Vom Himmel hoch
nächste
Ausfahrt aus dem Kreisel. Er folgte der Straße, die als Umgehung für die Stadt
durch die nassen Wiesen führte.
Im Schilfgürtel der »Ribe Å« schaukelten friedlich
kleine Motorboote.
Jens nahm den Fuß vom Gas und bremste am Engpass vor
der Brücke über den kleinen Fluss ab, weil eine Baustelle den Verkehr
behinderte.
Auf einem sandigen Parkplatz gegenüber stand eine
Reihe von rötlich-orange lackierten Baufahrzeugen mit der Aufschrift eines in
der Nähe ansässigen Unternehmens.
Mitten unter den Fahrzeugen, gleich neben der mobilen
Baubude, stand ein blauer Lkw mit einem Aufbau, der die beiden Polizisten im
ersten Moment an einen Feuerwehrwagen erinnerte.
»Fahr mal rüber«, bat Ole seinen Kollegen, »den möchte
ich mir mal ansehen. Der ist mir schon vor ein paar Tagen aufgefallen. Der
Wagen sieht nicht so aus, als würde er zum Bautrupp gehören.«
Jens lenkte den Streifenwagen auf den Platz vor der
Baubude und erntete dafür neugierige Blicke von den braun gebrannten Arbeitern
mit den gelben Schutzhelmen.
Interessiert sahen sich die beiden Polizisten das
Fahrzeug an und waren erstaunt über das deutsche Kennzeichen mit den Buchstaben
» NF «, das einen Standort in
Nordfriesland verriet.
Jens las die Aufschrift auf dem Wagen vor: »Friesischer Metallbau.«
»Gehört der zu euch?«, wollte Ole von einem der
Arbeiter wissen.
»Wir sind mit Arbeiten an der Brücke und der
Böschungsbefestigung beschäftigt«, erklärte der Mann, zeigte auf den Hubwagen
und ergänzte: »So hoch wollen wir gar nicht hinaus. Wir sind Erdferkel.«
Die beiden Polizisten stimmten in das fröhliche
Gelächter ein, bevor sie weiter wissen wollten: »Seit wann steht der hier?«
Ein zweiter Arbeiter sagte, dass das Fahrzeug schon
eine Weile da stehen würde. Seit wann genau, daran könne er sich nicht
erinnern. Das sei für ihn auch unwichtig.
»Habt ihr jemanden gesehen, der mit dem Wagen gekommen
ist oder sich irgendwann einmal daran zu schaffen gemacht hat?«
Der Arbeiter verneinte.
»Ich werde es sicherheitshalber unserer Leitstelle
melden«, meinte Ole.
»Wir fahren jetzt ohnehin zurück zum Revier und können
es dem Wachhabenden direkt berichten«, entgegnete Jens.
Auf dem Revier erinnerte sich der wachhabende Beamte
an die Anfrage von Inspektor Bjarne Thorbensen und informierte diesen
unverzüglich.
Kurz darauf stand der rundliche, gemütlich aussehende
Mann mit den kurzen rotblonden Haaren und den auffallend vielen Sommersprossen
selbst vor dem Hubwagen.
Er verglich das Fahrzeug mit den Daten, die ihm Große
Jäger durchgegeben hatte, und strahlte zufrieden. Sie hatten den Wagen
gefunden! Der Rest war Routine.
Die Erfolgsmeldung erreichte kurz drauf die Kripo in
Husum. Christoph verständigte Klaus Jürgensen vom Erkennungsdienst, der daraufhin
einen seiner Mitarbeiter Richtung Ribe in Marsch setzte.
Nun galt es, das Ergebnis der Spurensuche abzuwarten.
*
»Jens und Ole, die dänische Luftwaffe«, waren auch
über das Wattenmeer vor der deutschen Küste geflogen. Doch davon hatten die
drei Beamten in Husums Poggenburgstraße nichts mitbekommen.
Christoph war aufgestanden und wanderte quer durch das
Büro, aufmerksam von Große Jägers Blicken verfolgt, der mal wieder seine
Lieblingsposition eingenommen hatte. Er bohrte mit einem Streichholz zwischen
seinen Zähnen und erklärte ungefragt, zwischendurch ein Schinkenbrötchen
gegessen zu haben.
Christoph fehlte der Zusammenhang zwischen den beiden
Toten. Gab es den überhaupt? Es wäre schon ein merkwürdiges Aufeinandertreffen
von Zufällen, wenn die beiden Taten nichts miteinander zu tun hätten, abgesehen
davon, dass die Männer sich kannten. Viel wahrscheinlicher war es, dass eine
Verbindung bestand. Aber wer war die große Frau, die von der alten Vermieterin
als letzter Besucher Kurt Schönborns beschrieben worden war?
Urplötzlich schüttelte Christoph den Kopf. Das war ein
zu abwegiger Gedanke.
Anna Bergmann, die Sprechstundenhilfe Dr. Hinrichsens,
war eine groß gewachsene Frau, verfügte über mehr medizinisches Wissen als die
Allgemeinheit und hätte sicher auch Zugang zu medizinischem Gerät wie einem
Skalpell.
Warum hatte diese Frau in den letzten Tagen so
auffallendes Interesse an Christoph bekundet und sich sogar mit ihm getroffen?
Es war ein angenehmer Abend gewesen. Sie hatten zusammen gegessen und zwanglos
miteinander geplaudert, ohne auch nur einmal auf die beiden Todesfälle zu
sprechen zu kommen.
Er schüttelte noch
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