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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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nahm, diese Gefahr dreimal so groß erschien als hinterher.
    Ebenso war es mit den Märschen unter den Augen, oft unter den Kanonen des feindlichen Heeres. Friedrich der Große nahm jene Lager und tat diese Märsche, weil er in Dauns Verfahrungsweise, in seiner Aufstellungsart, seiner Verantwortlichkeit und seinem Charakter diejenige Sicherung fand, die seine Lager und Märsche gewagt, aber nicht unbesonnen machten. Aber es gehörte des Königs Kühnheit, Entschlossenheit und die Stärke seines Willens dazu, um die Dinge so zu sehen und nicht von der Gefahr, von welcher man 30 Jahre hinterher noch schreiben und sprechen konnte, irre gemacht und abgeschreckt zu werden. Wenige Feldherren würden an Ort und Stelle diese einfachen Mittel der Strategie ausführbar geglaubt haben.
    Nun wieder eine andere Schwierigkeit der Ausführung: Des Königs Armee ist in diesem Feldzuge unaufhörlich in Bewegung. Zweimal zieht sie hinter Daun her und, gefolgt von Lascy, auf schlechten Nebenwegen von der Elbe nach Schlesien (anfangs Juli und anfangs August). Sie muß in jedem Augenblick schlagfertig sein und ihre Märsche mit einer Kunst einrichten, die notwendig eine ebenso große Anstrengung zur Folge hat. Obgleich von Tausenden von Wagen begleitet und aufgehalten, ist ihre Verpflegung doch [155] nur höchst kümmerlich. In Schlesien ist sie bis zur Schlacht von Líegnitz, 8 Tage lang, in beständigen Nachtmärschen verwickelt, immer in Auf- und Niederziehen an der feindlichen Front begriffen; - das kostet gewaltige Anstrengungen, das fordert große Entbehrungen.
    Kann man glauben, daß sich das alles zugetragen habe ohne eine starke Friktion in der Maschine? Kann der Geist des Feldherrn solche Bewegungen mit der Leichtigkeit hervorbringen wie die Hand des Feldmessers die Bewegungen seines Abstrolabiums? Durchschneidet nicht der Anblick dieser Mühseligkeiten der armen hungernden und durstenden Kampfgenossen tausendmal das Herz der Führer und des obersten Führers? Kommen nicht die Klagen und Bedenklichkeiten darüber an sein Ohr? Hat ein gewöhnlicher Mensch Mut, dergleichen zu begehren, und werden solche Anstrengungen nicht unvermeidlich den Geist des Heeres herunterbringen, seine Ordnung lösen, kurz seine militärische Tugend untergraben, wenn nicht ein mächtiges Vertrauen zu der Größe und Unfehlbarkeit des Feldherrn alles gutmacht? - Hier also ist es, wo man Respekt haben soll; diese Wunder der Ausführung sind es, welche wir bewundern müssen. Alles dies aber fühlt sich mit seinem ganzen Gewicht nur, wenn man durch die Erfahrung einen Vorgeschmack davon bekommen; wer den Krieg nur aus Büchern und von Exerzierplätzen kennt, für den ist im Grunde dieses ganze Gegengewicht des Handelns nicht vorhanden; er möge daher, was ihm aus eigener Erfahrung nicht werden kann, von uns auf Treu und Glauben annehmen.
    Wir haben durch dieses Beispiel dem Gange unserer Vorstellungen mehr Klarheit geben wollen und eilen nun zum Schlusse dieses Kapitels zu sagen, daß wir in unserer Darstellung der Strategie diejenigen einzelnen Gegenstände derselben, welche uns die wichtigsten scheinen, sie mögen nun materieller oder geistiger Natur sein, auf unsere Weise charakterisieren, von dem Einzelnen zum Zusammengesetzten fortschreiten und mit dem Zusammenhang des ganzen kriegerischen Aktes, d. h. mit dem Kriegs- und Feldzugsplan schließen werden. 2
    Durch die bloße Aufstellung von Streitkräften auf einem Punkt wird ein Gefecht daselbst bloß möglich, und nicht immer findet es wirklich statt. Ist nun jene Möglichkeit schon als Realität zu betrachten, als ein wirkliches Ding? Allerdings. Sie wird es durch ihre Folgen, und diese Wirkungen, welche sie auch sein mögen, können niemals fehlen.
    [156] Mögliche Gefechte sind, der Folgen wegen als wirkliche zu betrachten
    Wenn man einen Haufen absendet, um dem fliehenden Feinde den Rückweg zu versperren, und er sich darauf ergibt, ohne weiter zu fechten, so ist es doch nur das Gefecht, welches ihm dieser abgesandte Haufe anbietet, wodurch sein Entschluß hervorgebracht ist.
    Wenn ein Teil unseres Heeres eine feindliche Provinz besetzt, die ohne Verteidigung war, und dem Feinde dadurch beträchtliche Kräfte zur Ergänzung seines Heeres entzieht, so ist es nur das Gefecht, welches dieser abgesandte Teil dem Feinde vorhersehen läßt, im Fall er die Provinz wieder nehmen wollte, wodurch wir im Besitz derselben bleiben.
    In beiden Fällen hat also die bloße Möglichkeit des Gefechts Folgen gehabt

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