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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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würden
sich trennen.
    Er sei von Roths Managementqualitäten überzeugt und
habe keinen Zweifel daran, dass dieser einen neuen verantwortungsvollen Job
finden würde.
    Genau das wusste der ehemalige kaufmännische Leiter
besser. They never come back . Eine zweite Chance gab es nicht.
    Den zaghaften Versuch, eine Erklärung abzugeben, hatte
Dürkopp barsch unterbunden. Der Mann hatte sich Roths Entgegnungen nicht
anhören wollen.
    In der harten Welt des Business gab es keine Rechte
für den Beschuldigten, keine Anhörung. Die Möglichkeit der Verteidigung wurde
niemandem eingeräumt. Es gab keine Urteile, sondern Entscheidungen. Und die
traf der Mächtige.
    Das war’s!
    Am helllichten Vormittag torkelte Carsten Fröhlich
über den Marktplatz von Bredstedt. Er hatte jegliche Kontrolle über seinen Gang
verloren und schoss kreuz und quer zwischen den ausweichenden Passanten
hindurch.
    Der feuchte dunkle Fleck um den Schritt herum zeugte
davon, welches Missgeschick ihm widerfahren war. Reste seines Mageninhalts
hatten sich auf der Kleidung verteilt. Mit stierem Blick glotzte er um sich,
blieb stehen, schwankte, drohte den Halt unter den Füßen zu verlieren, um dann
mit einem urplötzlichen Schwung vorwärts zu schießen. Dabei ruderte er wild mit
den Armen in der Luft herum.
    »Euch werde ich es zeigen«, lallte er vor sich hin,
»allen werde ich es zeigen.«
    Er umkurvte mühsam die Begrenzungspfähle, die den
kleinen Parkbereich abtrennten, fiel mit lautem Krachen gegen die Balustrade
einer Gaststätte, fing sich erneut und torkelte über das Kopfsteinpflaster in
Richtung des Schweinebrunnens.
    Mühsam erreichte er die übereinander stehenden
Betonfiguren, breitete seine Arme aus, als würde er die Figuren umfassen
wollen, und rutschte dann langsam zu Boden. Er drehte sich um, lehnte sich
gegen den Brunnen und blieb mit gespreizten Beinen sitzen.
    Ein älterer Passant schaute kopfschüttelnd auf das
menschliche Wrack und kommentierte kurz und bündig:
    »Das war’s!«
    *
    Das klare Blau des Himmels war einem leichten
Wolkenschleier gewichen. Es sah aus, als hätte jemand mit mattem Weiß das
sommerliche Blau der letzten Tage zu übertünchen versucht. Dennoch stand die
Sonne selbst jetzt schon relativ hoch am Himmel. Während im Frühjahr oder
Herbst um diese Stunde Schleswig markiert wurde, war die Sonne nun, im Juni,
schon ein wenig nach Süden gewandert und zeigte den Weg nach Kiel.
    Dort fährt jetzt meine Frau in ihre Kanzlei, überlegte
Christoph. Er erinnerte sich an den vergangenen Abend. Er hatte sich erneut mit
Anna Bergmann verabredet. Sie hatten rustikal im »Husumer Brauhaus« zu Abend
gegessen und waren anschließend zu Anna in die Wohnung gegangen. An diesem
Abend war es nicht bei einer netten Plauderei geblieben.
    Nun war er rechtschaffen müde und schlich mit
hängenden Schultern durch den Gang seinem Büro entgegen. Er war nicht erstaunt,
Mommsen anzutreffen, der einen frischen Eindruck machte und mit Teekochen
beschäftigt war.
    Sie tauschten ein paar allgemeine Neuigkeiten aus,
bevor Christoph sich in seinen Computer einloggte.
    Dort stieß er auf eine Nachricht von Klaus Jürgensen.
Der Leiter der Kriminaltechnik hatte, wie Christoph aus der Zeitangabe ersehen
konnte, noch in der Nacht gearbeitet und eine kurze zusammenfassende Notiz zum
vorläufigen Laborergebnis der Lkw-Untersuchung geschrieben.
    An der Brüstung waren unter dem Mikroskop
Schleifspuren zu erkennen gewesen, die womöglich von einem Gürtel stammen
könnten.
    Der Kriminaltechniker hatte winzige Partikel
abgekratzt, die jetzt genauer im Flensburger Labor analysiert und mit Banzers
Gürtel verglichen werden sollten. Das würde allerdings noch eine Weile dauern.
    Natürlich hätten sie auch Fingerabdrücke genommen. Es
fanden sich verschiedene im und am Fahrzeug, von denen sie bisher nur einen
Satz den in der daktyloskopischen Datei gespeicherten zuordnen konnten.
    Es waren die Abdrücke des Hausmeisters Schädlich, der
bekanntlich wegen früherer Vorfälle bereits polizeilich in Erscheinung getreten
war.
    Auffällig war allerdings, dass die Abdrücke des
Hausmeisters am Lenkrad deutlich von anderen überdeckt wurden. Es sah so aus,
als wäre Schädlich nicht der Letzte gewesen, der am Steuer des Wagens gesessen
hatte.
    Zum Abschluss seiner Notiz hatte Klaus Jürgensen noch
erwähnt, dass die formelle Überstellung des Fahrzeugs nach Deutschland etwas
dauern würde, da hierzu eine Reihe von Formalien zu veranlassen sei. Er

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