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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Seite war etwa genauso alt, aber ein ganzes Stück kleiner. Er hatte eine Hakennase von der Art, die Amanda, als sie ein kleines Mädchen gewesen war, „Normannennase“ zu nennen gelernt hatte. Seine Augen waren wie Kanonenmündungen, als er seinen Blick durchs Zimmer schweifen ließ.
    Dieser kleine Mann, dachte Amanda, mußte Bill Athyer sein, der Stratege. Auf den ersten Blick mochte Bill nicht nur unscheinbar, sondern sogar verdrießlich wirken – aber Amandas ausgeprägtes und erfahrenes Einfühlungsvermögen nahm etwas Pulsierendes und Strahlendes an ihm wahr. Er mußte buchstäblich irgendwo und irgendwann Feuer gefangen haben, ohne dabei seine angeborene, schmerzliche und hemmende Befangenheit und Unsicherheit verloren zu haben, eine innere Glut, die nun durch sein schlichtes Äußeres strahlte. Eine Flamme loderte in ihm – und durch jene Flamme stellte er einen sonderbaren Kontrast dar zu der kühlen, fast erhabenen Kompetenz Arvids.
    „Bitte verzeihen Sie die Eile“, sagte Arvid, als beide Männer das Podium erreicht hatten und sich den Anwesenden zuwandten. „Aber so wie es aussieht, scheinen wir keine Zeit mehr zu haben, auf die noch fehlenden Distrikt-Kommandeure zu warten. Wir haben gerade eine neue Nachricht erhalten – entweder hat derjenige, der für die Navigation der Invasionsflotte verantwortlich ist, außerordentlich viel Glück, oder er versteht sein Fach besser als andere: Er hat die Schiffe direkt über dem Planeten aus der Phasenverschiebung gebracht. Sie sind nun dort oben im Orbit und setzen bereits Truppen über unseren Ballungszentren ab.“
    Er legte eine kurze Pause ein und ließ seinen Blick durchs Zimmer gleiten.
    „Die anderen Distrikte von Dorsai sind selbstverständlich benachrichtigt“, fuhr er fort. „Bill Athyer und ich müssen uns jetzt mit den paar kampferprobten Soldaten, über die wir verfügen, in Bewegung setzen – und in Bewegung bleiben. Versuchen Sie nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen – wir melden uns bei Ihnen. Die Verständigung erfolgt mit Hilfe einer Kette von Personen, die sich jeweils untereinander kennen. Mit anderen Worten: Wenn Ihnen unsere Anweisungen nicht von jemandem übermittelt werden, dem Sie absolut vertrauen können, dann beachten Sie sie nicht.“
    „Dies ist eine unserer Stärken“, sagte Bill Athyer so rasch, daß seine Worte beinah einer Unterbrechung glichen. Seine Stimme war scharf, doch im Hintergrund knisterte auch so etwas wie hitzige Erregung. „Wir sind nicht nur mit dem Terrain vertraut, wir kennen uns auch gegenseitig. Diese beiden Faktoren gleichen einen großen Teil der Aktivposten aus, über die unser Gegner unzweifelhaft verfügt. Aber seien Sie auf der Hut: Unsere Vorteile kommen nur während der ersten paar Tage voll zum Tragen. Mit der Zeit wird der Feind uns kennenlernen und damit zunehmend in der Lage sein, Art und Weise unserer möglichen Aktionen besser einzuschätzen. Nun, Sie alle haben gemäß den von Arvid und mir entworfenen allgemeinen Richtlinien Aufmarschpläne zur Verteidigung Ihres jeweiligen Distrikts erarbeitet. Wir haben diese Pläne geprüft, und Ihnen allen sind inzwischen unsere Vorschläge für Verbesserungen und Ergänzungen zugegangen. Falls noch weitere Erklärungen und Abstimmungen notwendig sind, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen. Es wäre somit vermutlich angebracht, wenn Sie alle so rasch wie möglich in Ihre Distrikte zurückkehrten. Es stehen genügend Langstreckengleiter bereit, um Sie alle nach Hause zu bringen – hoffentlich bevor die Invasionstruppen in den Ihnen unterstehenden Regionen einfallen. Machen Sie sich auf den Weg – ist Amanda Morgan hier?“
    „Hier!“ rief Amanda.
    „Würden Sie bitte zu uns heraufkommen?“
    Bei Bill Athyers letzten Worten hatten sich all die sitzenden Kommandeure erhoben, und sie war nun im dichten Gedränge verborgen. Sie schob sich bis zur Tribüne vor und sah zu den Gesichtern des ungewöhnlichen Paars auf, das dort oben stand.
    „Ich bin Amanda Morgan“, sagte sie.
    „Wir möchten Sie gern sprechen, bevor Sie wieder abfliegen“, sagte Bill. „Würden Sie bitte mitkommen?“
    Er ging aus dem Besprechungszimmer hinaus, und Arvid und Amanda folgten ihm. Sie betraten ein kleineres Büro, und als Arvid die Tür schloß, blieb das Stimmengewirr der anderen Kommandeure, die nun zu den wartenden Gravofliegern eilten, hinter ihnen zurück.
    „Sie haben gerade heute morgen das Kommando über den Foralie-Distrikt übernommen“, sagte

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