Vom Daemon verweht
die Räume mit den verschiedenen Ausstellungsstücken näher zu betrachten.
Ganz ehrlich – das Beste an solchen Partys ist immer, wenn es einem gelingt, den anderen Gästen zu entkommen.
Das Museum war offiziell bis Januar geschlossen, damit eine Bestandsaufnahme gemacht und eine neue Ausstellung eingerichtet werden konnte. Für die Feier hatte Tabitha jedoch das ganze Gebäude öffnen lassen, so dass wir überall herumlaufen konnten und sogar einen kleinen Blick auf die bevorstehende Ausstellung erhaschen durften.
Ihrer Einladung, uns zwanglos umzusehen, kam ich gern nach. Die meisten Gäste blieben im Lichthof, wo sie sich sowohl in der Nähe meines Mannes als auch der Bar befanden.
Ich kenne das Danvers-Museum ziemlich gut. Als ich mit Timmy schwanger war, unternahm ich die üblichen Lasst-die-Wehen-ENDLICH-kommen-Rundgänge durch diese Räumlichkeiten, um so die letzte Woche meiner Schwangerschaft abzukürzen (leider funktionierte es nicht – der Bengel kam sechs Tage zu spät und räumte damit ein für alle Mal mit dem alten Glauben auf, dass zweite Kinder früher eintreffen). Nach der Geburt war ich ebenfalls oft hier, um meine Schwangerschaftspfunde abzulaufen. Timmy trug ich, während ich durch das Museum wanderte, stets eng an meinen Körper geschnallt in einem Babytragesack bei mir, den ich in einem postnatalen Einkaufsrausch erstanden hatte. (Ich ging auch viel durch das Einkaufszentrum, aber diese Spaziergänge schienen stets Geld zu kosten. Mit einem Neugeborenen und einem Mann, der mit seinem damaligen Posten nicht gerade viel verdiente, hielt ich es nach einiger Zeit für das Beste, das Familienbudget nicht überzustrapazieren und stattdessen mehr Zeit im Museum zu verbringen.)
Wenn man bedachte, wie viel Zeit ich früher mit Timmy in diesem Museum verbracht hatte, war es kein Wunder, dass er immer wieder gern hierherkam. Inzwischen lief er natürlich allein durch die Räume, und wir hatten bereits die Naturkunde-Abteilung genau unter die Lupe genommen. Wir sahen uns die Fossilien der Gegend ebenso wie das Walskelett an, das von der Decke hängt. Erst in der vergangenen Woche waren wir wieder hier gewesen, kurz bevor das Museum für den Umbau geschlossen hatte.
Jetzt wandelte ich allein durch die Räume. Meine Absätze klapperten auf dem Marmorboden, der riesige Walfisch hing wie immer freundlich über mir. Im nächsten Saal sollten einige Stücke aus einem anderen Museum ausgestellt sein, und ich fragte mich, was es dort wohl zu sehen gab. Für einen Moment blieb ich auf der Schwelle stehen und nickte höflich dem Wärter zu, der dort stand.
Da ich erst am Tag zuvor von einem Dämon in einem Overall angegriffen worden war, warf ich dem Mann in Uniform vorsichtshalber einen zweiten Blick zu. Er wirkte noch immer so desinteressiert wie zuvor und schenkte mir kaum Aufmerksamkeit. Also entspannte ich mich, auch wenn ich weiterhin auf der Hut war.
Bei Dämonen konnte man sich einfach nie sicher sein – das hatte ich schon früh gelernt.
Es war ein seltsamer Raum, den ich nun betrat. Nur eine Glasvitrine war hier aufgestellt, und ich konnte von der Tür aus nicht sehen, was sich darin befand. Die Wände und die Decke des Raumes waren mit schwarzem Samt verhangen. Das einzige Licht stammte von einer dunkel schimmernden Neonröhre hinter einem Metallgitter.
Ich trat an die Vitrine. Eine große Steintafel befand sich darin. Sie war mit seltsamen geometrischen Formen verziert. Reihen von Dreiecken und Quadraten waren darin eingeritzt, die in dem dunkelvioletten Licht des Raumes düster glühten.
Ich nahm eines der Informationsblätter, die neben der Vitrine auslagen, und überflog es. Anscheinend handelte es sich um ein mazedonisches Relikt, das im Jahr zuvor bei einer archäologischen Ausgrabung durch das British Museum entdeckt worden war. Das Stück stammte aus einer Zeit viele tausend Jahre vor Christus.
Ich kenne mich historisch nicht gut aus, fand das alles aber höchst faszinierend. Vor allem deshalb, weil sich die Experten nicht sicher waren, was diese Steintafel oder die Symbole darauf zu bedeuten hatten.
Ich ließ mich auf einer Bank in der Nähe nieder und zog meine neuen Schuhe aus, die unangenehm zu drücken begonnen hatten. Befreit bewegte ich meine Zehen. Ich war es nicht gewöhnt, hohe Absätze zu tragen, und meine Füße schmerzten.
Gerade massierte ich mir den Fußballen, als ich bemerkte, dass noch jemand in der Tür stand. Ich sah peinlich berührt auf und entdeckte den
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