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Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

Titel: Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Extravertierte (= E-Typ ) und Introvertierte (= I-Typ ) schnell ab. Dadurch wird die Gefühls- und Beziehungsebene belastet, und aus einem Problem kann dann schnell ein Konflikt werden.
     
    Der E-Typ denkt oftmals über den I-Typ :
Warum sagt der nichts? Hat er nichts zu sagen? Will er nichts sagen?
Hat er was gegen mich/​uns?
Der ist gedanklich gar nicht beim Thema.
Der ist arrogant.
    Der I-Typ denkt häufig über den E-Typ :
Wann kommt er denn auf den Punkt?
Warum sagt er das jetzt noch mal? Das hat doch eben schon einer ausgeführt.
Der hat's aber wichtig.
Das ist ein Selbstdarsteller.
 
    Treffen im Konfliktfall ein extravertierter und ein introvertierter Mensch aufeinander, kann eine extrem schwierige Dynamik entstehen. Aufgrund ihrer Verschiedenheit treiben sie einander – ohne es zu wollen – in extreme Positionen.
    Dabei entsteht eine Art »Teufelsspirale«:
Der E-Typ bekommt auf seine Fragen keine Reaktion. Er denkt, der I-Typ hätte ihn noch nicht verstanden, und trägt in einem Monolog seine Sicht noch einmal ausführlich vor.
Der I-Typ ist zunehmend überfordert, auf diese Flut von Aussagen spontan zu reagieren, und gibt keine Antwort.
Der E-Typ empfindet das als Geringschätzung seiner Person und schlussfolgert daraus, dass dem I-Typ das Thema nicht wichtig ist oder er ihn nicht ernst nimmt. Er fühlt sich gekränkt und regt sich auf.
Der I-Typ spürt die aufkommende Aggression, lehnt diese ab und zieht sich zum Schutz weiter in sich zurück.
Der Extravertierte spürt die Ablehnung und gerät zunehmend in Wut. Vehement fordert er den I-Typ zu einer Stellungnahme auf.
Der I-Typ fühlt sich bedrängt. Er will fliehen.
Sein Fluchtimpuls löst beim E-Typ einen Verfolgerimpuls aus. Er will den I-Typ nun mit Gewalt zu einer Reaktion zwingen. Je aufbrausender sein Temperament ist, desto gefährdeter ist er,dass er seine Beherrschung dabei verliert. Er sagt oder tut möglicherweise etwas, das ihm später leidtut.
Je mehr der I-Typ flieht, desto hartnäckiger wird der E-Typ ihn verfolgen.
    Susanne und Joachim: Eine Auseinandersetzung aus dem Alltag
    Betrachten wir eine alltägliche kleine Auseinandersetzung zwischen der extravertierten Susanne und ihrem introvertierten Lebenspartner Joachim. Achten Sie bitte auf die entstehende Dynamik.
     
    Susanne: »Seit Wochen arbeitest du nur noch. Ist denn die Arbeit das einzig Wichtige für dich auf dieser Welt?«
    Joachim denkt nach und schweigt.
    Susanne hat das Gefühl, dass Joachim das Problem offensichtlich noch nicht verstanden hat, und legt nach: »Wenn ich jetzt mal auf die letzten zwei Wochen schaue, dann warst du so gut wie keinen Abend zu Hause. Ich weiß nicht, vielleicht fliehst du ja gern in die Arbeit, weil du keine Lust auf einen gemeinsamen Abend mit mir hast?«
    Susanne schaut Joachim herausfordernd an. Joachim sagt: »Quatsch!«, und schweigt wieder.
    Susanne: »Was heißt hier Quatsch. Ich habe ehrlich gesagt schon seit Langem nicht mehr das Gefühl, dass ich dir wichtig bin.«
    Susanne blickt Joachim fragend an. Joachim denkt nach und schweigt. Susanne kommt langsam in Rage. Der Ton wird aggressiver, und der Monolog wird länger: »Siehst du, es ist dir ja nicht einmal wert, dich jetzt mit mir auseinanderzusetzen. Du könntest doch jetzt wenigstens mal sagen, wie die Sache für dich ist.«
    Joachim sagt: »Ich weiß dazu nichts zu sagen.«
    Susanne: »Ja wie, ich weiß dazu nichts zu sagen? Du wirst doch wohl sagen können, wie das für dich ist. Ob es für dich okay ist, wenn du jeden Abend bei der Arbeit verbringst, ob du sogar froh darüber bist, ob das nun eben dein Lebensinhalt und deine Erfüllung ist, oder ob du es selber blöd findest und es gerne ändern möchtest. Sag doch mal was dazu!«
    Joachim: »Du hast schon recht. Da muss ich mal drüber nachdenken.«
    Susanne: »Was willst du denn darüber lange nachdenken. Das kannst du doch jetzt gleich sagen, was du denkst.«
    Joachim: »Weiß ich aber noch nicht, da muss ich mir erst mal ein paar Gedanken dazu machen.«
    Susanne: »Irgendetwas wirst du doch jetzt dazu im Kopf haben. Sag einfach, was du grade im Kopf hast.«
    Joachim schweigt und denkt nach.
    Susanne schreit: »Jetzt sag halt mal was dazu.«
    Joachim sagt: »Nicht in diesem Ton.«
    Susanne schreit noch lauter und gestikuliert dabei wild:
    »Was heißt hier nicht in diesem Ton? Du bist doch schließlich der, der mich hier zum Wahnsinn treibt.«
    Joachim steht auf und sagt: »Ich kann jetzt nicht, lass uns morgen drüber

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