Vom Himmel hoch
er
beteiligt schien. Nur die Einzelheiten konnte er nicht mehr koordinieren.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit später vor, als an der
Tür auf seiner Seite gerüttelt würde. Durch den Aufprall hatte sich die
Karosserie verzogen. Schließlich gelang es einem Passanten, mit einem hässlich
schrill klingenden Geräusch die Tür zu öffnen.
Ein Gesicht beugte sich zu ihm herab, und jemand
fragte mit besorgter Miene: »Sind Sie verletzt?«
Kleinwächter sah den Fremden aus glasigen Augen an. Er
gab keinen Ton von sich.
Das Gesicht verschwand wieder aus seinem Blickfeld.
Der Helfer schwenkte seine Hand vor Mund und Nase hin
und her und erklärte den Umstehenden: »Mensch, der ist aber besoffen.«
Als kurz darauf die Polizeistreife eintraf, kauerte
Arno Kleinwächter immer noch in seinem demolierten Fahrzeug.
Eine angenehme Leere hatte sich in seinem Kopf breit
gemacht.
Willenlos akzeptierte er die Hand, die ihn jetzt aus
seinem Auto zerrte, blickte den Uniformierten an, der seinem Streifenkollegen
erklärte:
»Das ist ganz schön heftig. Das wird ein übles
Nachspiel haben. Der ist nicht nur auf absehbare Zeit seinen Führerschein los,
sondern bekommt obendrein noch eine saftige Strafe. Und für den Schaden wird er
selbst aufkommen müssen, da bei Trunkenheit die Versicherung nicht einspringt.
In dessen Haut möchte ich jetzt nicht stecken.«
ACHT
Christoph lehnte sich zurück und sah Große Jäger an.
»Zu Beginn unserer Ermittlungen hast du geprüft, wer
aus dem Kreis der potenziell Verdächtigen einen Lkw-Führerschein hat.«
Der Oberkommissar brummte nur. Er konnte die Bedeutung
der Frage nicht einschätzen und zog es deshalb vor, eine unbestimmte Antwort zu
geben.
»Dabei hast du festgestellt, dass Davor Bardolic,
Hausmeister Schädlich aus seiner Bundeswehrzeit, Arno Kleinwächter und zu
unserer großen Überraschung Volker Schwarz die Erlaubnis zum Führen von
Lastkraftwagen haben.«
Der Oberkommissar wiegte den Kopf hin und her, schwieg
aber weiter.
»Davor Bardolic scheidet als Verdächtiger aus, weil er
nach unseren Recherchen zum Tatzeitpunkt nicht in Deutschland war. Arno
Kleinwächter haben wir auch gestrichen, da es ihn entlastendes Material gibt.
Das gilt auch für Volker Schwarz.«
»Das würde bedeuten«, resümierte Große Jäger, »dass
sich der Tatverdacht auf Hausmeister Schädlich konzentrieren würde.«
Christoph nickte.
»Wo hast du deine Erkundigungen bezüglich der
Führerscheine eingezogen?«
Jetzt sah der Oberkommissar fast ein wenig dümmlich
aus, sodass selbst Mommsen in seiner Ecke lachen musste.
»Wieso? Das verstehe ich nicht«, sagte Große Jäger.
»Wie üblich. Ich habe über unser Auskunftssystem in Flensburg nachgefragt.«
»Und? Wen findest du dort?«, bohrte Christoph nach.
»Alle.«
Jetzt schüttelte Christoph den Kopf.
»Falsch! Fast alle. Du findest dort jeden, der in
Deutschland seinen Führerschein gemacht hat. Aber wie ist das mit Ausländern,
die ihre Fahrerlaubnis in ihrer Heimat erworben und auch keinen Wohnsitz in der
Bundesrepublik haben?«
Große Jäger schlug sich mit der flachen Hand an die
Stirn. »Ich Rindvieh, ich Idiot«, übte er Selbstkritik. »Klar doch! Anders
Sørensen haben wir vergessen. Das liegt auch daran, dass der Bursche zum
Tatzeitpunkt Urlaub hatte und deshalb als Täter nicht in Frage kommt. Ich habe
sein Alibi doch selbst überprüft.«
»Das ist schon richtig«, gab Christoph zurück. »Wir
sollten aber zur Vervollständigung der Aktenlage diesen Punkt noch einmal
klären.«
Große Jäger gab sich stur. »Du kannst deine Herkunft
als Verwaltungsmensch nicht abstreifen«, giftete er Christoph an, »typischer
Bürokratenarsch. Wozu das notwendig ist, vermag ich nicht zu erkennen.«
»Trotzdem!«
Missmutig griff Große Jäger zum Telefonhörer, hielt
kurz inne und rief quer durch den Raum Mommsen zu:
»Harm, hast du die Durchwahl von diesem Dingsbums,
diesem Inspektor aus Ribe?«
Mommsen blickte auf. »Du meinst Bjarne Thorbensen von
der dänischen Polizei?«
»Den meine ich«, grummelte Große Jäger. »Und wie ist
die Telefonnummer?«
Mommsen grinste. »Keine Ahnung. Du hast mit dem
gesprochen.«
»Scheiße …«, schimpfte der Oberkommissar und begann,
den wüsten Stapel von Papierfetzen auf seinem Schreibtisch planlos zu
durchforsten. Es dauerte eine Weile, bis er fündig wurde.
Er wählte, wartete eine Ewigkeit und hatte dann den
richtigen Teilnehmer am Apparat.
Er tauschte ein paar belanglose Freundlichkeiten
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