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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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die Umarmung vorsichtig.
    »Vincent, dies ist mein Geschäft und ich bitte Sie inständig, es auf der Stelle zu verlassen«, forderte Papy.
    Vincent löste sich behutsam aus meiner Umklammerung, nahm meine Hand und blickte wieder Papy an. »Ich möchte Sie bitten, sich, bevor Sie zu einem Entschluss kommen, unter vier Augen mit Kate zu besprechen. Ich werde mich der Entscheidung fügen, die Sie beide gemeinsam fällen.«
    Er nahm meinen Kopf in beide Hände und küsste mich sanft auf den Mund. »Ich rufe dich später an«, sagte er leise. Dann verbeugte er sich leicht vor Papy, ging zur Tür, entriegelte das Schloss und verschwand auf die Straße.
    Mir liefen Tränen die Wangen hinunter, als Papy behutsam seine Hände auf meine Schultern legte. »Ma princesse«, sagte er traurig. »Worauf hast du dich da nur eingelassen?«

 
    P apy befahl mir, mich hinzusetzen, und verbrachte die folgenden fünfzehn Minuten damit, das Geschäft für einen verfrühten Feierabend vorzubereiten. Auf dem Nachhauseweg waren wir beide fürchterlich schreckhaft – rechneten fest damit, dass die Numa kehrtmachen und uns erneut behelligen würden. Mir war danach, meinem Großvater zu sagen, dass es vielleicht nicht so klug gewesen war, Vincent wegzuschicken, bevor er uns sicher nach Hause gebracht hatte, doch ich hielt lieber meinen Mund.
    Auf halber Strecke entdeckte ich Ambrose in einer Telefonzelle. Er tat so, als würde er angeregt telefonieren, dabei wusste ich nur zu gut, dass er nie ohne Handy unterwegs war. Da er mir im Vorübergehen zuzwinkerte, meldete sich bei mir der Verdacht, dass Vincent für unseren Schutz gesorgt hatte. Als Nächstes fiel mir Gaspard auf, der in einem Café saß und ein Buch las. Da er demonstrativ eine Augenbraue hob, war ich mir sogar sicher.
    Zu Hause angekommen, gingen wir direkt in Papys Arbeitszimmer. »Kate«, sagte er ernst, während ich mich nervös auf der Lehne eines Ledersessels positionierte, »weißt du überhaupt, was Vincent ist?«
    Ich nickte. »Ich weiß alles, Papy. Oder zumindest sehr viel.
    Aber woher kennst du Revenants? Und erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du einfach irgendwann entschieden hast, an die Existenz just dieser Fabelwesen zu glauben. Du hast nicht einmal geblinzelt, als Vincent ausgesprochen hat, was er ist.«
    Mein Großvater seufzte, ging zu einem seiner Bücherregale und zog, nachdem er eine Weile gesucht hatte, das alte Bestiarium hervor. Er legte es auf den flachen, runden Tisch zwischen uns und blätterte darin, bis er die richtige Seite gefunden hatte.
    »Dies hier, meine Liebe«, sagte er und deutete auf die Seite im Buch, »ist die einzige Referenz auf Revenants, die es in meiner gesamten Bibliothek gibt. Zwar werden sie gelegentlich in anderen Texten erwähnt, doch sobald ein Werk – sei es ein Buch oder ein Kunstwerk – auf dem Markt erscheint, das sich mit Revenants befasst, werden sie für astronomische Summen gekauft. Die Käufer gehören zu einem anonymen Netzwerk von privaten Sammlern, die offenbar falsche Namen verwenden und immer bar bezahlen. Wir Antiquitätenhändler wissen, wie wir sie kontaktieren können, wenn uns Schriften dieser Art in die Hände fallen.
    Keiner der Händler spricht groß über diese Sammler. Unsere Klienten haben jedem Einzelnen von uns sehr deutlich gemacht, dass sie, sofern wir uns mit irgendjemandem über ihr Sammelobjekt unterhalten, nie wieder Geschäfte mit uns machen. Jede Spur von Revenants in der Literatur verliert sich also in den Sammlungen dieser Käufer. Daraus habe ich geschlossen, dass es einen sehr guten Grund für diese Geheimnistuerei geben muss – mal abgesehen von dem großen Wettbewerb unter Sammlern.«
    Ich reagierte auf Papys ernsten Blick mit entschlossener Miene. Er machte mir keine Angst, das sollte mein Großvater ruhig wissen.
    »Auf dieser Erde gibt es eine Reihe merkwürdiger und rätselhafter Dinge, über die nicht viele Menschen unterrichtet sind. Da mein Beruf oft von mir verlangt, wie ein Detektiv in den dunkelsten Kapiteln der Geschichte zu blättern, weiß ich leider über manche dieser Dinge viel zu genau Bescheid. Die meisten meiner Kollegen stecken lieber den Kopf in den Sand und tun so, als wären Revenants erfundene Wesen. Ich war stets anderer Meinung – ich vermutete, dass es sie gibt. Und nach dem, was ich heute gesehen habe, wurde meine Vermutung bestätigt.
    Aber Kate, diese Wesen sollen weiter ihr Schattendasein führen, wie es sich gehört. Und sich nicht in meinem Leben

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