Vom Regen in die Traufe
f ü rs ganze weit e re Leben nachzukommen oder diese zu finanzieren, auf jeden Fall aber erst mal f ü r ein volles Kalenderjahr. «
Ragnar z ü ckte seinen Taschenkalender und erkl ä rte, dass der Beginn des Jahres der Gen ü sse auf jenen Moment datiert sei, da der Hei ß luftballon auf dem Inarisee notlandete.
» Das war am 9. Juni, wenn ich recht unterrichtet bin? « » Ja, das stimmt wohl. «
Ragnar Lundmark erkl ä rte, dass Herr Heiskari am besten gleich eine Art Jahresplan f ü r seinen neuen Lebensstil erstellen solle, damit der wohlwollende Gedanke Frau Lundmarks in die Tat umgesetzt werden k ö nne. Der Aufenthalt in dieser besche i denen kleinen Blockh ü tte sei f ü r jemanden, der an eine entspr e chende Lebensweise gew ö hnt ist, vielleicht ganz ve r gn ü glich, aber diesen zu finanzieren sei bei Weitem nicht Lohn genug f ü r die Lebensrettung Madames. Es lohne, etwas anz u peilen, was ein wenig mehr Komfort und Genuss versprach.
» Aber wenn ich losziehe, um auf die Pauke zu hauen, dann kostet das, und nicht mal wenig. «
» Finanzielle Beschr ä nkungen gibt es nicht. Ich garantiere, dass mehr als ausreichend Geld f ü r den Zweck zur Verf ü gung steht. «
Gl ü ckliche Entschlossenheit machte sich in Hermannis G e sicht breit.
» Na, mir soll's recht sein. Dann nix wie los! «
Zweiter Teil
8
Sie brachen sofort auf. Hermanni Heiskari warf ein paar He m den, Str ü mpfe und Unterhosen, sein Rasierzeug und ä hnlichen Bedarf in eine gro ß e rote Sporttasche, die auf der einen Seite die Aufschrift International University und auf der anderen die Abk ü rzung des Ballsportvereins Rovaniemi trug. Ragnar Lundmark erkundigte sich diskret, ob Herr Heiskari denn keinen Koffer besitze, damit er einen Anzug f ü r ko m mende Gelegenheiten einpacken k ö nne.
» Nee, hab keinen Koffer, und 'nen Anzug auch nicht. «
Ragnar Lundmark staunte:
» Ja, glauben Sie denn wirklich, dass Sie sich ü berall in Fre i zeitkleidung zeigen k ö nnen? «
Hermanni hatte nie einen Gedanken an korrekte Kleidung verschwendet, wenn er auf Tour gegangen war. Das war bei Waldburschen nicht ü blich. Und in den seltenen F ä llen, da in den Gastst ä tten Schlips und Sakko verlangt wurden, konnte man diese herrschaftliche Ausstattung beim T ü rsteher mieten. In guten alten Zeiten hatten die T ü rsteher im Norden f ü r No t f ä lle die komplette Kluft in den passenden Gr öß en parat gehabt. Konfirmationsanz ü ge f ü r gro ß e Jungs.
Also das Vorhandene eingepackt, und auf ging's. Ragnar Lundmark fuhr nach Saariselk ä , wo Hermanni schnurstracks der Kneipe zustrebte und das Besorgen der Unterkunft seinem Butler ü berlie ß . Das war der Auftakt zu einer zweiw ö chigen nervenzerfetzenden Zechtour durch Lappland und das ü brige Finnland.
Den Ort Saariselk ä machte Hermanni zwei Tage lang uns i cher. Er erregte betr ä chtliches Aufsehen mit seiner l ä rmenden Feierei, bis Ragnar Lundmark vorschlug, nach Rovaniemi weiterzufahren, da er den gemieteten Wagen zur ü ckbringen wollte.
» Nu denn, ist mir recht, fahren wir zum Pohjanhovi. «
In Rovaniemi vergingen wieder ein paar Tage, und im Nu war auch Johannis vorbei. Das Wunder der Mitternachtssonne feierten sie mit gro ß em Nachdruck am Ounasvaara, und a n schlie ß end rauschten sie im Taxi nach Oulu.
» Die Stadt ist ja m ä chtig gewachsen, seit ich zuletzt hier war. «
Hermanni hatte 1965 in Hiukkavaara in der Granatwerfe r kompanie der n ö rdlichen Brigade gedient.
» Bin Unteroffizier. Darf man fragen, was Ihr Rang ist? «
Lundmark z ö gerte einen Moment. Dann erkl ä rte er, dass er Oberstleutnant a. D. sei. Diese Nachricht machte auf Herma n ni gewaltigen Eindruck, und von da an leistete er sich keinen Versuch mehr, seinen Butler zu duzen, nicht mal, wenn er betrunken war.
Als Oulu gr ü ndlich durchfeiert war, ging es weiter nach J y v ä skyl ä , Tampere, Lahti und anschlie ß end nach Kotka. Endlich war bei Hermanni Heiskari die Luft raus, und schlapp und ersch ö pft ruhte er sich im Motel von Kymi aus. Die hemmung s lose Tour hatte an den Kr ä ften gezehrt. Hermanni schlief zwei Tage und N ä chte hintereinander, und so hatte Ragnar Lun d mark endlich Zeit, sich hinzusetzen und seiner Nichte schrif t lich vom Verlauf der vergangenen zwei Wochen zu berichten. Es wurde denn auch ein langer und recht ha r scher Brief, den Ragnar nach Maarianhamina faxte.
» 4. 7., Kymenlaakso Finnland
Liebe Lena!
Erst jetzt habe
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