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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
befreien.“
    Sie musterte ihn eingehend.
    „Sie wissen eine ganze Menge über die Graemes“, stellte sie fest.
    Als er sich plötzlich ihrer Aufmerksamkeit bewußt wurde, begann er, nervös zu werden.
    „Nein, äh … eigentlich nicht“, gab er zurück. „Ich kenne mich nur ein wenig in Ontogenetik aus.“
    „Aus dem, was Sie sagten, läßt sich die Schlußfolgerung ziehen, daß Donal den Tod Kensies veranlaßte, um dadurch Ian für seine eigenen Zwecke einsetzen zu können.“
    „Nein, nein …“ widersprach er. „Aber Donal brauchte Ian, und das hatte seinen Einfluß auf das Netzwerk aus Ursache und Wirkung …“
    „Unmöglich!“ sagte sie. „Glauben Sie tatsächlich, solche Kräfte könnten auf eine Art und Weise zusammenwirken, daß sie den Tod Kensies verursachten, ohne daß Ian das bemerkte? Sie waren eins, diese beiden Zwillinge!“
    „Aber Sie haben selbst gesagt, daß Kensie seit dem Verlust Amandas immer auf der Suche nach dem Tod gewesen ist“, wandte Hal ein. „Vielleicht überließ ihn Ian zum Schluß einfach seinem Schicksal. Wie Sie wissen, wurde Kensie ermordet. Dorsai sind nicht einfach zu ermorden, es sei denn, es ist ihnen gleichgültig …“
    „Nein!“ entgegnete die dritte Amanda erneut, und ihre Stimme drückte eine fast leidenschaftliche Ablehnung aus. „So war es nicht, ganz und gar nicht. Sie ziehen einen falschen Schluß, weil … Wußten Sie, daß Thomas Veit, der Polizeichef von Blauvain, nach all den Ereignissen einen Brief an Eachan Kahn Graeme verfaßte, in dem er ihm den Hergang der Geschehnisse schilderte? Veit war dabei und hat alles miterlebt. Wissen Sie, was er erlebt hat?“
    „Nein“, entgegnete Hal. Der Teil seines Selbst, der sich mit Dem Ziel befaßte, drängte an die Oberfläche seines Denkens und benutzte die Lippen fast gegen seinen eigenen Willen; es war, als würde seine Zunge von diesem Faktor kontrolliert und nicht mehr von seinem bewußten Verstand. „Aber ich möchte es gern erfahren.“
    „Dann werde ich es Ihnen erzählen“, sagte Amanda. „Ich erzähle es Ihnen genauso, wie ich es damals gelesen habe, als ich jung war, so wie es Veit für Eachan Khan Graeme niederschrieb, nachdem Kensies Körper nach Dorsai zurückgebracht worden war, um hier bestattet zu werden …“

 
Brüder
     
    Rein körperlich betrachtet, war er groß, sehr groß. Die Berufssoldaten der verschiedenen Generationen von der kleinen, rauhen Welt namens Dorsai werden im Durchschnitt gesehen größer als die Männer von anderen Planeten. Die Graemes aber gelten selbst unter den Dorsai als hochgewachsen. Darüber hinaus war Kommandeur Kensie Graeme, wie auch sein Zwillingsbruder Ian, trotz seiner Größe so wohlproportioniert, daß es mir nur in solchen Augenblicken wie diesem, als er neben seinem ebenfalls von Dorsai stammendem Stellvertreter Oberst Charley ap Morgan stand, bewußt wurde, wie groß er wirklich war. Er hatte das schwarze, krause Haar der Graemes und das grobgeschnittene Gesicht mit den funkelnden, graugrünen Augen seiner Familie. Er besaß auch jene Charakteristika, die jene Dorsai kennzeichnen, die bereits seit mehreren Generationen auf dem Söldnerplaneten ansässig sind – diese völlige Ruhe, wenn er saß, und die verblüffende Flinkheit, wenn er sich bewegte.
    Mit Ian drüben in Blauvain war es genauso – denn rein physisch gesehen war jeder der Zwillinge ein Ebenbild des anderen. In anderer Hinsicht aber, was die Gemütsbeschaffenheit anbelangte, war der Unterschied zwischen ihnen beachtlich. Kensie war überall beliebt. Er wirkte wie eine Verkörperung heiteren Sonnenscheins. Ian hingegen war düster und so solitär wie das schwarze Eis eines Gletschers, der sich in einem Land ewiger Nacht erhob.
    „… Blut“, hatte mir Pel Sinjin auf der Fahrt hierher zum Feldlager des Expeditionskorps gesagt. „Sie wissen ja, was erzählt wird, Tom. Zur einen Hälfte Blut in den Adern, zur anderen Eiswasser, das ist es, was einen Dorsai ausmacht. Doch als sie noch von ihrer Mutter ausgetragen wurden, muß bei diesen beiden irgend etwas schiefgegangen sein. Kensie hat den ganzen Anteil an Blut bekommen. Ian …“
    Er hatte den Rest des Satzes offengelassen, aber sein Tonfall allein sprach Bände. Wie Kensies eigene Soldaten hatte auch er eine Verehrung für ihn entwickelt und setzte Ian in gleichem Maße herab. Ich hatte ihm keine Antwort darauf gegeben.
    Und nun lächelte uns Kensie an, als hätte jemand einen Scherz gemacht, den wir noch nicht ganz

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