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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Numa-Aktivitäten zu überwachen.«
    »Wissen die anderen davon?«
    »Eine Bedingung war, dass ich das nie allein mache. Also, ja, Jules und Ambrose haben mir geholfen.« Vincent sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen.
    »Und du hast mir das bisher verschwiegen, weil du Angst hast, dass sich deshalb meine Gefühle für dich ändern?« Ich beobachtete ihn ganz genau.
    Sein Schweigen und der verletzliche Ausdruck auf seinem Gesicht bestätigten diese Annahme. »Und? Ändert es etwas?«, fragte er kleinlaut.
    »Ich will, dass du das Experiment abbrichst«, sagte ich, ohne auf seine Frage zu antworten. »Das geht eindeutig zu weit.«
    »Kate, wenn es funktioniert, ist es die Lösung. Dann kann ich widerstehen bis ...«
    »Bis ich sterbe«, beendete ich seinen Satz.
    Vincent schüttelte den Kopf, als wollte er den Gedanken damit vertreiben. »Ist es nicht besser, wenn statt mir ein Numa stirbt?«
    »Darum geht es doch gar nicht. Du riskierst hier, für immer zu sterben! Wenn sie dich schnappen, löschen sie dich aus. Vorausgesetzt natürlich, die schrecklichen Nebenwirkungen des dunklen Wegs erledigen das nicht schon vorher. Sieh dich doch mal an, Vincent. Es muss einfach eine andere Lösung geben, du kannst nicht ewig einen auf Numa-Jäger machen.«
    »Es gibt aber keine«, sagte Vincent mit Nachdruck.
    »Und was ist mit dem guérisseur ? Das ist ja wohl ein eindeutiger Beweis dafür, dass ihr nicht jeden Ansatz, den es gibt, gefunden und geprüft habt. Ich werde mich bestimmt nicht einfach zurücklehnen und dabei zusehen, wie du deine Unsterblichkeit für ein paar unbeschwerte Jahre mit mir aufs Spiel setzt. Du musst mich wenigstens auch eine Alternative suchen lassen. Eine ungefährliche. Du hast es ja selbst gesagt: Mein Leben ist kurz. Im Vergleich zu den Jahrhunderten oder vielleicht sogar Jahrtausenden, die du noch auf der Erde verbringen wirst, geradezu ein Witz. Ich lasse nicht zu, dass du all das für mich aufs Spiel setzt.«
    Bei diesen Worten standen wir uns bereits mit hängenden Armen direkt gegenüber, die Hände zu Fäusten geballt. Wie ein Echo unserer Gefühle hob die Meeresbrise an und blies die Gischt hoch über unsere Köpfe, sodass eiskalte Tropfen auf uns niederregneten, die mir wie Tränen die Wangen hinunterliefen. Vincent nahm meine Hand und ging mit mir ein paar Schritte vom Ufer weg, dann umklammerte er mit beiden Händen meine Schultern, fast flehend.
    »Ohne dich besteht meine Unsterblichkeit – wie du es gerade genannt hast – aus nichts anderem als banalem Überleben. So war es zumindest bisher. Mit dir, Kate, überlebe ich nicht nur. Ich lebe. Ich würde diese eine Sekunde mit dir«, er schloss die Augen und presste seine Lippen kurz auf meine, »gegen tausend Jahre ohne dich tauschen. Und wenn ich dafür sorgen kann, dass sich diese eine Sekunde um ein paar Jahrzehnte verlängert, dann ist eine endliche Unsterblichkeit der angemessene Preis dafür.«
    »Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du diese Energie in dir trägst. Und allein die Vorstellung, dass du einem rachsüchtigem Numa in die Finger geraten könntest, ertrage ich nicht«, sagte ich, während Entschlossenheit heiß durch meine Adern floss. »Wenn du meinst, du musst, dann führe dieses verrückte Experiment zu Ende. Aber ich suche einen anderen Weg. Und wenn der guérisseur keine Lösung findet, werde ich einfach weitersuchen.«
    Vincent legte seinen Kopf schief und betrachtete mich aufmerksam. »Gut, dann suchen wir beide weiter. Allerdings komme ich mit, wenn du nächste Woche zu der Heilerin gehst.«
    Wir blieben noch eine Minute so stehen – halb wütend, halb erleichtert. Es war zwar nichts entschieden, doch zumindest hatten wir keine Geheimnisse mehr voreinander. Wieso hatte ich dann das Gefühl, wir wären uns fremder denn je?
    Wir liefen den Hügel hinauf und verschwanden im Haus, um der peitschenden Meeresbrise zu entkommen. »Vincent?«, fragte ich. »Bleibst du heute Nacht bei mir?«
    Meine Finger ruhten auf Vincents Wange, als ich einschlief. Zweimal wurde ich in der Nacht wach und sah, wie er auf dem Rücken neben mir lag und an die Decke starrte.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er fort. Ich betrat die Küche, wo er Kaffee aufgesetzt hatte und ein paar Eier in einer Pfanne vor ihm auf dem Herd brutzelten. Charlotte und Geneviève saßen bereits am Tisch, tranken Kaffee und aßen Croissants.
    »Hattest du heute Morgen keine Lust auf Schmusen?«, flüsterte ich und schlang meine Arme um

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