Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
reden.«
Susanne springt auf und zischt bedrohlich: »Du bleibst jetzt da. Ich will das jetzt klären, sonst bekomme ich einen Tobsuchtsanfall.«
Joachim will den Raum verlassen, Susanne hält ihn fest.
Joachim ist genervt: »Das bringt doch so nichts, lass mich jetzt los.«
Susanne stellt sich vor die Tür und sagt entschieden: »Nur über meine Leiche … «
Wie ist die Situation zu retten?
1. Die Dynamik unterbrechen
Der Extravertierte verlässt die Konfliktsituation. Die einzige Lösung in dieser Situation ist, dass die beiden bewusst diese Dynamik unterbrechen und sich aus der Situation befreien. Das gelingt am besten, indem der E-Typ (= Susanne) einfach aus dem Raum geht. Der I-Typ (= Joachim) kann nicht gehen, denn sobald er gehen will, schürt er den Verfolgerinstinkt des E-Typen an. Sobald der E-Typ aus der Situation herausgegangen ist, entsteht schlagartigfür beide eine Entspannung. Die teuflische Dynamik ist endlich unterbrochen.
2. Raum zum Nachdenken
Beide können durchatmen, sich beruhigen, ausruhen und überlegen, wie sie weiter mit der Situation umgehen wollen.
3. Lernfelder bestimmen
Für beide Typen gibt es etwas zu lernen.
Für introvertierte Menschen: Sie sollten für den Gesprächspartner sicht- und hörbar reagieren, damit der andere sie besser einschätzen kann. Auch wenn sie noch keine Antwort wissen, können sie deutlich machen, dass sie zugehört haben, das Thema erfasst haben und es ernst nehmen. Dann sollten sie laut denken. Sie zeigen auf, wo sie gerade stehen und was sie brauchen. Sie können klarstellen, dass es nicht so ist, dass sie sich nicht darüber auseinandersetzen wollen, sondern dass sie einfach etwas Zeit brauchen, um sich dazu ihre Gedanken zu machen. Am besten bieten sie gleich einen Zeitpunkt an, zu dem das Gespräch weitergeführt werden kann. Um glaubwürdig zu bleiben, ist es unerlässlich, dass sie zum vereinbarten Zeitpunkt auch wirklich aktiv werden und das Gespräch wieder aufnehmen.
Für extravertierte Menschen: Sie sollten lernen, ihre Ungeduld zu zügeln und ihrem Gesprächspartner Zeit zum Nachdenken zu geben. Versuchen Sie es doch einmal so: Geben Sie Ihrem stillen Partner 15 Minuten Zeit, um seine Antwort zu finden. Schweigen Sie 15 Minuten, bevor Sie das Gespräch fortsetzen. Sie sollten die unterschiedliche Persönlichkeit Ihres Gesprächspartners anerkennen. Unterstellen Sie ihm weder Desinteresse noch Arroganz. Achten Sie besonders auf den Einsatz der Klärungssprache (siehe Seite 99 ff.) und vermeiden Sie Angriffe und Druck. Fragen Sie, was der andere braucht, um das Gespräch weiterführen zu können.
Übung
Sind Sie eher extravertiert oder introvertiert? Wie nehmen Sie sich selbst wahr? Was sagen Ihnen andere diesbezüglich?
An welche eigenen Streitsituationen erinnert Sie diese Szene?
Welcher Typ ist Ihr Konfliktpartner?
Welche Dynamik entsteht im Streitgespräch?
Wie können Sie eine ungute Dynamik unterbrechen bzw. verändern?
Halten wir fest: Menschen sind unterschiedlich. Ein Unterscheidungsmerkmal ist Introversion und Extraversion. Je nachdem, wie jemand Energie auftankt oder wie er denkt, zeigen sich auch im Streitgespräch bestimmte Grundmuster. Treffen in einer Auseinandersetzung ein E-Typ und ein I-Typ aufeinander, kann das in einen Teufelskreislauf ausarten. Es bedarf dann gezielter Maßnahmen, um diese Abwärtsspirale zu unterbrechen.
Tipps:
Identifizieren Sie Ihr persönliches Lernfeld. Legen Sie fest, was Sie in welcher Situation beim nächsten Streit beachten und anders machen werden.
Setzen Sie Ihr Vorhaben zuverlässig in den kommenden Übungssituationen um.
Werten Sie anschließend Ihre neuen Erfahrungen aus.
Hat das veränderte Verhalten eine erfolgreichere, gewalt- oder stressfreiere Auseinandersetzung ermöglicht, so versuchen Sie das neue Verhalten so lange zu trainieren, bis es Ihnen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Hat es jedoch zu keiner deutlichen Verbesserung geführt, so überlegen Sie sich entsprechend veränderte neue Vorhaben und experimentieren Sie damit weiter.
Typische Konfliktarten erkennen und klären
Die verschiedensten Hintergründe führen zu Konflikten. Sie lassen sich in Gruppen zusammenfassen und als Konfliktarten beschreiben, die jeweils eine gemeinsame Grundproblematik in sich bergen. Je nach Art des Konflikts erfordert die Lösung ein spezielles Vorgehen.
Gestritten wird aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal raufen wir uns um
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