Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes
stabile Balance zwischen Spannung und Entspannung sowie Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer sind die Grundlage physischen Wohlbefindens. Um einen vitalen Grundzustand aufrechtzuerhalten, bedarf es auch gesunder Ernährung und einer achtsamen Haltung im Genießen. Das betrifft auch die Sexualität, die tiefer erlebt werden kann, wenn in ihr die Liebe verwirklicht wird.
Inventurfragen: Wie ist das Verhältnis von Spannung und Entspannung, Bewegung und Ruhe? Wie ist mein Umgang mit Essen, Trinken und sonstigen Genüssen? Erlebe ich meine Sexualität als ganzheitlich? Wie kräftig und ausdauernd fühle ich mich? Gibt es Bereiche meines Leibes, die ich vernachlässige? Was würde ich gerne verändern?
In einem nächsten Schritt schauen wir auf das Thema Beziehungen. Im Ausgleich von Geben und Nehmen, von Pflicht und Lust entfaltet sich unser soziales Leben. Auf den Fundamenten von Verlässlichkeit und Wahrhaftigkeit können langfristige Bindungen entstehen oder aufgelöst werden. Dafür sollten Konflikte und Probleme offen angesprochen und konstruktiv bewältigt werden. Durch einen vertrauensvollen Austausch mit anderen Menschen finden wir in der Welt Heimat wie auch geistige und emotionale Nahrung. Beziehungen fördern darüber hinaus seelisches Wachstum, weil in ihnen begrenzende Einstellungen, Muster, Rollen oder Vorurteile gespiegelt werden.
Inventurfragen: Wie fühle ich mich in meinen Beziehungen? Welche Rollen spiele ich, und was lebe ich nicht? Welche Muster behindern mich, und durch welche Gewohnheiten vernachlässige ich Beziehungen? Wie gehe ich mit Konflikten um? Überprüfe ich Beziehungen, oder lasse ich gerne alles beim Alten?
Nun rücken wir das Arbeitsfeld in den Fokus. Der Beruf ist ein wichtiger Baustein der Identität und des persönlichen Ausdrucks in der Welt. Wenn ich mit meinen erlernten Fertigkeiten sorgfältig umgehe und auch mindere Tätigkeiten bewusst vollbringe, kommt das einer spirituellen Übung gleich. Gewissenhaft sollte man seine Talente entfalten und vor verantwortungsvollen Aufgaben nicht zurückweichen.
Inventurfragen: Fühle ich mich in meinem Beruf wohl? Sehe ich meinen Beruf als Aufgabe, als Berufung oder als Belastung? Mit welchen Bereichen gehe ich achtsam und mit welchen gleichgültig um? Wie kann ich mich in meinem Beruf weiterentwickeln? Welche Tätigkeiten fallen mir schwer, und vor welchen Aufgaben habe ich Angst? Wie kann ich diese Hindernisse überwinden?
Auch die Verantwortung dem Ganzen gegenüber ist für ein sinnerfülltes Leben ausschlaggebend. Innere Entwicklung und äußere Verantwortung müssen Hand in Hand gehen. Die Fortentwicklung von Solidarität, Freiheit, Gesundheit und Umweltbewusstsein kann nur gelingen, wenn man bereit ist, seine erworbenen Fähigkeiten und Potenziale der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Persönliches Mitgefühl erstreckt sich dann auf das Schicksal der Welt und des Kosmos. Der innere Weg ist auch ökologisch und politisch.
Inventurfrage: Wie drückt sich zurzeit meine Verantwortung der Welt gegenüber aus, im Kleinen und im Großen?
Die spirituelle Praxis sollte auch überprüft werden. Nur wer bereit ist, regelmäßig zu meditieren, Mitgefühl zu üben und das Ego zu transformieren, kann den großen Geist im Alltag verankern. Gelebte Disziplin, Beharrlichkeit und Hingabe sind die Voraussetzungen, um spirituelle Fortschritte zu erzielen. Ein Leben im Einklang mit der inneren Weisheit heißt auch, Oberflächlichkeiten abzubauen und Gewohnheiten zu verändern.
Inventurfragen: Wie regelmäßig führe ich zurzeit meine Übungen durch? Welchen Platz nimmt das Ego ein, und wie groß ist die Bereitschaft, Mitgefühl in die Welt zu bringen? Kann ich die Übungen fokussiert durchführen, oder lenke ich mich ab? Bin ich bereit, trotz Widerständen die Übungsdisziplin aufrechtzuerhalten?
Daraus ergibt sich die Frage, mit wie viel Ausdauer ich grundsätzlich meine Ziele verfolge. Veränderung kann nur gelingen, wenn man seine Vorhaben umsetzt. Dafür müssen andere Wünsche zurückgestellt und innere Widerstände überwunden werden.
Inventurfragen: Gebe ich Ziele schnell auf, wenn Schwierigkeiten auftreten? Kann ich auf Annehmlichkeiten verzichten, um Visionen zu verwirklichen?
Der spirituelle Weg fordert auf, das eigene Schicksal als Lebensschule anzuerkennen. Das ist aber nur möglich, wenn ich mich nicht mehr als Opfer der Umstände sehe, sondern erkenne, dass ich selbst kreiere, was mit mir geschieht.
Inventurfragen: Wie häufig
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