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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Bestimmung, die darin versammelte Streitkraft zu schützen; ihre weitere strategische Bedeutung, nämlich die Anwendung dieser geschützten Streitkraft, ist aber von den andern verschanzten Lagern etwas verschieden.
    Nach dieser Entwicklung der Entstehungsart wollen wir den Wert dieser drei verschiedenen Verteidigungsmittel betrachten, und sie durch die Namen fester Linien, fester Stellungen und verschanzter Lager bei Festungen unterscheiden.
    [398] 1. Die Linien. Sie sind die verderblichste Art des Kordonkrieges; das Hindernis, welches sie dem Angreifenden darbieten, ist durchaus nur von Wert, wenn es durch ein starkes Feuer verteidigt wird, an sich ist es so gut wie gar keins. Nun ist aber diejenige Ausdehnung, welche einem Heer noch eine solche Wirksamkeit des Feuers läßt, zum Verhältnis einer Landesausdehnung immer sehr gering, und die Linien werden also sehr kurz sein müssen und folglich sehr wenig Land decken, oder das Heer wird nicht imstande sein, alle Punkte wirklich zu verteidigen. Nun ist man wohl auf den Gedanken gekommen, nicht alle Punkte dieser Linien zu besetzen, sondern sie nur zu beobachten und vermittelst aufgestellter Reserven zu verteidigen, wie man einen mittlern Fluß verteidigen kann. Allein dies Verfahren ist gegen die Natur des Mittels. Sind die natürlichen Hindernisse des Bodens so groß, daß man eine solche Verteidigungsart anwenden könnte, so wären die Schanzen unnütz und gefährlich, denn jene Verteidigungsart ist keine örtliche, und Schanzen sind nur für die örtliche gemacht; sind aber die Schanzen selbst als das Haupthindernis des Zuganges anzusehen, so ist begreiflich, wie wenig eine unverteidigte Verschanzung als Hindernis des Zuganges sagen will. Was ist ein 12 oder 15 Fuß tiefer Graben und ein 10-12 Fuß hoher Wall gegen die vereinigte Anstrengung vieler Tausende, wenn diese nicht durch feindliches Feuer gestört werden? Die Folge also ist, daß solche Linien, wenn sie kurz und mithin verhältnismäßig stark besetzt waren, umgangen, oder wenn sie ausgedehnt und nicht gehörig besetzt waren, ohne Schwierigkeit in der Front genommen worden sind.
    Da nun dergleichen Linien die Streitkräfte durch die örtliche Verteidigung fesseln und ihr alle Beweglichkeit nehmen, so sind sie gegen einen unternehmenden Feind ein sehr übel ausgesonnenes Mittel. Wenn sie sich nichtsdestoweniger in den neuern Kriegen lange genug erhalten haben, so liegt der Grund davon allein in dem geschwächten kriegerischen Element, wo die scheinbare Schwierigkeit oft so viel tat als eine wirkliche. Übrigens wurden diese Linien in den meisten Feldzügen bloß für eine untergeordnete Verteidigung gegen Streifereien benutzt; wenn sie sich dabei nicht ganz unwirksam gezeigt haben, so muß man nur zugleich im Auge haben, wieviel mit den Truppen, die zu ihrer Verteidigung erforderlich waren, auf andern Punkten Nützlicheres hätte geschehen können. In den neuesten Kriegen konnte von ihnen gar nicht die Rede sein, auch findet sich keine Spur davon. Es ist zu bezweifeln, daß sie je wiederkehren werden.
    2. Die Stellungen. Die Verteidigung eines Landstrichs besteht, wie wir das im siebenundzwanzigsten Kapitel näher zeigen werden, solange, als die dazu bestimmte Streitkraft sich in demselben behauptet, und hört erst auf, wenn diese denselben verläßt und aufgibt.
    Soll nun eine Streitkraft sich in einem Lande behaupten, das von einem sehr überlegenen Gegner angegriffen wird, so stellt sich das Mittel dar, [399] diese Streitkraft in einer unangreiflichen Stellung gegen die Gewalt des Schwertes zu schützen.
    Da solche Stellungen, wie wir schon gesagt haben, nach allen Seiten Front machen müssen, so würden sie bei der gewöhnlichen Ausdehnung einer taktischen Aufstellung, wenn die Streitkraft nicht sehr groß wäre, was gegen die Natur des ganzen Falles ist, einen sehr kleinen Raum einnehmen, der in dem ganzen Verlauf des Gefechtes so vielen Nachteilen unterworfen wäre, daß bei allen möglichen Verstärkungen durch Schanzen kaum an einen glücklichen Widerstand zu denken sein würde. Ein so nach allen Seiten Front machendes Lager muß also notwendig verhältnismäßig eine bedeutende Ausdehnung seiner Seiten haben; diese Seiten sollen aber gleichwohl so gut wie unangreifbar sein; ihnen diese Stärke zu geben, trotz der großen Ausdehnung, dazu reicht die Verschanzungskunst nicht hin, es ist also eine Grundbedingung, daß ein solches Lager durch Hindernisse des Bodens, die manche Teile ganz

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