Vom Daemon verweht
großen, braungebrannten, blonden Kerl, den ich gestern am Strand gesehen hatte. Cool.
Mit einem Schlag wurde mir klar, weshalb er mir so bekannt vorgekommen war. Ich hatte ihn schon früher hier im Museum gesehen. Nicht gerade der Ort, wo man einen Surfer vermutet hätte, aber die Menschen sind schließlich immer wieder für Überraschungen gut.
Hastig zog ich meinen Pumps wieder an und stand auf, um zu ihm zu gehen und mich mit ihm zu unterhalten. Doch als ich zur Tür kam, war er bereits wieder verschwunden.
Ich zuckte die Achseln und ging in den nächsten Raum, wo die Beleuchtung wieder normal und die Ausstellungsstücke auf den ersten Blick als das zu erkennen waren, was sie darstellten: Schalen und Löffel. Hier brauchte nicht einmal ich eine Erklärung.
Da ich mich bereits einige Stunden nicht mehr bei meinen Kindern gemeldet hatte, zog ich mein Handy heraus und rief Laura an. Sie berichtete, dass es ihnen gut ginge und Timmy bereits im Bett sei. Wäre es nicht das Beste, wenn ich die beiden erst am nächsten Morgen abholte? Ich dachte einen Moment darüber nach und stimmte zu. Wenn man Timmy weckte, nachdem er einmal eingeschlafen war, konnte man ihn kaum mehr dazu überreden, wieder ins Bett zu gehen. Es war also besser, ihn nicht zu stören, wenn er erst einmal eingenickt war.
Ich lief also weiter durch das Museum, wobei ich nur noch mit halber Aufmerksamkeit die Ausstellungsstücke betrachtete. Innerlich beschäftigte ich mich vor allem mit den Problemen, die mich momentan bewegten – mit den Dämonen, Stuart, Eric, mit meinen Kindern. Nach einer Weile entdeckte mich Stuart, kam zu mir und legte mir den Arm um die Taille. »Na?«, fragte er. »Wie wäre es, wenn wir nach Hause gingen?«
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war noch recht früh. »Willst du denn schon nach Hause?«
Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe mich bereits unter die Leute gemischt und so viel Small Talk gemacht, wie nötig war. Ich habe also den Politiker herausgekehrt. Und jetzt«, fügte er hinzu, während er mich in die Arme nahm und an sich drückte, »finde ich, dass es an der Zeit ist, wieder mal den Ehemann herauszukehren.«
»In diesem Fall«, erwiderte ich ein wenig überrascht, wenn auch glücklich, »in diesem Fall werde ich mich wohl schweren Herzens von der Party losreißen.«
Am nächsten Morgen holte ich Timmy bereits in aller Frühe bei Laura ab, brachte ihn in die Kindertagesstätte und eilte wieder zu ihr zurück. Ich wollte endlich das Geheimnis des Buches lüften und erfahren, was die Dämonen von ihm wollten. Am Abend zuvor hatte ich noch Gretchen angerufen und ihr erklärt, dass ich eine lange Nacht vor mir hätte und ihr deshalb dankbar wäre, wenn sie meinen Fahrdienst übernehmen könnte. Wenn sie gewusst hätte, dass ich nun bei Laura am Küchentisch saß und Kaffee trank, anstatt die Mädchen in die Schule zu fahren!
»Du bist aber ganz schön erpicht darauf, etwas herauszufinden«, meinte Laura, gähnte und hüllte sich enger in ihren Morgenmantel.
»Ich bin nur scharf darauf, endlich wieder einige Dämonen in die Hölle zurückzuschicken.« Es ist wirklich erstaunlich, was eine romantische Nacht ohne Kinder für die Stimmung tun kann…
»Du und deine Tochter – irgendwie habt ihr ziemliche Probleme, die Welt am Morgen freundlich zu begrüßen, was?«
Ich runzelte die Stirn. Jeglicher Gedanke an Dämonen wurde auf einen Schlag von der Sorge um mein Kind verdrängt. »Was soll das heißen? Wovon sprichst du?«
»Ich weiß eigentlich nicht, was los ist«, sagte sie und setzte sich zu mir. »Das ist es auch, was mich so irritiert. Gestern Abend hat Allie kaum zwei Worte mit mir gewechselt. Und als ich das heute Morgen Mindy erzählte, erklärte sie, dass Allie auch mit ihr kaum gesprochen hätte.«
»Seltsam«, erwiderte ich. »Gestern nach dem Einkaufszentrum war sie auch schon merkwürdig still, aber ich dachte, das würde am Hunger liegen.« Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Für eine Vierzehnjährige war es zwar recht normal, weder mit ihrer Mutter noch mit der Freundin ihrer Mutter reden zu wollen (zumindest behaupten das die meisten Ratgeber zur Pubertät). Aber dass sie auch kaum mit Mindy geredet hatte? Das kam mir seltsam vor.
»Vielleicht mögen sie ja den gleichen Jungen?«, meinte ich.
»Vielleicht.« Laura klang nicht überzeugt. »Jedenfalls dachte ich, dass du es wissen solltest.«
»Danke.« Natürlich hatte ich keine Ahnung, was ich mit
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