Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen

abschließen zu können, entscheidet sie sich dafür, die veränderte Situation mit dem Nachbarn zu akzeptieren. Fertig!
     
    Erwartungen prallen aufeinander
    In Situationen, in denen uns ein anderer also auf dem falschen Fuß erwischt, reagieren wir »unvernünftig«. Das Problem ist, dass der andere nicht erkennen kann, dass er uns an einer empfindlichen Stelle getroffen hat und dass das die Ursache für unser »unvernünftiges« Verhalten ist. Stattdessen erwartet er eine vernünftige Reaktion und wartet auf Einsicht. An dieser Stelle können wir deutlich sehen, wie beide aus vollkommen unterschiedlichen Denkrichtungen kommen.
Der eine fühlt sich angegriffen und verletzt und erwartet eine Entschuldigung.
Der andere weiß davon überhaupt nichts. Er kritisiert sachlich, fühlt sich im Recht und erwartet Einsicht.
    Weil keiner vom anderen das bekommt, was er für richtig und angemessen hält, sieht jeder die Schuld beim anderen und bewertetdessen Verhalten negativ. Abschließend haben beide den Eindruck, dass der andere nun sein wahres Gesicht gezeigt hat und sie sich offensichtlich bislang in ihm getäuscht haben. Sie ziehen beide ihre Konsequenzen daraus und fühlen sich im Recht. Die Auswirkungen sind häufig übertrieben negativ. So kann eine ungeschickte Kleinigkeit beispielsweise zu jahrelangem Kontaktabbruch führen.
     
    Richtig reagieren in Konfliktsituationen
    Um solche unangemessenen Langzeitschäden zu vermeiden, ist es notwendig, dass wir   …
uns unserer eigenen wunden Punkte und deren Ursachen bewusst werden.
selbstkritisch bemerken, wenn wir gerade Mimose, beleidigte Leberwurst und sturer Esel sind.
die Schuld für unseren Ärger oder Schmerz nicht beim anderen suchen.
uns an die Ursache unserer Empfindlichkeit erinnern.
uns selbst »verarzten« und Trost spenden.
überlegen, welche Reaktion vernünftig und angemessen wäre.
für den anderen nachvollziehbar handeln.
 
    In Situationen, in denen wir scheinbar einen anderen auf dem falschen Fuß erwischen und er »unvernünftig« reagiert, können wir   …
darauf achten, dass wir den anderen für sein Verhalten nicht verurteilen.
wohlwollend akzeptieren, dass er an dieser Stelle empfindlich ist.
überlegen, was er nun von uns braucht.
    Je mehr verschiedene Handlungsmöglichkeiten uns rechtzeitig einfallen, desto besser können wir unangemessene Langzeitfolgen gezielt verhindern.
     
    Recht haben oder recht bekommen?
    Der allergrößte, wundeste Punkt, den wir scheinbar alle haben, ist der, wenn wir uns sachlich im Recht fühlen und dieses Recht nicht bekommen. Ganz offensichtlich leiten wir daraus die Notwendigkeit ab, unser Recht einzufordern, zu beweisen, dass wir im Recht sind, und uns gegen den anderen durchzusetzen. Wir sehen scheinbar keine Alternative dazu. Wenn wir nachgeben, haben wir den Eindruck, dass wir verloren haben und ein anderer gewonnen hat. Wir haben das Gefühl, dass wir dann »der Dumme« waren und andere auf unsere Kosten Profit machen und dabei noch über uns lachen. Vielleicht hat das auch etwas mit unserem drei Milliarden alten Grundprogramm zu tun, welches unser Überleben und unsere Fortpflanzung sichert (siehe Seite 26). Da steckt schließlich die Notwendigkeit drin, dass wir uns durchsetzen müssen.
     
    Übung
    Was sind Ihre wunden Punkte? Wann reagieren Sie sehr heftig und emotional? Wann sind Sie Mimose, beleidigte Leberwurst oder sturer Esel?
     
    Halten wir fest: Jeder Mensch hat seine wunden Punkte, auf die er besonders heftig reagiert. Meistens sind wir uns über unsere eigenen schon nicht bewusst, die der anderen können wir weder kennen noch erahnen. Erst an einer ungewöhnlichen Reaktion des anderen erkennen wir, dass wir ihn scheinbar tiefer getroffen haben. Er verhält sich dann wie eine Mimose, ein sturer Esel oder eine beleidigte Leberwurst.
     
    Tipps:
Wenn Sie in einer Situation erkennen, dass Sie recht haben, aber dieses Recht nicht ohne Konflikt bekommen werden, dann haben Sie drei Alternativen:
Sie setzen sich durch und leben im Unfrieden (im schlimmsten Fall für unbegrenzte Zeit).
Sie lernen etwas daraus und bezahlen Lehrgeld.
Oder Sie geben nach und leisten bewusst eine »Spende« für ein friedliches Miteinander.
    Entscheiden Sie, welche Haltung Ihnen ganz persönlich den größten Vorteil verschafft. Berücksichtigen Sie dabei den Wert von Harmonie in Ihrem Leben.

Persönlichkeitstypen: Ich bin ich und du bist du
    Menschen sind unterschiedlich. Der eine schreit seinen Ärger laut in die Welt