Vom Nehmen Und Genommenwerden
erzwungen als genossen. Dabei gibt es noch eine ganz andere Art, zum Höhepunkt zu kommen: Wir können uns in einem hohen Erregungszustand entspannen und uns dann dem tiefen, inneren Strömen hingeben, ohne zu ejakulieren. Dies bezeichnen wir als »Talorgasmus«.
Orgasmus als Glückseligkeit
»Der Orgasmus ist ein Rückgriff auf das Paradies und ein Vorgriff auf den Himmel« (Luise Rinser)
Der Orgasmus â für einen kurzen Augenblick erleben wir die höchsten der Gefühle. Wir erleben Glückseligkeit, Einssein, Ekstase, Ich-Verlust, und wir berühren für einen Moment das, was uns wirklich ausmacht, unser Potenzial. Im Orgasmus treten wir in Kontakt mit einem tiefen Wissen: Wir leben auf dieser Erde, und doch sind wir nicht von dieser Erde. Das ist die spirituelle Dimension des Orgasmus: ein kleiner Ausblick auf das, was vor unserer Geburt war und nach unserem Tod sein wird. Für einen Augenblick reiÃt der trennende Vorhang zwischen dem Ich und der Welt, und wir erfahren die Einheit aller Gegensätze. So ist der Orgasmus die einfachste und zugleich umfassendste spirituelle Erfahrung, die wir machen können. Wenn wir immer wieder in orgasmischen Zuständen verweilen, werden wir mit jedem Mal ekstatischer und gewöhnen unseren Körper an immer höhere energetische Zustände. Wir erfahren Glückseligkeit.
Beim Orgasmus verschmelzen wir zu einer Einheit aus Körper, Geist und Seele. Dieses Erlebnis ist dann besonders intensiv, wenn die sexuelle Erregung maximal und die Angst vor Kontrollverlust minimal ist. Männer und Frauen, die sich beim Sex vollkommen gehen lassen, können im Orgasmus die völlige Auflösung der Trennung zwischen Ich und Du erleben. Sie werden eins mit sich selbst und dem Partner.
Ein Orgasmus kann alles sein, von der simplen Entspannung nach einem anstrengenden Tag bis hin zu einem Erleuchtungserlebnis.
Nüchtern betrachtet ist der Orgasmus nichts anderes als eine körperliche Reaktion: Der Beckenboden kontrahiert unwillkürlich sechsbis zwölfmal in einem Abstand von 0,8 Sekunden. Doch auf der energetischen Ebene geschehen noch ganz andere Dinge. Wir erleben Veränderungen in der Wahrnehmung, fühlen, wie sich Raum und Zeit auflösen, begleitet von unbeschreiblichen Gefühlen tiefer Liebe. Heftige Körperempfindungen treten auf, das Schmerzempfinden lässt nach, und Ãngste verschwinden. Die Gedanken setzen aus, und wir erleben uns in einem Raum von vollkommener Stille und Weite. Wir sind reine Empfindung, unser Verstand hat keine Kontrolle mehr. Lust verwandelt sich in Wonne und Glückseligkeit. An dieser Stelle mündet der Orgasmus in eine ekstatische Meditation höchster Verzückung. Es erinnert an das, was die heilige Theresia von Ãvila, eine spanische Mystikerin, beschreibt: »Der Engel hatte einen Pfeil, der mein Herz durchdrang. Und als er dies mit seinem heiÃen Pfeil tat, spürte ich die höchste Freude.«
Orgasmus und alles, was ihn stört
Ob Rätsel der Wissenschaft oder höchstes Glück â die meisten Männer und Frauen haben zunächst einmal ganz naheliegende Probleme. In unseren Beratungen stehen zwei Themenschwerpunkte im Zentrum: Frauen suchen unser Coaching auf, weil sie Schwierigkeiten mit dem Orgasmus haben oder weil sie unter Lustlosigkeit leiden. Und Männer kommen in die Praxis, weil sie ebenfalls keine Lust auf Sex oder Schwierigkeiten mit der Erektion oder Ejakulation haben.
Zu bedenken ist, dass das sexuelle Geschehen von der Erregungsbis zur Orgasmus-Phase sehr zart strukturiert und somit auch recht anfällig für Störungen ist. Die Ursachen sind vielfältig: Beziehungsprobleme, Stress im Berufsleben, der alltägliche Wahnsinn des Familienlebens, Krisensituationen.
Wir sind der Meinung, dass der Orgasmus in erster Linie ein energetisches Phänomen ist, welches grundsätzlich nach dem kosmischen Gesetz der Polarität funktioniert und somit in zwei Phasen unterteilt werden kann. Die erste Phase dient dazu, Energie aufzubauen (maskulines Prinzip), und die zweite Phase, sich der Energie hinzugeben, um sie schlieÃlich ganz loszulassen (feminines Prinzip).
Orgasmusstörungen können sowohl bei der Frau als auch beim Mann in beiden Phasen auftreten. Wenn in der ersten Phase die Aufmerksamkeit nur beim Partner ist, geht der Kontakt zu sich selbst und zu den eigenen Empfindungen verloren. Dahinter steckt
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