Vom Regen in die Traufe
hlten sich so wohl in der S ü dsee, dass es Lena Lundmark zu denken gab. Mitte November schickte sie den beiden Kumpanen ein Fax und fragte an, ob sie endg ü ltig im Paradies bleiben wollten. Hatten sie vielleicht vergessen, dass sie Europ ä er waren? » Es wurmt mich, die ich hier in meiner t ä glichen Arbeit fast e r trinke, denn doch ein wenig, dass die Herren ohne eigentl i chen Grund auf die andere Seite des Erdballs verschwinden und sich nicht mal die M ü he machen, mir korrekt ü ber ihr Tun und Lassen zu berichten. «
Lena Lundmark war gereizt. Die Gesch ä fte liefen immer schlechter. Sie hatte Aktien ihrer Reederei verkaufen m ü ssen, um ihre Finanzen zu stabilisieren, doch auch davon war der Konzern nicht gesundet, die Krise dauerte an.
» Ich habe auf Kosten der Speditionsfirma einen neuen Hei ß luftballon angeschafft und damit den alten ersetzt, der auf dem Inarisee verloren ging. Auch der neue tr ä gt wieder das Symbol des Roten Kreuzes. Meine Steuerberater warnten mich und meinten, dass man in der Speditionsbranche nicht unb e dingt Hei ß luftballons braucht. Ich bin jedoch der Meinung, dass es m ö glich sein muss, jedes beliebige Luftfahrzeug in meiner Firma als Transportmittel zu f ü hren. Wo kommen wir denn da hin, wenn nur Frachtmaschinen abschreibungsf ä hig sein sollen? Das Abschreibungsrecht m ü sste sogar auf Brieftauben ausg e weitet werden, die ich m ö glicherweise auf me i nem n ä chsten Flug mitnehmen werde, da das Handy ve r stummt, sobald man in der Luft ist. Die Logistik ist nicht gerade die st ä rkste Seite der Juristen und der Steuerbeamten. «
An dieser Stelle folgten einige verschl ü sselte Zeilen, in d e nen Lena berichtete, dass sie milit ä rische Anschaffungen f ü r den Volksaufstand get ä tigt hatte. » Ich habe in England zu einem g ü nstigen Preis zweiundvierzigtausend leichte Sten-Gun-Maschinenpistolen gekauft, au ß erdem drei ß igtausend Kalasc h nikows (AK-47) chinesischer Herkunft. Aus Vihtavu o ri habe ich sechshunderttausend Kilo Amatol und neunhu n derttausend Kilo Trotyl besorgt. Von den schwedischen Lan d streitkr ä ften habe ich ein Angebot f ü r hunderttausend Infant e rieminen eingeholt. Meine Speditionsfirma hat f ü r alle diese Waffen und die Munition die erforderlichen Kauf-, Import- und Exportg e nehmigungen besorgt. S ä mtliche Best ä nde sind in geeigneten Lagern an verschiedenen Orten Finnlands u n tergebracht. Offiziell warten sie dort darauf, exportiert zu werden, aber in Wahrheit stehen sie der Guerillaarmee zur Verf ü gung, die jederzeit auf sie zur ü ckgreifen kann. F ü rs Erste d ü rften diese Anschaffungen gen ü gen. «
Lenas Gesundheitszustand war inzwischen ausgezeichnet. Ihr Leibarzt, der Orthop ä de Seppo Sorjonen, hatte sie gr ü n d lich untersucht und festgestellt, dass die Verletzungen von dem Unfall im Fr ü hjahr vollst ä ndig verheilt waren, dass die Patientin fit und in so ausgezeichneter Verfassung war, dass sie notfalls heiraten und sogar Kinder bekommen konnte, sofern sich denn ihr Mann auf diese Dinge verstand.
» Sorjonen erz ä hlte ü brigens, dass er sein Leben lang von e i ner Reise auf die S ü dseeinseln, vor allem nach Tahiti, g e tr ä umt hat, und er beklagte, dass die Geldmittel eines Doktors der Medizin daf ü r wohl nicht reichen werden. «
Dann verriet Lena noch, dass sie baldm ö glichst zu heiraten gedachte, was sie Hermanni hiermit zur Kenntnis geben wollte. Die Hochzeitsreise w ü rde sie gern mit dem Hei ß luf t ballon machen. Starten w ü rden sie auf dem Ukonkivi im Inarisee, und an der Stelle, wo der Ballon niederginge, w ü rden sie ihr gemei n sames Heim errichten.
Als Ragnar diese Stelle aus dem Brief laut vorlas, wurde Hermannis Miene ernst. Ein leises Verlangen nach Freiheit zog durchs Gem ü t des fliegenden Holzf ä llers.
Der Brief endete mit dem Wunsch, dass die beiden Gef ä h r ten mit der hemmungslosen Verschwendung Schluss machen, in ein billigeres Hotel umziehen und binnen Kurzem nach Europa zur ü ckkehren sollten, wo die Lebenshaltungskosten dann doch niedriger waren als im ma ß los teuren Tahiti. Lena erkl ä rte, dass sie Hermanni zwar als Dank f ü r die Rettung ihres Lebens ein Jahr freien Unterhalt ohne Beschr ä nkungen versprochen hatte, aber dieses Versprechen hatte sie im Fr ü h jahr gegeben, als ihre Gesch ä fte noch gut liefen. Das Leben einer reichen Frau war viel wert, gab Lena zu. Die Belohnung, die sie Hermanni im Fr ü hjahr in Aussicht
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