Vom Nehmen Und Genommenwerden
liebevolle Abgrenzung, so wird sich die Frau später in emotional unerreichbare und mit groÃer Wahrscheinlichkeit gebundene Männer verlieben. Die erste »Ablehnung« durch ihren Vater wiederholt sich in ihren Beziehungen.
Wird aus dem Mädchen eine junge Frau, steht sie früher oder später im Spannungsfeld zwischen ihrem unbewussten und noch nicht vertieften Gefühlsreichtum, ihrer umwerfenden erotischen Ausstrahlung und den Anforderungen der modernen Welt. Diese erwartet von ihr Berufstätigkeit, Sachverstand und Erfolg, ebenso wie von ihren Brüdern und Kollegen. Sie misstraut ihrer Ausstrahlung und ihren femininen Qualitäten, fühlt sich minderwertig. Also wird sie am ehesten einen Mann wählen, der seiner Männlichkeit ebenso misstraut wie sie ihrer Weiblichkeit.
Trifft sie aber auf einen Mann, der in seiner phallischen Kraft ruht und den Mut hat, sie zu erobern und zu nehmen, gerät sie in Panik. Im schlimmsten Fall fühlt sie sich vergewaltigt. Sie verweigert sich ihm, trumpft mit »männlichen« Attributen wie Vernunft und Konkurrenz auf, schützt sich hinter einer vermeintlichen Unabhängigkeit und kann sich nicht für seine Liebe öffnen.
Als erwachsene Frau hat sie gerade dann einen Migräne-Anfall, wenn er Sex haben will, verschanzt sich hinter dem Mutter-Sein, beklagt ihren untreuen, penisgesteuerten Ehemann und engagiert sich im Frauenverein. Ihren besten Freundinnen schenkt sie mehr Zeit und Aufmerksamkeit als ihrem Partner.
Die Frau hat Angst vor der totalen Hingabe an die phallische Kraft ihres Mannes. Sie fürchtet, ihre innere Mitte zu verlieren und sich völlig in ihrer eigenen Gefühlswelt aufzulösen, hat Angst davor, sich sexuell zu unterwerfen und von ihm genommen zu werden. Sie glaubt, dass Hingabe Schwäche bedeutet, und sträubt sich dagegen, sich verletzlich zu zeigen. Dahinter steckt die Grundangst, verlassen zu werden, wenn sie sich schwach zeigt. Sie hat vielleicht die Erfahrung gemacht, für ihre Leistung geschätzt zu werden, nicht aber für ihre Weiblichkeit. Längst hat sie das gespaltene Frauenbild von Heiliger und Hure für sich übernommen. Fast immer hat dieses Selbstbild seinen Ursprung in der Beziehung zum Vater: Mit dem Erwachen ihrer Erotik und Sexualität wurde sie für ihn gefährlich. Als Reaktion hat er sich von ihr zurückgezogen.
Wenn sie genügend Vertrauen in ihren Körper und in ihre Gefühle hat, kann sie die Erfahrung machen, ganz zu sein, indem sie vollständig loslässt, sich völlig hingibt, an sich selbst, ihren Mann und das Leben. Aus diesem Gefühl der Fülle und des Seins gestaltet sie nun ihr Leben. Sie dringt in die Tiefe ihrer eigenen Weiblichkeit vor und damit zu ihrer wahren Macht. Sie wird zur Verführerin, der nur ein wahrer Mann standhalten kann, einer, der sich seinen Ãngsten ebenso gestellt hat wie sie selbst. Sie lässt es zu, dass der Mann tief in sie eindringt, mit seinen Augen genauso wie mit seinem Wesen, weil sie weiÃ, dass ihre umhüllende, sinnliche Lust ebenso stark ist wie seine phallische.
Angst-Lust-Mix: Die Bedeutung von Angst für den Sex
Wenn die Mischung aus Angst und Lust stimmt, schürt das sogar die Leidenschaft. Dieser Angst-Lust-Mix macht Sex oft erst aufregend und heiÃ. Wenn wir am Anfang einer Beziehung stehen, geschieht das von ganz alleine, denn wir sind dem anderen gegenüber noch sehr unsicher. Erinnern Sie sich an Ihre erste Verabredung: Sie zittern innerlich, haben Lampenfieber und SchweiÃausbrüche, befürchten zu erröten. Wie Pubertierende versuchen wir krampfhaft, alles unter Kontrolle zu behalten. Diese Reaktionen haben aber auch etwas sehr Lustvolles, denn sie bringen Leben in die Begegnung.
Wenn sich unsere Beziehungen dann festigen, verlieren wir diese Unsicherheit und damit auch die lustvolle Angst, die energetische Grundlage für heiÃen Sex. Doch jetzt können wir uns entscheiden: Entweder sind wir mit einer ruhigen, weniger feurigen Sexualität zufrieden, oder wir haben Lust auf aufregende und immer neue Begegnungen. Dazu müssen wir unsere Angst zulassen, um der Lust neu zu begegnen. Wollen wir also weiterhin wilden, intensiven Sex, bedeutet das, immer wieder an die eigenen Grenzen zu gehen und diese auszudehnen. Dieser Prozess von Veränderung, Wachstum und Lebendigkeit findet genau an diesen Grenzen statt, nicht davor und nicht dahinter. Um Lust zu
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