Vom Regen in die Traufe
noch die Kontrolle ü ber die Aktien der Spedition s firma hatte.
Das Finnland der Diskriminierten war wie das j ü dische Ge t to in Warschau zu Zeiten der deutschen Okkupation. Man konnte nicht mehr fliehen, ü berall waren Z ä une. Die einzige M ö glic h keit war ein verzweifelter Aufstand, und selbst der war zum Scheitern verurteilt.
Hermanni versuchte seine Braut zu beruhigen, aber sie hielt dagegen und behauptete, dass er und Ragnar keine Vorstellung mehr von der Wirklichkeit in Finnland hatten. Sie waren schon zu lange im Ausland, waren zu weit weg gewesen, sie hatten zu viel Geld zur Verf ü gung gehabt, ihr Leben war zu leicht gew e sen. Sie waren ü bers ä ttigt.
Lena bekannte, dass auch sie selbst nach dem Zusamme n bruch ihrer Reederei erstmals im Leben begriffen hatte, was Unsicherheit und Angst wirklich bedeuteten. Sie fl ü sterte, dass sie sich von Herzen w ü nschte, ein gewaltiger Himmelsk ö rper m ö ge in Finnland einschlagen, m ö ge das ganze ungl ü ckliche Land verbrennen und zersprengen, m ö ge all den dummen Herren den Garaus machen und die armen Menschen befre i en, die zu einem Leben im Elend verurteilt waren.
Im Stillen und mit einem zynischen inneren Lachen dachte sie, dass es langsam Zeit wurde f ü r Hermannis Aufstand, damit sie noch einen Nutzen davon hatte und ihr der erh ö hte Tran s portbedarf zu mehr Reichtum und ihrer Speditionsfirma zu neuer Bl ü te verhalf.
Hermanni seinerseits dachte dar ü ber nach, ob man den B ü r gerkrieg auf Finnland begrenzen konnte oder ob sich auch die Arbeitslosen in den anderen europ ä ischen L ä ndern erh e ben w ü rden. W ü rde es ein weltweiter Konflikt werden? W ü rde es der Untergang der Menschheit oder ihre reinigende Rettung sein?
Die durch die Schie ß scharte einsickernden Mondstrahlen wanderten langsam ü ber die Ritterr ü stung hin, ü berlie ß en sie schlie ß lich ihrer eisernen Dunkelheit und beschienen stattde s sen das blinde gr ü ne Auge der Klimaanlage.
Der Endpunkt der Rundreise, die Pousada de Palmela, war ebenfalls fr ü her Festung und auch Kloster gewesen. Obwohl sie mitten in Lissabons s ü dlichem Industriegebiet lag, st ö rte das die Reisenden durchaus nicht, denn Palmela erhob sich in einsamer Majest ä t auf der Spitze eines hohen Berges. Neben einstigen K ö nigen hatte die Pousada auch den mittlerweile verstorbenen franz ö sischen Pr ä sidenten Mitterand bei seinem Staatsbesuch in Portugal beherbergt. Hermanni Heiskari erinnerte sich, dass auch der Schmucke Jussi bald nach dem Zweiten Weltkrieg hier zwei N ä chte gemeinsam mit Manne r heim logiert hatte, als der in Portugal geweilt hatte, um seine Gesundheit zu pflegen. Jussi war so etwas wie ein privater Sicherheitsmann gewesen, denn der betagte Kriegsmarschall hatte seinen offiziellen Adjutanten nicht mehr recht getraut.
In der Pousada de Palmela stie ß en sie ü berraschend auf j e nen russischen General, der Hermannis Studienkamerad in England gewesen war. Jetzt trug er die offizielle russische A r meeuniform mit zahlreichen Orden. Er sa ß im Café im Inne n hof des Klosters und unterhielt sich mit einigen port u giesischen Herren. Als er die Finnen sah, freute er sich ung e mein und eilte herbei, um sie zu begr üß en. Sp ä ter am Nachmittag lud er He r manni und seine Begleitung zu einem U m trunk ein. Wie sich zeigte, hatte er irgendwie in Erfahrung gebracht, dass Lena Lundmark im Namen ihrer Speditionsfi r ma gro ß e Mengen chinesischer Sturmgewehre eingekauft hatte.
» Leider habe ich bei diesem Gesch ä ft nicht als Vermittler fungieren k ö nnen, aber bei eventuellem sp ä teren Bedarf Ihre r seits hoffe ich, dass Sie meine Dienste nicht verschm ä hen. «
Der General fand, dass es angenehm war, mit Finnen G e sch ä fte zu machen, denn sie verstanden die russische Volksse e le besser als die ü brigen Europ ä er.
Der General kredenzte finnischen Wodka, Tee und Honig. Es war eine etwas seltsame Begegnung, aber zum Schluss war die Stimmung ganz locker. Lena erz ä hlte, dass sie Hermanni heiraten wollte, und darauf stie ß en alle gemeinsam an.
In der Palmela nahmen sie ihr Abschiedsessen ein. Die zwei Wochen waren sehr rasch verflogen. Hermannis Magen war wieder in Ordnung, Ragnars Schmerzen im Knochen hatten nachgelassen, Lena hatte sich von ihrer Ersch ö pfung erholt. Zur Mahlzeit genossen sie gef ü llte Taschenkrebse und Wei ß haiflo s sen in Stoutmarinade.
Noch eine letzte Nacht ruhte das Paar im k ö niglichen
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