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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Herr Hansen, trotzdem ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Die
perfekte Tat gibt es nicht. Haben Sie wirklich geglaubt, als Laie auf diesem
Gebiet die Polizei hinters Licht führen zu können?«
    Pastor Hansen schwieg zu den Vorwürfen.
    »Sie wissen, dass wir handfeste Beweise
zusammentragen, um Sie zu überführen. Mir ist auch klar, dass Sie jetzt
schweigen, weil Sie noch Zeit benötigen, um etwas zu erledigen, was Ihnen
dringend am Herzen liegt.«
    Es lag ein Knistern in der Luft. Die Atmosphäre war
zum Zerreißen gespannt.
    »Wir benötigen Ihre Fingerabdrücke«, machte Christoph
den nächsten Zug.
    Hansen nickte.
    Christoph sah auf die Uhr. »Können Sie gleich morgen
früh zu uns nach Husum kommen? Oder wollen Sie Ihre Abdrücke lieber bei den
Kollegen in Bredstedt abliefern?«, fragte er den Pastor.
    »Mir wäre es aus bestimmten Gründen lieber, wenn ich
es bei Ihnen in Husum erledigen könnte«, äußerte Hansen seinen Wunsch.
    Christoph stimmte zu.
    Sie saßen kaum im Auto, also Mommsen über Christoph
herfiel.
    »Das ist doch ganz offensichtlich, dass wir den
Richtigen gefunden haben«, ereiferte sich der sonst so zurückhaltende junge
Beamte.
    »Stimmt«, erwiderte Christoph, »daran haben wir keinen
Zweifel. Und auch er hat erkannt, dass wir ihn erwischt haben.«
    »Und warum nehmen wir ihn nicht fest?«, wollte Mommsen
wissen.
    »Weil er uns unter Garantie nicht entwischt. Und dann
gibt es noch einen weiteren Grund, über den ich mir allerdings noch nicht ganz
im Klaren bin. Und deshalb werden wir morgen mit der Beweissicherung fortfahren
und die Fingerabdrücke nehmen.«
    »Ja, aber …«, wagte Mommsen den Widerspruch, als sie
durch das Klingeln des Telefons unterbrochen wurden. Das Display im
Armaturenbrett zeigte ihm, dass Anna Bergmann ihn zu erreichen versuchte.
    Das schlechte Gewissen regte sich in ihm, als er sich
erinnerte, die Arzthelferin kurz in eine sehr konstruierte Beziehung zum
aktuellen Fall gesetzt zu haben …
    *
    »Jetzt nicht!«, rief Ernst-Georg Roth als Antwort auf
das zaghafte Klopfen an seiner Bürotür. Er war nicht in der Stimmung, ein
weiteres Gespräch zu führen. Das vorherige hatte ihm gereicht.
    Nachdenklich starrte er auf die gegenüberliegende
Wand.
    So sieht das Ende aus, dachte er sarkastisch. Jetzt
bist du am Ziel, dort angekommen, wo du es dir nie hast vorstellen können.
Abgestürzt.
    Eingereiht dort, wo er im Laufe seines Managerlebens
andere, Subalterne, hin entlassen hatte. Ins Nichts.
    Bei den Leuten, denen er hatte kündigen müssen, war es
etwas anderes gewesen. Entweder hatten sie sich als ungeeignet für die
zugewiesenen Aufgaben erwiesen, oder die Gesamtsituation machte es
erforderlich, sich von diesem oder jenem zu trennen. Doch die Leute fielen alle
in ein gut gefedertes Netz.
    Bei ihm war es anders.
    Schön, wirtschaftlich würde er keine existenzielle Not
leiden, obwohl Einschränkungen des gewohnten Lebensstandards unabänderlich
erschienen.
    Viel schlimmer wog der soziale Abstieg, der Fall ins
Bodenlose. Gescheiterten Existenzen wurde das Siegel des Verlierers
aufgedrückt. Niemand suchte den Kontakt mit ihnen. Da gab er sich keinen
Illusionen hin. Sein bisheriges Leben war mit dem heutigen Tag abgeschlossen.
    Dürkopp hatte ihn angerufen. Der Inhaber im fernen
Ruhrgebiet hatte unmissverständlich klar gemacht, dass er Roth verantwortlich
machte für die Geschehnisse der letzten Zeit. Er habe einfach zu viel Geld in
den Bredstedter Betrieb gesteckt, als dass er es sich erlauben könne, den guten
Ruf, vornehmlich seinen als Unternehmer, beschädigen zu lassen. So Leid es ihm
täte, aber er habe den Eindruck, im »Friesischen Metallbau« würde alles drunter
und drüber gehen. Die ordnende Hand eines funktionierenden Managements sei
nicht mehr zu erkennen. Es würden Anarchie und Gewalt bis hin zu Mord und
Totschlag herrschen. Bevor nun alles zusammenbreche, habe er beschlossen, neue
Strukturen einzuziehen. Das könne am besten ein unvorbelasteter Mann erledigen.
    In den Jahren der Zusammenarbeit habe Roth zwar auch
seine guten Seiten gezeigt, einige, Dürkopp hatte eine besondere Betonung auf
»einige« gelegt, bemerkenswerte Leistungen vollbracht, aber in der Stunde der
Krise sei es ihm nicht mehr gelungen, die Zügel straff in den Händen zu halten.
    Er achte Roth als Menschen zu sehr, hatte er
scheinheilig eingeflochten, um ihm zuzumuten, als zweiter Mann hinter einem
Neuen zu arbeiten. Deshalb sei es für alle Beteiligten besser, ihre Wege

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