Vom Daemon verweht
las, schlechter. Er war bereits vor Monaten verfasst worden. Es ging um einen furchtbaren Autounfall – jene Art von Unfall, bei dem man normalerweise mit keinen Überlebenden rechnet.
Doch in diesem Fall hatte der Fahrer überlebt. Ein Lehrer der Coronado-Highschool, der mit einer zerschmetterten Kniescheibe und einem gebrochenen Schienbein davongekommen war. Wie durch ein Wunder hatte er keine weiteren Verletzungen erlitten.
Dieser Lehrer hieß David Long.
Ich stürzte mich auf Lauras Telefon und begann wie eine Wilde zu wählen. Nervös wartete ich, während es am anderen Ende klingelte. Schließlich vernahm ich Allies Stimme auf der Voice-mail, die mir mitteilte, dass sie gerade nicht ans Telefon könne, aber man doch gern eine Nachricht hinterlassen solle.
Ich legte auf und wählte erneut. Wieder erreichte ich nur die Voicemail.
Auf das Höchste beunruhigt, knallte ich den Hörer auf die Arbeitsplatte. »Verdammt – ich fahre jetzt in die Schule. Das wird das Beste sein.«
»Ich komme mit.«
»Du bist doch noch nicht angezogen.«
»Ich brauche zwei Minuten«, sagte Laura und stürzte in ihr Schlafzimmer.
Und tatsächlich saßen wir bereits drei Minuten später in ihrem Wagen und fuhren in Richtung Highschool.
»Es ist sicher alles in Ordnung«, beruhigte mich Laura. »Keines der Mädchen hat ihn als Lehrer – nicht wahr? Und Allie ist schon seit Tagen immer wieder in seiner Nähe gewesen, ohne dass etwas passiert wäre. Es gibt also keinen Grund, warum gerade heute etwas Schlimmes geschehen sollte – oder?« Sie blieb an einer Kreuzung stehen und sah mich aufmerksam an. »Oder?«, wiederholte sie.
»Geheimnisvolle Schlüssel. Geriatrische Dämonen. Dämonische Hausmeister. Ein völlig durchwühltes Haus. Und das alles im Laufe eines einzigen Wochenendes. Ich weiß nicht. Irgendwie glaube ich nicht, dass wir das alles Merkur zuschieben können, nur weil sein Einfluss gerade abnimmt.«
»Na ja. Wenn man es so betrachtet.« Sie schoss mit höchster Geschwindigkeit die Straße hinunter.
Panisch hielt ich mich an der Armlehne fest, als mein Telefon klingelte. Ich hob ab, ohne nachzusehen, wer anrief.
»Mami?«, fragte Allie atemlos. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, mich zu begrüßen. »Was ist los? Etwas mit Timmy?«
»Nein, nein«, erwiderte ich hastig. Ich sah, wie Laura mich fragend anblickte, und nickte ihr beruhigend zu. »Uns geht es gut. Und wie sieht es mit dir aus?«
Langes Schweigen folgte. Dann sagte sie: »Äh, ich weiß zwar, dass du dich in letzter Zeit ziemlich seltsam benommen hast und so, aber eigentlich habe ich gerade Englisch, und ich musste die Lehrerin bitten, ob ich auf die Toilette darf, weil du zweimal angerufen hast und meine Tasche vom Vibrieren beinahe vom Tisch gefallen ist. Ich dachte, du rufst mich nur an, wenn es sich um einen Notfall handelt.«
»Das tut es auch«, versicherte ich ihr. »Es war dringend nötig, mit dir zu sprechen.«
»Verstehe. Also?«
»Also was?«
»Mami! Warum musst du dringend mit mir sprechen?«
Um sicherzugehen, dass du von keinem Dämon angegriffen worden bist. Aber das konnte ich natürlich nicht sagen. »Ich… Äh… Ich muss nur ein paar Dinge wissen. Hast du gerade eine Minute?«
»Mami! Ich stehe draußen im Gang und habe eigentlich Englisch. Was soll das ganze Theater?«
»Hast du heute auch irgendwann Unterricht bei David Long?«
Wieder antwortete sie nicht gleich. »Ich habe Mr. Long nicht als Lehrer. Das weißt du doch. Wieso stellst du solche Fragen?«
»Und wie sieht es mit dem Surfclub aus? Trefft ihr euch heute nach der Schule?«
»Mami!«
»Beantworte einfach meine Frage, Allie.«
»Nein. Heute gibt es kein Treffen mit dem Surfclub. Zufrieden?« Ich stellte mir vor, wie meine Tochter auf dem Gang der Schule stand, das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte und ungeduldig mit dem Fuß wippte.
»Dann wirst du Mr. Long heute also nicht sehen?«
»Nein. Mein Gott, Mami! Das habe ich dir doch jetzt bereits mindestens zwölfmal gesagt. Ich glaube, dass er heute gar nicht in der Schule ist. Bethany hat gehört, für ihn wäre heute ein Ersatz da. Warum fragst du? Soll ich ihn finden, oder was willst du von ihm?«
»Nein! Ich habe nur… Ich habe nur von ungewöhnlichen Lehrmethoden gehört und wollte da bei dir nachhaken.«
Schweigen.
»Allie? Bist du noch dran?«
»Du scheinst irgendwie durchzudrehen, Mami.«
»Vielleicht«, stimmte ich zu und gab Laura ein Zeichen, den Wagen umzudrehen und
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