Vom Himmel hoch
aus,
um dann zu fragen, ob eine Auskunft darüber möglich wäre, welche
Führerscheinklasse Anders Sørensen in Dänemark besaß.
Nachdem Große Jäger aufgelegt hatte, sah er Christoph
an. »Sørensen hat einen dänischen Lkw-Führerschein.«
Christoph und Mommsen waren erstaunt, wie schnell und
unkompliziert die Kollegen nördlich der Grenze zur Hilfe bereit waren und wie
kurzfristig sie die gewünschten Informationen beschaffen konnten.
»Wenn der Mann nicht ein hieb- und stichfestes Alibi
hätte, müssten wir ihn zum Kreis der Verdächtigen dazu zählen«, präzisierte
Christoph die neue Erkenntnis.
»Dafür können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit einen
weiteren Verdächtigen entlasten.«
»Und wer sollte das sein?«, wollte Große Jäger wissen,
und auch Mommsen horchte auf.
Beide rückten neugierig an Christophs Schreibtisch
heran.
»Arno Kleinwächter«, stellte Christoph fest, und
Mommsen gab ihm Recht.
»Stimmt! Der hätte sich kaum um den Hubwagen bemüht,
wenn er gewusst hätte, dass dieser wahrscheinlich für den Mord benutzt worden
war.«
»Wer bleibt dann noch übrig? Kleinwächter, das haben
wir eben gehört, ist rehabilitiert. Ebenso Volker Schwarz, der in Flensburg
war. Ellen Heckert hat sich bei ihrer Freundin aufgehalten, und Doris Landwehr
war in ihrer Wohnung, was ein Nachbar auf Umwegen bestätigen konnte. Anders
Sørensen hat mit Opa gefeiert, und Carsten Fröhlich war am fraglichen Abend
laut Zeugenaussage so betrunken, dass er zur Ausführung der Tat kaum in der
Lage gewesen sein dürfte. Davor Bardolic hat an seinem Haus in den Bergen des
Kosovos gebaut. Da bleiben nicht mehr viele übrig.«
Die drei schwiegen eine Weile, bis Große Jäger zu
bedenken gab:
»Und wenn es nun doch eine uns bisher noch nicht
bekannte Person war?«
Seine Kollegen sahen ihn an.
»Das klingt relativ unwahrscheinlich«, meinte
Christoph. »Ich vermute, wir finden den Täter im schon genannten Kreis der
Verdächtigen.«
*
Selbst an einem Frühsommernachmittag wie diesem waren
die beiden Flugzeuge schwer auszumachen. Wenn der donnernde Lärm ihrer
Düsenaggregate zu hören war, konnte man sie bei klarem Himmel mit etwas Glück
am fernen Horizont entdecken. Die Menschen an der Küste hatten sich an die
beiden Jagdflieger gewöhnt. Seltsamerweise waren es immer zwei. »Die gesamte
dänische Luftwaffe« wurde gespottet. Kurz und bündig hieß es deshalb, »Jens und
Ole« sind am Himmel unterwegs.
Der weiße Saab mit den großen schwarzen Buchstaben
»Politi« rollte gemächlich über die Landstraße. Er fuhr konstant die für diesen
Straßentyp erlaubten achtzig Stundenkilometer. Hinter dem Streifenwagen hatte
sich mittlerweile eine lange Schlange gebildet.
Die beiden Polizisten in ihrer schwarzen Uniform und
dem weißen Koppel hießen Jens Kragh und Ole Foldager. Aufgrund ihrer Vornamen
wurden sie unter den Kollegen auch das »Luftwaffenteam« genannt. Sie waren es
gewohnt, dass sie bei ihren Patrouillenfahrten stets den Kopf einer längeren
Schlange bildeten. Die strengen Gesetze und drakonischen Strafen hielten ihre
Landsleute von gewagten Überholmanövern ab. Viel öfter gingen ihnen die
Touristen aus dem südlichen Nachbarland ins Netz, die mit Lichthupe links an
der ganzen Schlange vorbeirauschten und erst zu spät registrierten, dass das
auffällige weiße Fahrzeug mit dem markanten Schriftzug der Grund für die
rechtskonforme Geschwindigkeit der Kolonne war.
Jens und Ole genossen an diesem herrlichen
Frühsommertag die gemächliche Spazierfahrt. Ihr Weg hatte sie von Ribe aus über
kleine Nebenstraßen bis nach Skærbæk geführt. Nun bummelten sie auf der gut
befahrenen Hauptstraße zurück Richtung Stützpunkt.
Die Tätigkeit bei der dänischen Polizei war nicht
unangenehm. Es gab selten spektakuläre Einsätze. Überwiegend galt es, bei
kleineren Streitereien zu schlichten, Verkehrsunfälle aufzunehmen und die
sonstigen Routinearbeiten zu erledigen, die der Dienst mit sich brachte.
Jens, am Steuer, bremste bei der Annäherung an den
Kreisverkehr.
Er blinkte und wollte nach rechts abbiegen, um den Weg
durch die historische Altstadt von Ribe, der ältesten Stadt des Königreiches,
zum Polizeirevier zu wählen.
Ole stupste ihn leicht an.
»Fahr doch die Umgehung, dann müssen wir nicht durch
die Gässchen.« Er sah auf die Uhr und lachte, als er anmerkte: »Da sind jetzt
die Biertransporter unterwegs und verstopfen die Durchfahrt.«
Jens stimmt in das Lachen ein und nahm die
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