Vom Daemon verweht
zwischen Matratze und Bettkasten steckte. Nicht unbedingt gesund, aber wohl kaum als dämonisch zu bezeichnen.
Ich schloss Sinclairs Tür und setzte mich auf sein abgezogenes Bett, um Laura anzurufen. Sie nahm nicht ab. Ungeduldig wartete ich darauf, dass ihre Voicemail anging. Am liebsten wäre ich sofort mit den Neuigkeiten herausgeplatzt, aber ich hielt mich zurück. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass nur Laura ihre Nachrichten abhörte, aber man konnte schließlich nie wissen.
Eigentlich war es gar nicht nötig, so geheimnisvoll zu tun, aber ich hinterließ ihr dennoch eine kryptische Nachricht, in der ich ihr mitteilte, dass ich ein paar interessante Details über eine örtliche Berühmtheit herausgefunden hätte, von der wir gesprochen hatten. Außerdem bat ich sie, so viel wie möglich über diesen Mann im Internet in Erfahrung zu bringen.
Mir schien das, was ich ihr da erzählte, recht verständlich zu sein. Hoffentlich würde Laura das auch so sehen.
Ich legte auf, und mein Telefon klingelte. Als ich auf das Display sah, sah ich Cutters Nummer.
»Hallo, Cutter. Was gibt es?«
»Hat dir mein Tipp in puncto Bank geholfen?«, wollte er wissen.
»Ja, hat er. War wirklich hilfreich – vielen Dank!«
»Habe ich mir ein paar Sternchen bei dir verdient?«
»Ich würde sagen – fünf. Zehn weitere, und du wirst offiziell zum Super-Streber ernannt.«
»Und wie viele Punkte brauche ich, bis du mir dein Geheimnis verrätst?«
»Vorsicht, Cutter«, erwiderte ich streng, auch wenn ich lächeln musste. »Wenn du so weiter machst, werde ich deine Pluspunkte wieder abziehen müssen.«
»Und ich hatte gehofft, endlich einmal weiterzukommen.«
Ich lachte. »Was gibt es?«
»Du kommst doch heute – oder?«
»Klar.« Ich trainierte fast jeden Montag mit Cutter. Wir hatten uns ein gutes Trainingsprogramm erarbeitet, und ich wurde jede Woche besser. »Warum?«
»Ich habe dir doch erzählt, dass es einen Neuen gibt, der jemanden braucht, mit dem er üben kann. Er kommt heute um vier. Ist dir das recht?«
»Es wäre jetzt sicher schon zu spät, das noch zu ändern, falls es mir nicht recht wäre«, entgegnete ich. Cutter hatte den Neuen gebeten, genau zu dem Zeitpunkt zu kommen, an dem meine Privatstunde bei ihm anfing.
»Er ist gut, Kate. Er wird dich noch besser machen, da bin ich mir sicher.«
»So gut?«
»Nein, noch nicht. Aber er kann dich überraschen. Und er ist nicht ich. Du wirst allmählich etwas faul bei mir.«
»Stimmt doch gar nicht.«
»Wirklich nicht? Dann kannst du es mir ja heute Nachmittag beweisen.«
»Du bist ganz schön hinterhältig, Cutter.«
»Ich weiß. Aber dafür halte ich es auch mit dir aus. So geduldig wären nicht alle.« Ich konnte hören, dass er verschmitzt grinste.
Das stimmte. Ich sagte also zu und legte auf. Eigentlich war ich auf den Kampf mit diesem geheimnisvollen Unbekannten gespannt. Ein neuer Gegner würde mir sicher guttun.
Als ich mit dem Training angefangen hatte, war ich überrascht gewesen, wie schnell mir die verschiedenen Bewegungsabläufe wieder vertraut erschienen. Es bedeutet eine gewisse Befriedigung und ein größeres Gefühl der Sicherheit, wenn man weiß, dass man jederzeit jemanden in Grund und Boden verprügeln könnte, wenn es nötig wird. Ehrlich gesagt, war mir das die ganzen Jahre zuvor richtig abgegangen.
Natürlich hatte ich in der Zwischenzeit Ersatz gefunden. Es ist zum Beispiel unglaublich befriedigend, wenn man seinem Kind dabei helfen kann, zählen zu lernen, oder wenn man dafür verantwortlich ist, der Familie jeden Tag saubere Klamotten hinzulegen (zumindest meistens) und annehmbare Mahlzeiten vorzusetzen (wenn auch nicht gerade in Gourmetqualität). Und obwohl ich alles, was irgendwie mit dem Haushalt zu tun hat, im Grunde zutiefst verachte, empfinde ich eine geradezu perverse Freude, wenn ich den Seifenrückstand an der Innenseite der gläsernen Duschkabine abwischen kann. (Ich sage nur eines: Zitronenöl. Funktioniert immer. Das können Sie mir glauben.)
Doch nichts kann letztlich mit dem Gefühl mithalten, das einen durchströmt, wenn man einen perfekten Kick ausführt und damit seinen Gegner schachmatt setzt.
Ich verbrachte die folgenden Stunden mit den üblichen Dingen, die ich als Ehrenamtliche in Coastal Mists so zu erledigen habe. Zwischendurch fragte ich die Bewohner über Sinclair aus, aber keiner wusste mehr zu sagen, als wie schrecklich sein Tod gewesen war und wie viel Mitgefühl man doch mit einem Mann haben
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