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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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Begehren. Und doch führt natürlich nicht zwingend jedes sexuelle Begehren auch zu einer sexuellen Handlung. Lust auf Sex heißt also nicht, dass wir jedes Mal dieser Lust nachgeben und Sex praktizieren. Die Lust auf Lust entsteht im Sexualzentrum des Gehirns, in den miteinander vernetzten Regionen aus limbischem System, Hypothalamus und der präoptischen Region. Diese Bereiche werden durch Berührung und visuelle Reize, durch Fantasien und Erinnerungen aktiviert. Das Sexualzentrum im Gehirn ist mit den beiden im Rückenmark gelegenen Zentren im unteren Teil der Wirbelsäule verbunden: dem psychogenen spinalen Sexualzentrum und dem reflexogenen spinalen Sexualzentrum. Diese stehen wiederum in Verbindung mit den Geschlechtsorganen. Durch einen optischen Reiz, eine Fantasie, eine Berührung, einen Kuss werden wir körperlich erregt – wir bekommen Lust auf Lust.
    In der Erregungsphase kommt es zur Erweiterung der genitalen Blutgefäße. Beim Mann zeigt sich dies in der Erektion, bei der Frau im Anschwellen, Sich-Ausweiten und Feuchtwerden (Lubrikation) der Scheide. Subjektiv nehmen wir unterschiedliche Körperempfindungen wahr, vielleicht erleben wir ein Gefühl der Ruhe und des Wohlbefindens, das sich über den ganzen Körper ausbreitet, während die Lust steigt. Diese Empfindungen werden vom Parasympathikus gesteuert. Dieser Teil des Nervensystems, der mit sämtlichen Organen in Verbindung steht, ist unter anderem für Entspannung, Verdauung, Ruhe und Erektion zuständig. Eine anhaltende Erektion ist also nicht das Ergebnis von Anspannung und wilder Geilheit, sondern entsteht vor allem aus einer Entspannung heraus.
    Bei anhaltender Erregung kommt es dann zu einer Verlagerung vom Parasympathikus hin zum Sympathikus. Dieses Nervensystem ist für Leistungssteigerung, aber auch für Stress- und Notfallsituationen zuständig. Ebenso wie der Parasympathikus ist auch der Sympathikus mit allen Organen verbunden. Er sorgt für Aktivität, stellt Energie zur Verfügung, beschleunigt Herzschlag und Atem und leitet die höchste Erregung, die Plateau-Phase und den Orgasmus, ein. Beim Mann werden die Hoden dicht an den Körper gezogen, das sogenannte Sehnsuchtströpfchen aus den Cowperschen Drüsen wird ausgeschieden, Muskelspannung und Herzfrequenz erhöhen sich. Bei der Frau vergrößert sich die Klitoris. Gleichzeitig bildet sich die orgastische Manschette: das äußere Drittel der Vagina schwillt an, und das hintere Drittel der Vagina weitet sich aus (Zelt-Phänomen). Die Plateau-Phase kann unterschiedlich lang dauern und in den Orgasmus münden.
    Für den Orgasmus von Mann und Frau ist vor allem der Sympathikus verantwortlich, im Gegensatz zur Erregungsphase, in der sowohl Parasympathikus als auch Sympathikus zusammenarbeiten.
    Für heißen Sex können wir nun das Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus nutzen, um uns einerseits aufzuladen und gleichzeitig ganz entspannt zu bleiben. Dadurch schaukeln wir die Energie auf das höchstmögliche Niveau. Wenn wir von diesem Niveau aus in den Orgasmus »hineinfallen«, erleben wir ihn besonders tief und intensiv.
    Der männliche Orgasmus besteht aus zwei unabhängigen, aber koordiniert ablaufenden Unterphasen: der Emissionsphase und der Ejakulation. Die Emissionsphase wird vom Mann als ein Gefühl der Unvermeidbarkeit der Ejakulation (Punkt ohne Wiederkehr) erlebt. Die inneren Geschlechtsorgane Samenleiter, Prostata und Samenblasen ziehen sich reflektorisch zusammen und pressen das Ejakulat in den hinteren Teil der Harnröhre. Die Ejakulation selbst besteht aus im Rhythmus von 0,8 Sekunden aufeinanderfolgenden Kontraktionen der quer gestreiften Muskeln an der Basis des Penis. Früher wurden Ejakulation und Orgasmus als ein einziger Vorgang angesehen. Heute ist erwiesen, dass es sich um zwei verschiedene neurophysiologische Vorgänge handelt, die allerdings meist parallel ablaufen.
    Der weibliche Orgasmus entspricht der Ejakulation des Mannes – bei der Frau allerdings »nur« als reflektorische Kontraktionen des Beckenbodens. Zusätzlich verlängert sich der hintere Teil der Vagina, und der Uterus (Gebärmutter) richtet sich auf.
    Atem- und Herzfrequenz nehmen drastisch zu, es kommt zu partiellem oder vollständigen Verlust der Kontrolle, das Denken setzt für kurze Zeit aus. Die Frau nimmt dies als orgasmisches Pulsieren oder Pochen in

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