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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Hermanni nicht vor, sondern erw ä h n te nur, dass er Lena ü ber die Tatsache unterrichtet habe, dass ihrer beider k ö rperliche Beschwerden die weitere mediz i nische Behandlung in Tahiti erforderlich machten.
    Hoffnungsvoll rechnete Ragnar sich aus, dass sie ihren U r laub in Tahiti um weitere Monate verl ä ngern k ö nnten. Sein Gewissen protestierte kaum gegen diese L ü gen. Eine m ö gliche Erkl ä rung war, dass sich das Opfer des Betrugs weit weg, auf der anderen Seite des Erdballs, befand, was die Gewissensbisse fast g ä nzlich verstummen lie ß . Vielleicht also machte es die riesige Entfernung zwischen T ä ter und Opfer, vielleicht auch der gro ß e Zeitunterschied, jetlag, criminal lag.
    Ragnar h ä tte nicht zu sehr nach dem Zauber Tahitis gieren d ü rfen. Lena Lundmark erschrak bis ins tiefste Herz, als sie den j ü ngsten Bericht ihres Onkels las. Sie rief auf der Stelle ihren Leibarzt Doktor Seppo Sorjonen an. Die aufgeregte Braut bat den Doktor, unverz ü glich nach Tahiti zu fliegen und sich um Hermanni Heiskaris und Ragnar Lundmarks Gesundheit zu k ü mmern. Lena vertraute der polynesisch-franz ö sischen Med i zinkunst nicht, zumal sich die Beschwerden der beiden Herren trotz eingeleiteter Behandlung nur zu verschlimmern schienen.
    Doktor Sorjonen gab zu, dass er stets von einer Reise in die S ü dsee getr ä umt hatte, nur leider hatte er bereits zugesagt, in zwei Wochen auf dem internationalen Orthop ä denkongress in Lissabon einen Vortrag zu halten. Er hatte also nicht die Zeit, ein anspruchsvolles Referat vorzubereiten und gleichzeitig auf die andere Seite des Erdballs zu reisen, um eine Unterschenke l operation zu ü berwachen und sich um die Bilharziose eines fliegenden Holzf ä llers zu k ü mmern. Die Berufsbezeichnung des Letzteren nannte er freilich nicht laut. Er forderte Frau Lun d mark auf, sich an einen willigeren Kollegen zu wenden. Es gab ja sogar unter den Arbeitslosen Ä rzte.
    » Aber Sie sind nun mal in meinen Augen der beste Orthop ä de der Welt « , seufzte Lena.
    Doktor Sorjonen musste zugeben, dass seine Patientin recht hatte. Und au ß erdem, eine ü berraschende Reise nach Tahiti w ü rde ihm bestimmt nicht schaden. Sie vereinbarten, dass der Doktor das Material seines Vortrags mitnehmen und gleich am n ä chsten Morgen auf die andere Seite des Erdballs fliegen w ü rde.
    Wom ö glich erk ä ltete sich Doktor Sorjonen in Singapur, als er dort zu n ä chtlicher Stunde umherstreifte, denn als er vie r undzwanzig Stunden sp ä ter und nach vielen Zwischenlandu n gen in Tahiti ankam, hatte er hohes Fieber, vor seinen Augen tanzten Sterne, die Glieder schmerzten gnadenlos, und sein Atem rasselte wie der eines Sterbenden. Zum Gl ü ck konnte er sich als Fachmann selbst verarzten, auch war er ja ohnehin auf dem Weg ins Krankenhaus. Mit dem Blumenkranz um den Hals bestieg er auf dem Flugplatz ein Taxi und fuhr im Gewi t terregen in die Stadt. Der Donner grollte und Blitze zuckten, sowohl drau ß en als auch im Sch ä del des Doktors.
    Im Krankenhaus von Papeete gab es keine finnischen Patie n ten. Ä u ß erst merkw ü rdig, dachte Sorjonen in seinem Fieber. Waren die beiden inzwischen gestorben? Es gab in der Stadt noch eine zweite Klinik, eine private, aber auch dort kannte man die Messieurs Lundmark und Heiskari nicht, und sie hatten sich dort auch nie aufgehalten. Blieb noch das franz ö s i sche Marinehospital, in das sich Sorjonen mit letzter Kraft schleppte. Auch hier hatte man weder einen finnischen Oberst noch seinen Begleiter als Patienten … b ö se Geschichte.
    Der franz ö sische Oberstabsarzt, mit dem Sorjonen in der S a che sprach, schlug ihm vor, gleich selbst zur Behandlung daz u bleiben. So schickte man ihn also unter die Dusche, brachte ihn anschlie ß end in einem Privatzimmer f ü r zwei Personen unter, und kurz darauf war auch schon der Tropf angeschlossen. Ersch ö pft schlief der Doktor mit dem Geda n ken ein, dass er seinen Auftrag schlecht erledigt hatte, da er seine beiden in Not geratenen Landsleute nicht hatte finden k ö nnen.
    In den fr ü hen Morgenstunden wurde ein zweiter Patient ins Zimmer gebracht, ein junger und aufgeregter neuseel ä ndischer Seemann, der in sehr schlechter Verfassung war, er war ü ber und ü ber mit schwarzem Ö l beschmiert und brabbelte die ganze Zeit eine unverst ä ndliche Geschichte von Zigtausend Schafen, die im Ozean ertrunken waren. Sorjonen glaubte zun ä chst, Fiebertr ä ume zu haben, aber als der

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