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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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herumtreiben und vor allem nicht mit meiner Enkelin zusammen sein. Ich kann es nicht zulassen, dass du Vincent wiedersiehst. Deine Eltern würden von mir verlangen, dass ich dich beschütze. Dir zu verbieten, dich mit etwas zu treffen ...«, er zögerte, weil er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah, »... dich mit jemandem zu treffen, der eine Gefahr für dich darstellt, ist Teil der Aufgabe, die ich übernommen habe, als du hier eingezogen bist.«
    »Aber Papy –«, setzte ich an, bis mich ein Tränenstrom überwältigte.
    »Du bist siebzehn und ich bin noch immer dein Vormund. Sobald du achtzehn bist, kannst du machen, was du willst, obwohl ich natürlich hoffe, dass du mit achtzehn die Dinge so siehst wie ich.« Er sagte das sehr bestimmt, doch seine Augen trübten sich, weil er sah, wie sehr ich weinte. Ich ließ mich in seine Arme sinken.
    »Meine liebe Kate«, beruhigte er mich. »Ich bin ungern derjenige, der dich traurig macht. Aber mir ist es lieber, du bist deprimiert als tot.«
    In meinem Zimmer schnappte ich mir mein Handy und starrte es sicher eine Minute lang an. Das erste Mal seit einem Jahr hatte ich das Bedürfnis, die Nummer einer meiner Freundinnen aus Brooklyn zu wählen und ihre vertraute Stimme zu hören. Und obwohl ich das hätte tun können – jeder einzelne meiner Freunde wäre nachsichtig genug, um genau da weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten –, wo hätte ich denn ansetzen sollen? Das war doch alles viel zu unglaublich.
    Ähm, ja, Claudia? Wie geht’s? Ach übrigens, ich bin mit einem Toten zusammen, der Vincent heißt. Und jetzt hat Papy mir verboten, ihn wiederzusehen, weil ich sonst von bösen Zombies umgebracht werden könnte, die eigentlich hinter meinem Freund her sind. Meine Freunde würden glauben, meine Trauer habe mich verrückt gemacht.
    Ich schüttelte frustriert den Kopf und rief dann Vincent an. Er klang zwar gelassen, aber ich wusste, dass er genauso erschüttert war wie ich.
    »Und? Wie lautet das Urteil?«
    »Papy hat mir verboten, dich wiederzusehen.« Ich konnte das Beben in meiner Stimme nicht unterdrücken.
    »Haben wir etwas anderes erwartet? Dein Großvater ist ein vernünftiger Mann.« Sein Ton wandelte sich von verhalten zu warm. Besorgt. »Kate ... Ich wäre jetzt so gern bei dir. Wie fühlst du dich?«
    Ich schniefte und presste meine Handfläche gegen die Stirn, damit mir nicht schon wieder die Tränen kamen. »Mir geht’s gut. Ich kann sein Verhalten ja sogar nachvollziehen. Aber er liegt eben falsch.«
    »Nicht, wenn es darum geht, dass ich dein Leben in Gefahr bringe.«
    »Aber die Gefahr ist doch schon da, Vincent. Darüber jetzt nachzudenken, ist ein bisschen spät. Die Numa sind bereits hinter mir her. Mit Vernunft betrachtet, ist es sogar viel gefährlicher für mich, wenn du nicht in meiner Nähe bist. Mal ganz davon abgesehen, dass ich dich in meiner Nähe haben will.« Die Tränen gewannen den Kampf und ich fing an zu weinen. Zum tausendsten Mal an diesem Tag.
    »Alles wird gut, Kate«, sagte er leise.
    Ich kramte ein Taschentuch hervor und atmete tief ein und aus, in der Hoffnung, mich zu beruhigen. »Ich weiß, dass ich Papy respektieren muss. Aber ich kann ihm in diesem Fall einfach nicht gehorchen.« Vincent antwortete darauf nicht, sondern atmete nur hörbar aus.
    Etwas, was seit ein paar Stunden in meinem Hinterkopf rumschwirrte, erschien auf der Bildfläche und nahm allmählich Form an. Die ganze Enthüllung in Sachen Revenants und Papys Anti-Vincent-Kampagne hatten etwas viel Wichtigeres überschattet. Erst jetzt wurde mir die Bedeutung dessen klar, was einer der Numa gesagt hatte. Schon schlug mir das Herz wieder bis zum Hals.
    »Vincent – heute in Papys Laden ... Der Numa hat doch irgendwas davon gesagt, dass ich Lucien umgebracht habe.« Mir war plötzlich bitterkalt, obwohl in meinem Zimmer sicher zwanzig Grad herrschten. »Wie kann er das wissen? Es war doch kein Numa dabei, sondern nur deine Anverwandten.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, ob du das auch mitbekommen hast«, antwortete Vincent finster. »Seit ich wieder zu Hause bin, diskutieren wir hier darüber.«
    »Kann ein volanter Numa Lucien begleitet haben, der seinen Leuten danach alles berichtet hat?«
    »Nein, ich war ja selbst volant, das hätte ich bemerkt.«
    »Woher weiß er es dann?«
    »Es waren nur Revenants eingeweiht. Das heißt, jemand aus unseren eigenen Reihen muss geplaudert haben.«
    »Wie bitte?« Ich war völlig verblüfft und wartete auf eine

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