Vom Schisser zum Glückspilz in sechsundzwanzig Tagen
Fußgelenk
bedbug Bettwanze
blister Blase
fuckin’ Roman path antike, gut erhaltene
Römerstraße
in good shape in guter Verfassung
to rest rasten
suncream/sunscreen Sonnencreme
yellow arrow gelber Pfeil
Im Spanischkurs lernt man
tendenziell mehr Wörter für die Kommunikation mit Einheimischen, aber auch hier
kann man sehr schön herauslesen, was man auf dem Camino den ganzen Tag so
treibt:
agua potable Trinkwasser
ampolla Blase
cervesa Bier
¿cuanto es ? wie viel macht
das?
desayuno Frühstück
donativo Spende
ducha Dusche
farmacia Apotheke
flecha amarilla gelber Pfeil
iglesia Kirche
menú del peregrino Pilgermenü
supermercado Supermarkt
Übermüdet und verspannt brechen
wir um kurz nach acht gen Santiago auf. Nicht nur die vergangene Nacht, auch
der gestrige Tag steckt uns noch tief in den Knochen. Ergo liegt die Stimmung
unter uns Dreien so ziemlich am Boden. Meine Wanderstöcke hängen gereinigt und
zusammengeschoben am Rucksack. Eigentlich wollte ich sie hier in Monte do Gozo
entsorgen, aber vielleicht hänge ich die Teile als Erinnerungsstücke an die
Wand; erstmal mitnehmen, wegwerfen kann ich die später immer noch. Heute Morgen
habe ich mich nach langer Zeit mal wieder frisch rasiert schließlich will ich
auf den allerletzten Kilometern ordentlich aussehen.
Zunächst steigen wir den Monte
do Gozo hinab und gelangen auf die Nationalstraße N-634a, die Zufahrtsstraße
nach Santiago de Compostela. Über einer Stromleitung hängen mehrere
ausgemusterte Paar Schuhe. Nun überqueren wir auf einer Brücke nacheinander
eine Autobahn und eine Nationalstraße. Merkwürdigerweise besteht der
Bürgersteig aus Holzplanken. Am Ende der Brücke steht auf der gegenüberliegenden
Straßenseite das Ortseingangsschild: »Santiago«. Obwohl es sich gut anfühlt,
endlich anzukommen, will keine Stimmung aufkommen. Die ersten Meter innerhalb
der Stadtgrenzen gestalten sich ungemein ernüchternd. Eigentlich habe ich mir
eine mittelalterliche Stadt mit verwinkelten Gassen, fröhlichen Gauklern und
bunten Papierschnipseln vorgestellt, stattdessen dominieren triste
Betonschachteln, verrottende Ruinen und menschenleere Straßen. Es heißt, in
Santiago bekomme jeder Pilger den Empfang, der ihm zustehe. Wenn das wahr ist,
steht uns offensichtlich überhaupt nichts zu. Weit und breit scheinen wir die
Einzigen zu sein, die heute hierher pilgern; als wäre dieser Jakobsweg ein
Geheimtipp. Erst als wir die Altstadt erreichen, kommen uns einige glücklich
lächelnde Pilger entgegen. Wir reden nicht viel, folgen einfach wie gewohnt den
Metallmuscheln auf dem Pflaster. Bevor wir auf den Kathedralvorplatz, den Praza
do Obradoiro, treten, laufen wir doch glatt Evelyn in die Arme. Na, endlich mal
etwas Positives an diesem merkwürdigen Vormittag. Mit Compostela und Stadtplan
bewaffnet, ist sie auf der Suche nach einer Herberge. Wir einigen uns darauf,
dass sie ihre Augen nach vier kuscheligen Betten offenhält, während Chris,
Marcos und ich noch kurz unseren Camino de Santiago beenden gehen. Sie erklärt
sich einverstanden und flitzt auch schon los. So zu Fuß bin ich leider nicht
mehr. Aber muss ich ja auch nicht, schließlich steht der Mietwagenplan. Darauf
freue ich mich schon richtig, Ich frage mich nur, ob mein rechter Fuß in der
Lage ist, ein Gaspedal herunterzudrücken.
Durch ein schmales Bogengewölbe
unter einem Kathedralanbau gelangen wir auf den Praza do Obradoiro, den
weitläufigen Platz vor der berühmten Westfassade der Catedral de Santiago de
Compostela. Wir haben es geschafft! Chris, losgelaufen in
Saint-Jean-Pied-de-Port; sie nennt den Ort immer »Saint Jean-Pierre«, wobei ich
mir jedes Mal die Frage stelle, wer dieser heilige Jean-Pierre überhaupt sein
soll. Marcos, gestartet in Burgos; weder aus religiösen noch aus sportlichen
Gründen, sondern
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