Vom Nehmen Und Genommenwerden
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Entspannen: Nachdem wir die Angst erkannt haben, müssen wir lernen, uns zu entspannen und die Angst anzunehmen. Dieser zweite Schritt, trotz Angst energetisch offen zu bleiben, ermöglicht uns, nicht mehr nur passiv zu reagieren, sondern aktiv zu werden. Wir greifen bewusst in das Geschehen ein. Da es sich in den meisten Fällen nicht um eine wirkliche Lebensbedrohung handelt (obwohl es sich manchmal im ersten Moment so anfühlt), können wir uns erst einmal entspannen und überprüfen, was genau diese Angst ausmacht. Ist es eine Angst, die uns schützen will? Oder eine Angst, die uns daran hindert, zu wachsen und uns zu verändern? Ist es eine Angst, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit hat?
Annehmen: Der dritte Schritt besteht darin, die Angst anzunehmen, und zwar mit allen physischen und emotionalen Empfindungen und Schmerzen, die sie auslöst. Wenn wir uns entspannen, kommen die Verletzungen, die Wunden aus der Vergangenheit an die Oberfläche. Der Körper ist der einzige Ort und das Jetzt die einzige Zeit, in der wir vergangene negative Erfahrungen lösen und heilen können. Nur im Hier und Jetzt wird körperlich spürbar, wo Empfindungen, Vorstellungen, Gefühle einmal erstarrten. Indem wir uns entspannen und die Angst voller Vertrauen akzeptieren, kommt durch Atem und Bewegung alles wieder in Fluss (oft im wörtlichen Sinn in Form von Tränen), und der Körper, unser ganzes Wesen wird wieder lebendig.
Verantwortung: Der vierte und letzte Schritt heiÃt, Verantwortung zu übernehmen für das Vergangene. Nur so gelangen wir aus der Opferrolle heraus und werden, statt weiterhin in Reaktionsabläufen, die zu Gewohnheit geworden sind, zu verharren, zum Meister über unser Hier und Jetzt. Wenn wir durch den Schmerz bewusst hindurchgegangen sind, darüber reflektieren und die Konsequenzen daraus ziehen, werden wir nicht mehr sagen können: »Ich kann nicht«, sondern uns eingestehen: »Ich will nicht« â ein groÃer Unterschied. SchlieÃlich gelangen wir von einer Haltung der Verweigerung zur Hingabe.
Wir spüren das Leben wieder in uns flieÃen. Weil wir die in der Angst gebundene Energie in direktes Erleben überführen und sie dazu nutzen, unsere Grenzen auszudehnen und sogar aufzulösen, bringen wir wieder Leidenschaft und Begeisterung in unsere Partnerschaft zurück. Die Lust wird neu entfacht.
Konkrete Umsetzung für den Mann
Im feurigen Sex ist die Angst vor Kontrollverlust ein zentrales, wenn nicht sogar das Thema. Nehmen wir als Beispiel für die praktische Umsetzung der vier Schritte die Angst des Mannes vor seiner phallischen Kraft: Wie wir nun wissen, ist die Sexualität des Mannes mit einer gewissen Aggression verbunden. Beim Penetrieren dringt er nicht nur in den Körper der Frau ein, er berührt sie in ihrem innersten Kern.
Der Mann fürchtet sich jedoch nicht nur vor seiner Aggression und davor, brutal und rücksichtslos zu sein, sondern er fürchtet sich vor allem davor, in seiner Männlichkeit abgewiesen zu werden oder in seiner Potenz nicht zu genügen. Ein Lösungsversuch besteht in der Regel darin, den Akt möglichst schnell hinter sich zu bringen. Dadurch verliert er allerdings den Kontakt sowohl zu sich selbst wie auch zu seiner Partnerin. Statt Liebhaber zu sein, wird er zum Getriebenen. Sein Körper und sein ganzes Wesen verspannen sich, und es ist für ihn unmöglich, Sexualität wirklich zu genieÃen.
Wenn der Mann dies erkennt (1. Schritt), dann kann er sich durch Atmen, Bewegen und das Wahrnehmen des eigenen Körpers entspannen (2. Schritt). Weil sich dadurch die Energie im ganzen Körper verteilt, ist es sehr wohl möglich, dass die Erektion zunächst nachlässt. Das mag unangenehm sein, doch es ist wichtig, dies anzunehmen (3. Schritt) und zu beobachten. Vielleicht empfindet er Frustration, Wut, Trauer oder Schmerz. Er sollte dies jedoch nicht bewerten, sondern einfach bei seinen Empfindungen und Gefühlen bleiben. So kann er die tiefe Erfahrung machen, dass eine Erektion, die aus der Entspannung entsteht, freier, offener und umfassender ist als eine Erektion, die auf Anspannung beruht. Eine Erektion, die aus Entspannung und nicht aus einer Fixierung auf den Orgasmus entsteht, ist letztendlich viel weniger störanfällig. Denn sie umfasst sein ganzes Sein und nicht nur sein Genital. Diese tiefe Erkenntnis ermöglicht ihm,
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