »Wieso glauben Sie das?«, hakte ich nach. Ich fragte mich nämlich, ob Sinclair irgendetwas von seinem dämonischen Plan erwähnt hatte. »Hat er vielleicht etwas Eigentümliches gesagt oder so?«
    Delia sah mich interessiert an und blinzelte. »Wer, meine Liebe?«
    »Ach, nicht so wichtig.«
    Wir plauderten einige Minuten über dies und das, ehe ich vorsichtig wieder das Gespräch auf Sinclair brachte. »Ich dachte mir, dass ich vielleicht seine Sachen durchgehen könnte«, erklärte ich Jenny. »Sie wissen schon – damit seine Familie nicht so viel zu tun hat. Ist noch alles in seinem Zimmer?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte sie so ruhig, als ob sie mein Vorschlag nicht im Geringsten erstaunte. Sie schien sich allerdings auch wieder auf das Damespiel zu konzentrieren. Also ging ich zur Tür. Plötzlich blickte sie auf. »Aber ich meine, dass seine Sachen schon durchgesehen wurden.«
    »Wirklich?« Ich blieb stehen. So etwas Ähnliches hatte ich befürchtet. »Dann ist also alles in einem Karton in der Verwaltung?«
    Natürlich konnte ich mir dort irgendwie Einlass verschaffen und heimlich den Karton durchsuchen, aber Lust hatte ich keine große.
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber sein Neffe hat sich schon alles angesehen. Er war einfach wahnsinnig umwerfend!«
    »Sein Neffe?«, fragte ich verblüfft und wünschte mir mal wieder, dass Jenny etwas schneller mit ihren Informationen herausrücken würde.
    »Ja, sein Neffe. Und er hat sogar mit mir gesprochen! Wahnsinn, oder?«
    »Wovon reden Sie?«
    Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Er ist ein Star, Mrs. Connor! Ich wusste ja gar nicht, dass Mr. Sinclair noch Familie hatte, aber plötzlich tauchte sein Neffe hier auf, und er ist wirklich total wow!«
    »Sein Bild war sogar in der Zeitung«, bestätigte Delia. »Eine recht flotte Nummer, der Bursche.«
    »Eine flotte Nummer?«, wiederholte ich fassungslos, aber Delia war bereits damit beschäftigt, auf dem Tisch nach der Zeitung zu suchen. Nachdem sie diese gefunden hatte, blätterte sie die Seiten durch, bis sie zur Klatschkolumne kam, und reichte sie mir. Tatsächlich fand sich dort ein Bild von Cool, wie er am Samstag an der Surfparty teilnahm. Um ihn herum hatten sich stolz die Surfer der Schule gruppiert.
    Sinclair war also Cools Onkel gewesen? Vielleicht stimmte das sogar. Doch falls nicht – welchen Grund gab es dann für Cool, die Hinterlassenschaft eines Dämons zu durchsuchen?
    Natürlich war jetzt mein Interesse erst recht geweckt.
    Ich vermutete, dass ich so ziemlich alle Informationen aus Jenny und Delia herausgekitzelt hatte, und ließ die beiden ihr Damespiel zu Ende bringen, während ich mich in Sinclairs altes Zimmer begab. Wie befürchtet, war es leer geräumt. Trotzdem suchte ich aufmerksam in allen Ecken, falls doch etwas übersehen worden war. Das Einzige, was ich jedoch entdecken konnte, war ein altes Schokoladenpapier, das

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