Vom Nehmen Und Genommenwerden
die ganz groÃe Chance, durch Selbsterkenntnis zu wachsen. Für sich selbst und für die Partnerschaft als Ganzes.
Es ist ein Kampf, der zwischen verletzten Gefühlen und Selbsterkenntnis hin und her geht. Mal fühlen wir uns stark und klar, dann fallen wir in Aggressivität zurück, mal verweigern wir uns trotzig, dann sind wir bereit zu Hingabe. Dieser Wettstreit zwischen echter und falscher Zärtlichkeit lässt letztendlich unsere Persönlichkeit reifen.
Die Liebe zu sich selbst finden
Intimität bedeutet, uns dem Partner zu öffnen, ohne zu erwarten, dass er unsere ÃuÃerungen und unser Verhalten versteht oder sich seinerseits öffnet. Das ist eine immense Herausforderung. Wenn wir nur daran denken, wie oft wir uns schon von den Stimmungen und Launen des anderen beeinflussen lieÃen und uns gegenseitig dafür beschuldigt haben. Oder wir versuchen alles, um es dem Partner recht zu machen, und sind dann beleidigt, wenn er dies nicht anerkennt. Das ist nichts anderes als Manipulation. Je weniger wir uns selbst wertschätzen und lieben, desto gröÃer ist die Wahrscheinlichkeit, uns in einer Beziehung manipulieren zu lassen und somit abhängig zu werden.
Intimität als Paar bedingt Intimität mit sich selbst. Dazu müssen wir mit unserer eigenen Essenz verbunden sein. Je tiefer der Kontakt mit uns selbst ist, desto leichter können wir Verbundenheit als Paar zulassen. Zur Selbstliebe ist nur ein innerlich freier Mensch fähig, der zunächst einmal gut für sich selbst sorgen kann. Erst wenn wir reif genug sind, unser Bedürfnis nach Liebe nicht auf andere zu projizieren, steht uns der Weg zu wahrer Intimität offen.
Sich selbst zu lieben, ist eine Erleichterung, denn wir fühlen uns nicht mehr verpflichtet, den anderen zu »retten«. Es genügt, wenn wir mit uns selbst verbunden sind und unser Herz unserem Partner gegenüber weit aufmachen.
Selbstregulierung â Im rhythmischen Wechsel vom Ich zum Du
Was uns in der Partnerschaft so schwerfällt, fiel uns als Säugling noch leicht: sich auf unser Gegenüber einzulassen, wenn es sich gut anfühlt, oder, wenn nötig, einfach bei sich zu bleiben.
Babys können einerseits im direkten Kontakt mit ihrer Mutter sein. Sie verschmelzen mit ihr, lassen sich nähren, denn Mama ist die Quelle ihres Glücks. Andererseits sind sie auch fähig, unabhängig von der Umwelt für sich zu sorgen, wenn dieser Kontakt im Moment nicht stimmig ist. Dann unterbrechen sie ihn, wenden sich nach innen, um sich mit der eigenen, inneren Kraftquelle zu verbinden. Sie finden Trost in sich selbst und beschäftigen sich gerne auch alleine. Erst wenn es ihr eigener Rhythmus wieder verlangt, stellen sie den Kontakt zur Mutter wieder her.
Selbstregulierung ist auch für Erwachsene eine wichtige Voraussetzung für den gesunden Umgang mit dem Thema Nähe und Distanz in der Partnerschaft. Anders ausgedrückt: In dem MaÃe, in dem es gelingt, uns selbst zu regulieren, sind wir abhängig oder auch unabhängig von unserem Partner.
Selbstregulierung bringen wir also als instinktive Fähigkeit mit auf diese Welt. Was also ist passiert, dass wir uns nicht mehr selbst regulieren können? Unsere Mütter und unsere Väter hatten, genauso wie ihre eigenen Eltern, keine Unterstützung bei der Entwicklung von Selbstregulierung. Aus diesem Defizit heraus haben sie uns entweder übermuttert (blieben zu lange und zu nahe), oder sie waren zu distanziert (waren zu weit weg oder nicht präsent).
Vereinfacht gesprochen deutet Abhängigkeit in Beziehungen auf ein Nähe-Distanz-Problem in der Mutter-Kind-Beziehung hin. Dies zeigt sich in der Regel in zwei Ãngsten: der Angst vor Ãberflutung (vereinnahmt und verschlungen zu werden) oder der Angst vor dem Verlassenwerden (alleine zu sein und verraten zu werden).
Eine nicht auf Abhängigkeiten basierende Partnerschaft ist deshalb eine lebenslange Herausforderung und setzt voraus, dass wir Verantwortung für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse übernehmen. Wir können die Verbindung zum Partner jederzeit unterbrechen, ohne dass der andere in Panik geraten muss, weil er weiÃ, dass auf den Rückzug wieder Annäherung folgt. Dieser ständige Wechsel zwischen Hin- und Wegbewegung ist das Geheimnis lebendiger Beziehungen, in der beide atmen können, weil Nähe und Distanz gleichwertig
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