Vom Nehmen Und Genommenwerden
Vertrautheit, Nähe überwältigt und beginnen ihren Alltag zu teilen. Im Film sind die beiden nicht fähig, die Wandlung von der Idealisierung und vom feurigen Sex zum gewöhnlichen Beziehungsalltag zu vollziehen und den Schmerz auszuhalten, der damit unweigerlich verbunden ist.
Der Wunsch nach Partnerschaft und Nähe ist meist gepaart mit dem Anspruch auf AusschlieÃlichkeit und Erfüllung aller Wünsche. Paare verbringen sehr viel Zeit miteinander, erschaffen sich ein Zuhause und drohen an so viel Nähe zu ersticken. Das anfängliche Wohlgefühl kippt um in das Gefühl, gefangen zu sein. Anders gesprochen: In der Enge einer Partnerschaft findet der Liebesgott Amor nicht mehr zu der Distanz, die ihm erlaubt, seinen Bogen zu spannen. Als zusätzliche Herausforderung beginnen jetzt auch noch eben jene Bindungshormone zu wirken, die das leidenschaftliche Lieben mehr und mehr in den Hintergrund treten lassen.
Viele Paare gehen hier den Weg des geringsten Widerstands. Sie arrangieren sich mit einer lauen Sexualität und reden sich ein, dass das Wohlgefühl mit dem geliebten Partner ausreicht und ihrem Leben genügend Sinn gibt. Sie sind zwar ein gutes Team, berufen sich auf gemeinsame Interessen und leben eine Bruder-Schwester-Beziehung, die ihnen alles gibt auÃer Sex. Spätestens hier ist der Zeitpunkt gekommen, innezuhalten und sich der natürlichen Ernüchterung nicht durch Flucht und Trennung, sondern durch bewusstes Hinschauen und Fragen zu stellen.
An diesem Punkt ist es äuÃerst wichtig zu erkennen, dass hier Kräfte und Muster wirksam werden, die wir nur zum Teil durchschauen können. Das hilft, um weder sich selbst noch dem anderen sein vermeintliches Unvermögen vorzuhalten. Statt sich noch länger im Kreis des Wohlbefindens zu drehen, müssen beide den mutigen Schritt in die Veränderung und somit in den Kreis des Wachstums wagen. Beide sind aufgefordert, Verantwortung für sich, die eigene Lebendigkeit, Lust und Sexualität zu übernehmen. Sie können sogar wieder ein feuriges Liebesleben haben, wenn sie den Bindungshormonen etwas entgegensetzen â nämlich das bewusste Umsetzen des Prinzips der Polarität. Diese Form sexuellen Liebens braucht nicht in immer neuer Verliebtheit gesucht zu werden. Beim feurigen Lieben kann sie durch hochdynamische Ãbungen gezielt herbeigeführt werden. Auch müssen wir mehr über die »Droge Liebe« wissen, über die Art und Weise, wie unser Körper reagiert, über die Phasen sexueller Reaktion und den Orgasmus und natürlich auch über sexuelle Störungen und deren Ursachen. Ein langer, spannender und lohnender Weg liegt vor uns, der nach dem Happy End erst richtig beginnt.
Tauschhandel â Warum wir einander wählen
Wenn sich zwei finden und ein Paar werden, geschieht dies auf der Basis von Wünschen, Erwartungen und Versprechungen. Den meisten Paaren fällt es schwer, darüber zu sprechen, was sie dazu bewegt hat, genau diesen und keinen anderen Menschen zu wählen. Doch es lohnt sich, den Fokus für einen Augenblick genau darauf zu lenken, denn die Folgen dieser meist unbewussten und daher unausgesprochenen Wahl sind von groÃer Bedeutung.
Meist zeigt sich die ganze Tragweite der Partnerwahl nicht sofort, sondern erst nach einigen Jahren. Ein typisches Beispiel aus unserem Praxisalltag: Eine junge Frau wählt aufgrund ihrer Unsicherheit in Bezug auf Sexualität einen Mann, der ihr mehr Bruder als Liebhaber ist. Sie ist glücklich, einen Gefährten an ihrer Seite zu haben, dem sie vertrauen kann. Wenn sie dann im Laufe der Jahre zu ihrer vollen Weiblichkeit erwacht, wird sie die Leidenschaft und das Feuer in ihrer Partnerschaft vermissen. Da die Chemie aber von Anfang an die eines Bruder-Schwester-Verhältnisses war, sind nicht unerhebliche Anstrengungen nötig, um auf der sexuellen Ebene die Energie in Fluss zu bringen.
Folgende Faktoren liegen einer Partnerschaft zugrunde, meistens in Kombination, manchmal aber auch in Reinform:
Viel häufiger, als wir wahrhaben wollen, versteckt sich in einer Beziehung ein Tauschhandel. So sah Immanuel Kant (18. Jahrhundert) als Zweck der Ehe noch den Austausch zwischen materieller Sicherheit und emotional-sexueller Gegenleistung. Wir sind der Meinung, dass dies auch heute noch gilt. Die versteckte Frage lautet: Was ist der unmittelbare Gewinn aus der Beziehung? Was hat der andere, was
Weitere Kostenlose Bücher