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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ü ber die Gegend. Die Deutschen heuerten Rentierhirten an, die die Mulis zusammentreiben sollten. Ü ber diesen Job gibt es allerlei Geschichten. Das Maultier hat ein v ö llig anderes Wesen als das Rentier, wie die M ä nner bald feststellten. Es ist eigensinnig, l ä sst sich nicht so leicht einfangen, und es will partout nicht in der Herde bleiben. Vor Hunden hat es Angst, gehorcht ihnen aber nicht, anders als das Rentier. «
    Wie dem auch sei, zahlreiche Maultiere waren im Verlaufe jenes Winters in der Ein ö de n ö rdlich des Inarisees aufgesp ü rt und ins Rentiergatter am Siuttajoki getrieben worden, insg e samt zweihundert St ü ck. Auch etwa hundert Rentiere waren darunter gewesen, sodass man sie umst ä ndlich voneinander hatte trennen m ü ssen. Die Deutschen waren erschienen, um ihre Maultiere abzuholen. F ü r jedes einzelne Tier hatten sie einen russischen Kriegsgefangenen als Treiber mitgebracht, und wenn das Vieh ausriss, wurde der Gefangene sofort e r schossen.
    »Ü berall in der Wildmark irrten in jenem Winter Maultiere herum. Eine Familie in Utsjoki kriegte am Heiligabend einen Heidenschreck, als pl ö tzlich so ein armes Vieh durchs Fenster glotzte, das Maul bereift und die gro ß en Augen weit aufgeri s sen. «
     

7
     
    Den Rest der Wegstrecke trug Hermanni die Patientin Huck e pack – Lena auf dem R ü cken und den Rucksack vorn ü ber dem Bauch. Es war enorm anstrengend, aber zum Gl ü ck war der Weg nicht mehr weit. Im Kankivuono-Fjord gab es eine Stra ß e und ein Haus, und dort telefonierten sie nach einem Taxi. Verstohlen steckte Lena Hermanni ein B ü ndel Gel d scheine zu und fl ü sterte, er m ö ge das Taxi bezahlen, damit sie als Frau nicht in die Verlegenheit k ä me. Siehe da, au ß er ihrem Parf ü m hatte die fliegende Abenteurerin im Ballon auch ihr Portemo n naie bei sich behalten. Geld ist leicht, von seinem Gewicht geht ein Ballon nicht zu Boden, auch wenn der g e druckte Notenwert schwer wiegt.
    Rasch schnurrte das Taxi nach Ivalo. Auf dem Hof vor dem Gesundheitszentrum schwang Hermanni sich Lena Lundmark noch einmal auf den R ü cken und trug sie in gewohnter Manier ins Untersuchungszimmer. Dann ü bernahm das medizinische Personal die Verantwortung. Lena plante, nach den vor Ort durchgef ü hrten Untersuchungen Kontakt zu Doktor Seppo Sorjonen in Helsinki aufzunehmen, der ein ber ü hmter Orth o p ä de und ihr Leibarzt war.
    Hermanni dr ü ckte der Patientin die Hand und versprach, sie am n ä chsten Tag zu besuchen. Zielstrebig stiefelte er anschli e ß end ins Restaurant Kultahippu, um sich ein Bier zu genehm i gen und nach langer Zeit mal wieder ein Fleischgericht, Re n tiergeschnetzeltes, zu essen.
    Von dem Geld, das ihm Lena gegeben hatte, ü bernachtete er im Hotel. Am n ä chsten Tag ging er gegen zw ö lf Uhr ins G e sundheitszentrum, um nach ihr zu sehen. Auf dem Hof vor dem Geb ä ude standen ein Ü bertragungswagen des Fernsehens und zahlreiche andere Fahrzeuge. Auch die zerfetzte Gondel samt Skikufen war vom See herbeigeschafft und offenbar den ganzen Morgen fotografiert und gefilmt worden.
    Drinnen dr ä ngten sich Journalisten und Fotografen. Die ü berraschende Kunde von der Rettung Lena Lundmarks, der k ü hnen Ballonfahrerin, hatte Presseleute in Scharen herbeig e lockt. Hermanni konnte sich kaum Platz verschaffen. Lena gab gl ü ckliche Statements ü ber ihre wilde und gef ä hrliche Tour ab, berichtete zugleich von der T ä tigkeit des Roten Kreuzes und machte sich f ü r den Katastrophenfonds stark.
    Hermanni Heiskari versuchte, zu ihrem Krankenbett vorz u dringen, aber man schob ihn beiseite. Einer der Fotografen zischte sogar w ü tend, dass so ein alter Lappenkerl gef ä lligst nicht seine stinkende Nase da hineinstecken sollte. Hermanni hatte erst mal genug. Er zog sich zur ü ck und ging in den Ort. Dort kaufte er einen Strau ß Nelken und bat, diesen ins Gesun d heitszentrum an Frau Lena Lundmark zu schicken. Auf die dazugeh ö rige Karte schrieb er, ein wenig bissig:
    » Das Zugtier w ü nscht hiermit baldige Genesung.
    Gr üß e vom fliegenden Gesellen Hermanni Heiskari. «
    Anschlie ß end beleckte er den Klebestreifen und verschloss den kleinen Umschlag sorgf ä ltig, damit kein Unbefugter die Botschaft las.
    In der Nacht war Wind aufgekommen, und im Ort ging das Ger ü cht, dass der See seine Eisdecke abwarf. Vom Hotel aus rief Hermanni in Inari an und erfuhr, dass ein guter Teil der Fl ä che frei war. Buchst ä blich im letzten Moment

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